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Rubrik: News
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Publiziert: 16.09.2002 06:00

Mini-Konferenz zu Perl 6 an der ETH
Perle der Computersprachen

(cj) Vergangenen Donnerstag und Freitag hat die Informatik-Supportgruppe ( ISG.EE) des Departements für Informationstechnologie und Elektrotechnik eine "Mini-Konferenz" zur der in Entstehung begriffenen Version 6 der Programmiersprache Perl organisiert. An der Konferenz präsentierten fünf Mitglieder des Kern-Entwicklerteams von Perl 6 vor rund 90 Besuchern den Stand der Entwicklungen. Die nicht für Spesen benötigten Einnahmen werden der Perl-Foundation(1) zur Unterstützung der Weiterentwicklung der Programmiersprache übergeben - ein sehr nötiger Beitrag, wie Organisator David Schweikert auf Anfrage erklärte.

Larry Wall, der Erfinder und Entwickler von Perl seit 1987, machte den Einstieg unter dem Titel "Ballistic Science" und versuchte, Klarheit ins Thema Wissenschaften, Kunst, Experimente und "Würfe" von Golfbällen und Software zu bringen.

Zwei Bereiche des neuen Perls sind bereits weit entwickelt - zum Einen die Konzepte und Syntax der Sprache selber, zum Andern die sogenannte Virtual Machine namens "Parrot"(2) (Papagei), welche die Perl6-Programme künftig ausführen wird. Beide Bereiche wurden ausführlich dargestellt.

Programmieren in Latein

Während der Entwicklung der neuen Sprachversion beschäftigen sich die Entwickler offensichtlich viel mit dem Thema Sprache im Allgemeinen. Allison Randal beschrieb wie linguistische Methoden aus dem Bereich natürlicher Sprachen bei der Entwicklung von Perl 6 angewendet wurden. Und Damian Conway unterhielt die Zuhörer mit der Präsentation des von ihm entwickelte Perl-5-syntaxfiltermodul Lingua::Romana::Perligata(3), welches es erlaubt, Perlprogramme ganz in Latein zu schreiben.

Sprachliche Erweiterbarkeit ist auch etwas das in Perl 6 tief verankert wird (weit tiefer als die Syntaxfiltertechnik bei Perl 5). Durch Erstellung eigener "Grammars" wird sich die Sprache nach eigenen Wünschen abändern lassen. Oder aber andere Programmiersprachen wie beispielsweise Python sollen sich, gemischt mit Perl 6 Code, ausführen lassen. Perl 6 wird auch Perl 5 Code ausführen können, wodurch dem Benutzer ein schrittweiser Übergang zu Perl 6 möglich sein wird. Wall erwähnte dass ihm dies ein ebenso wichtiges Anliegen ist wie die schrittweise (und darum leichte) Erlernbarkeit von Perl überhaupt.

Innovativer Opensource-Bereich

Ähnlich wie bei der Virtual Machine von Microsoft's ".NET" Projekt ist auch die Absicht von "Parrot", Sprachneutral zu sein: die "virtuelle Maschine" soll als Ausführumgebung für beliebige dynamische Sprachen fungieren können.


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Larry Wall, der Erfinder von Perl, an der ETH. Im Hintergrund der neue Perl5-Leiter Hugo Van der Sanden, rechts Allison Randal (Bild: Tobias OetikerTobias Oetiker) gross

Währenddem der Perl-Kern bis Version 5 noch von Larry Wall im Alleingang entwickelt worden war, arbeitet dieser für Perl 6 erstmals eng mit einem ganzen Team von Kernentwicklern zusammen. Bei Perl 5 begangene Fehler werden vollständig ausgeräumt, und die Programmiersprache, welche bereits heute breite Akzeptanz gefunden hat, verspricht zur derzeit möglicherweise innovativsten überhaupt zu werden.


Was ist Perl?

Perl ist ein sehr verbreitetes Werkzeug insbesondere um administrative Abläufe zu programmieren. Ursprünglich auf dem Betriebssystem Unix entstanden, ist Perl heute z.B. essentieller Bestandteil von MacOSX und ist in fast jedem Bereich der Informatik schon verwendet worden. Damian Conway sprach von hunderten Mio Dollar die täglich mit Hilfe eines seiner Perlmodule an "der Wallstreet" umgewälzt werden. Auch das Redaktions- und Publikationssystem auf welchem ETH Life seit zwei Wochen läuft wurde fast vollständig in Perl geschrieben.(4)

Befragt darauf, welches das Zielpublikum von Perl sei, meinten die Entwickler, die richtige Antwort sei wahrscheinlich "jedermann".

Eine Suche auf Google nach "Perl" auf Seiten der ETHZ ergibt eine Zahl von ungefähr 7'500 Seiten, währenddem die Resultate für die Suche nach "Pascal", "Modula" und "Oberon", der Programmiersprachen des bekannten ETH-Informatikers Niklaus Wirth, zusammen lediglich 5'759 Seiten ergeben. Währenddem dies natürlich keine gesicherte Statistik ist, gibt es doch einen Hinweis auf die Verbreitung. ("Python", "Ruby" und "Lisp", mit Perl vergleichbare Sprachen, geben zusammen 2'214 Seiten, "Java" gibt 14'700 Seiten, "C++" 3'490, "Delphi" 375, "Visual Basic" 246.)




Literaturhinweise:
Konferenz-Programm
Perl Homepage

Fussnoten:
(1) www.perl-foundation.org
(2) www.parrotcode.org
(3) www.csse.monash.edu.au/~damian/papers/HTML/Perligata.html
(4) www.ethlife.ethz.ch/newcms



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