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SATW-Studie über Einfluss der Wissenschaft auf Politik Mehr Gehör für Forscher-Chor |
(nst) Die Wissenschaft lässt sich in der öffentlichen Diskussion noch allzu oft unter ihrem Wert schlagen. Und sie sollte sich nicht auf die Position reiner Wissensproduktion zurückziehen, wenn sie ihre Anliegen in die gesellschaftliche Breite tragen will. So lauten zwei der Schlüsse einer Studie, die von der Schweizerischen Akademie der Technischen Wissenschaften (SATW) in Auftrag gegeben und vor wenigen Tagen publiziert wurde (1). Ausgangspunkt war die Frage, wie Forschungswissen in den politischen Prozess eingebracht wird und dort wirkt - oder eben nicht wirkt. Letzteres geschehe vor allem dann, wenn die Wissenschaft ohne klare Stossrichtung versuche, ihre Positionen zum Beispiel in parlamentarische Entscheidprozesse einfliessen zu lassen.
Wirkungsvolle Interfaces Anhand der Genese des CO2-Gesetzes in der Schweiz zeigt die Studie, dass Organisationen wie ProClim (Forum for Climate and Global Change) in der Diskussion eine zentrale Funktion hatten. ProClim habe sich „zu einem Interface entwickelt, das Wissen aus der Wissensgemeinschaft für (...) Politik und Verwaltung übersetzt“, so die Autoren der Studie. Hinderlich für den Wissenstransfer Wissenschaft-Politik seien zum Teil aber auch die Institutionen selber: die „fragmentierte Struktur der Verwaltung im CO2-Bereich“ habe diesen Ende der 80er Jahre stark behindert. Die gängige Ansicht, die Wissenschaft könne vor allem am Anfang eines Gesetzgebungsprozesses die politischen Akteure beeinflussen, wird von der Studie nicht bestätigt. So wurde nach der Kyoto-Konferenz von 1997 beim CO2-Gesetz wieder vermehrt wissenschaftliches Know-How nachgefragt.
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Aufgrund ihrer Beobachtungen geben die Autoren der SATW-Studie 19 Empfehlungen ab, wie die Wissenschaft sich in den politischen Arena mehr Gehör verschaffen könnte. Schwierige Gratwanderung Als zentral wird erachtet, dass die Wissenschaft ihre Kommunikation besser koordiniert und zum politisch geschickt gewählten Zeitpunkt jeweils „im Chor spricht“. Das heisse aber nicht, dass die Pluralität der Meinungen unterdrückt werden soll. Vielmehr gehe es um eine „anspruchsvolle Gratwanderung“. Dabei solle zwischen anerkanntem Wissen und Lücken, bzw. noch bestehenden Unsicherheiten differenziert werden. „Dirigenten“ dieses „Chors“, so die Studie, könnten die Akademien sein. Kommunikatoren für Forschungsteams Weiter wird empfohlen, den Aufbau von institutionalisierten Interfaces zu fördern, die als Verstärker von Wissen zuhanden von Politik, Verwaltung und Wirtschaft dienen. Diese Interfaces müssten das Vertrauen der Forschenden hinter sich wissen. Doch gehöre die Zukunft nicht einem arbeitsteiligen System, wo auf der einen Seite rein wissenschaftliches Wissen produziert und auf der anderen dieses Wissen transferiert wird. Zukunftsträchtig sei „die (teilweise) Verschmelzung der Auswahl der Forschungsschwerpunkte, der Wissensproduktion und des Wissenstransfers.“ Nur folgerichtig, dass auch empfohlen wird, die Kommunikations-Fähigkeit der Forschenden vermehrt zu fördern. So sei bei der Zusammensetzung von Forschungsteams auf eine „ausgewogene Mischung“ zu achten; neben Garanten für wissenschaftliche Spitzenleistungen sollten laut Studie mit Vorteil auch Personen mit spezifisch kommunikativem Talent dabei sein. |
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