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Rubrik: News
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Publiziert: 25.10.2005 08:00

Nationaler Latsis-Preis an den ETH-Fluiddynamiker Patrick Jenny
Blick ins Strömungschaos

(nst) Der mit 100'000 Franken dotierte nationale Latsis-Preis ist eine der ganz wichtigen wissenschaftlichen Auszeichnungen in der Schweiz. Mit Patrick Jenny, SNF-Förderungsprofessor für Numerische Strömungsberechnung am Institut für Fluiddynamik der ETH Zürich, erhält dieses Jahr erst zum zweiten Mal überhaupt ein Ingenieurwissenschaftler den Latsis-Preis (der andere ist Martin Vetterli von der EPF Lausanne; er hat ihn 1996 bekommen). Der Preis honoriert seit 1984 besondere wissenschaftliche Leistungen von jeweils bis zu 40 Jahre alten Forschenden in der Schweiz. Die Auswahl der Preisträger erfolgt durch den Nationalen Forschungsrat des Schweizerischen Nationalfonds.

Überraschung und Motivationsschub

„Völlig überrascht“ sei er über diese Auszeichnung, sagt Patrick Jenny gegenüber „ETH Life“. „Ich hoffe, den damit verknüpften hohen Erwartungen auch gerecht zu werden“, so der 39-jährige Forscher, der ursprünglich an der ETH Informatik studierte und über seine Leidenschaft für das Fliegen zur Strömungslehre gelangt ist. 1997 hat er an der ETH in computergestützter Strömungsmechanik doktoriert. Danach forschte er zwei Jahre lang an der Cornell University in den USA. Heute sieht er sich als Ingenieurwissenschaftler, der sich stark auf Mathematik, Physik und Informatik abstützt. „Der Preis bestätigt mir, dass meine Forschung anerkannt wird und Relevanz besitzt. Und das sorgt für einen schönen Elanschub.“

Jenny befasst sich mit Mehrskalenmodellierung, um komplexe Strömungssysteme rechnerisch so in den Griff zu bekommen, dass leistungsstarke Computer sie mit nützlicher Präzision modellieren können. Mögliche Anwendungen sind Simulationen heisser Gaswirbel über einem Bunsenbrenner, von Abwässerflüssen nach der Seemündung einer Kanalisation oder des Strömungsverhaltens von Erdöl im porösen Gestein unter einem Bohrturm. Diese Phänomene sind nur scheinbar chaotisch, denn sie folgen gewissen Gesetzmässigkeiten.


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Erst der zweite Latsis-Preisträger aus den Ingenieurwissenschaften: Patrick Jenny, SNF-Förderungsprofessor für Numerische Strömungsberechnung an der ETH. gross

"Doch diese Effekte haben so viele Freiheitsgrade, dass sie unberechenbar werden“, erläutert Jenny. „Wir entwickeln statistische Algorithmen und Mehrskalenmethoden, um diese Freiheitsgrade zu reduzieren. So bekommen wir brauchbare Resultate, obwohl nicht alle Details berechnet werden.“ Als eine der grossen Hürden bei diesem Prozess bezeichnet Patrick Jenny das Zusammenführen der verschiedensten Skalen: Strömungswirbel sind sowohl mikroskopische als auch grossflächige Phänomene. Multiscale Modelling sei denn heute auch eine der grossen Herausforderungen der Ingenieurwissenschaften, findet Jenny.

Vermittler zwischen Wissenschaft und Anwendung

Eines der Themen, mit denen Patrick Jenny sich beschäftigt, ist die rechnergestützte statistische Beschreibung der Verwirbelungen, die bei der Verbrennung von Gasgemischen auftreten. Durch die Modellierung der Turbulenzen lassen sich im Computer Wege zur Reduktion der entstehenden Schadstoffe ermitteln. Dies unter anderem macht den Forscher zum Vermittler zwischen dem Verständnis naturwissenschaftlicher Phänomene und deren Anwendung: „Letztlich“, so Jenny, „ist es die Aufgabe des Ingenieurs, theoretische Konzepte in der Realität zum Laufen zu bringen.“


Literaturhinweise:
Website des Instituts für Fluiddynamik am Departement Maschinenbau und Verfahrenstechnik der ETH: www.ifd.mavt.ethz.ch/
Informationen zum Nationalen Latsis-Preis: www.snf.ch/de/com/lat/lat_arc.asp



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