|
Rubrik: News |
Print-Version
|
Pausenplatzdach für Schulhaus Kern Metallharte Realität |
(cm) Die Architekten-Ausbildung an der ETH sei praxisfern, wird gelegentlich moniert. Dass dem nicht so ist, zeigt das Beispiel des neuen Pausenplatzdaches beim Schulhaus Kern in Zürich neben der Bäckeranlage. Dieser Bau, der diesen Juli fertig gestellt wird, ist das Ergebnis studentischer Arbeit bei den Professuren von Andrea Deplazes für Architektur und Konstruktion sowie Ludger Hovestadt für CAAD (1)(2). Am Anfang des ganzen Projektes stand eine Anfrage der ETH im Jahre 2005 an die Stadt Zürich, ob eine kleinere Bauaufgabe vorhanden sei, die Studierende mit dem Material Metall lösen könnten. Die städtische Immobilien-Bewirtschaftung schlug darauf das schon länger vorgesehene Dach für den Pausenplatz des Schulhauses Kern vor. Schweissen und Entwerfen in einer Woche In einer einzigen Seminarwoche im November 2005 erarbeiteten 20 Studierende neben einem Schweisskurs, einer praktische Einführung in Biegen und Laserschneiden und dem Modellbau sechs Entwürfe. Siegreich war schliesslich ein Projekt, das aus verschiedenen, nicht ebenen Vierecken besteht, die von zentralen Säulen getragen werden. Doch nicht nur der Aufbau aus einzelnen Elementen, der das Projekt skalierbar macht, überzeugte die Jury. Positiv fielen auch die unscharfen Konturen des Daches ins Gewicht. Denn diese entsprachen der Vorgabe nach einem leichten, möglichst transparenten Bau, der keine Konkurrenz bildet zu der Turnhalle und dem Schulhaus in der Nähe. Als "poetisch" werteten die Experten das Spiel, welches durch das Regenwasser erzeugt wird, das von einem Dachelement aufs nächste fliesst. Im Fortgang der Planung versuchte einer der Teilnehmer nach der Entwurfswoche in einer von der CAAD-Professur betreuten Diplomwahlfacharbeit die Anordnung der Dachelemente zu optimieren. Er verwendete dafür generische Algorithmen. Bei diesen gibt man verschiedene Rahmenbedingungen wie beispielsweise den gesamten Grundriss und die Form eines Dachelementes in den Computer ein, lässt danach aber diesen die verschiedenen Möglichkeiten durchrechnen. Danach wählt man die Variante aus, die den Anforderungen am besten entspricht. Mehr als Hilfsarbeiter Diesen Frühling ging es dann an die Realisation des optimierten Daches. Ende Mai durften dafür 17 Studierende – einige waren bereits im Herbst dabei gewesen - zur Firma Blechteam in Rümlang (3). Hier konnten sie unter fachkundiger Anleitung schweissen, laserschneiden oder Computer gesteuert Metall biegen. Diese Erfahrung sei phänomenal gewesen, so Christoph Schindler, Assistent bei Ludger Hovestadt; denn die Studierenden hätten bedeutend mehr machen können als blosse Hilfsarbeiter. Bis zur erwähnten Errichtung der 15 Teildächer mit einer Kantenlänge von 1.8 Meter bleibt aber noch einiges zu tun. So müssen die Tragstrukturen noch feuerverzinkt und pulverbeschichtet werden. Danach werden sie zur Probe zusammen mit den nasslackierten Deckblechen – die Materialwahl erfolgte in Absprache mit dem Graffitischutz-Beauftragten der Stadt - in der Parkgarage auf dem Hönggerberg montiert. Schliesslich liegt auch noch die Bauleitung für die Fertigstellung des Pausenplatzes bei der ETH. Blickt Christoph Schindler jetzt schon zurück auf das Projekt, so sieht er in solchen praktischen Kooperationsprojekten mit der Industrie die Zukunft der Lehre. Zum Erfolg beigetragen hat für den auf CAAD spezialisierten Architekten auch die fruchtbare Zusammenarbeit der zwei ETH-Professuren. Ein Indiz, dass diese Form der Ausbildung auch den Studierenden entspricht, erkennt Schindler darin, dass mehr als die Hälfte der Studierenden bei der zweiten Seminarwoche bereits die erste besucht hatte. |
|
|||||||||
Fussnoten:
Sie können zu diesem Artikel ein Feedback schreiben oder die bisherigen lesen. |