ETH Life - wissen was laeuft

Die tägliche Web-Zeitung der ETH Zürich - in English

ETH Life - wissen was laeuft ETH Life - wissen was laeuft
ETH Life - wissen was laeuft
Home

ETH - Eidgenoessische Technische Hochschule Zuerich - Swiss Federal Institute of Technology Zurich
Rubrik: News
Print-Version Drucken
Publiziert: 25.04.2005 06:00

Welten des Wissens: Nobelpreis-Duo im Gespräch
Goldgräber im Dienst der Gesellschaft

(nst) Vor Jahren forschten sie an der ETH in enger Nachbarschaft; Ende der 60er Jahre legten sie gemeinsam den Grundstein zur NMR-Spektroskopie, die beiden (im Abstand von elf Jahren, 1991 und 2002) den Nobelpreis brachte: Richard Ernst, emeritierter ETH-Professor für Physikalische Chemie und Kurt Wüthrich, Professor für Biophysik. Letzterer steht heute mit zwei Professuren (an der ETH und am Scripps Institute in La Jolla, Kalifornien) noch mit beiden Beinen im Forscheralltag. Richard Ernst hingegen engagiert sich heute zum einen mehr als wissenschaftspolitischer Mahner und zum anderen für einen nachhaltigen Transfer von Forscher-Know-how in Politik, Gesellschaft und Wirtschaft.

Am Eröffnungstag von "Welten des Wissens" lud Diana Jörg von Schweizer Radio DRS beide zum gemeinsamen Interview ins Eventzelt im Hof des Landesmuseums. Im Rahmen der Sendung „Treffpunkt“ erzählten sie über ihre Forschung und ihre akademischen Karrieren, die bis zur höchsten denkbaren Leitersprosse führte, aber auch über das, was sie ausserhalb der Wissenschaft fasziniert - etwa der Sport (Wüthrich) oder Musik und die tibetische Kunst (Ernst).

Bescheidenheit statt Dogmen

Auf die Frage der Interviewerin, ob die Forscher nachvollziehen könnten, dass manche Bürgerinnen und Bürger die ETH als unzugänglichen Elfenbeinturm sehen und mit Skepsis, ja sogar Angst auf die Folgen der Forschung reagieren, meinte Kurt Wüthrich, dass seine eigene Erfahrung nicht diesem Eindruck entspreche. „Seit ich den Nobelpreis erhalten habe, habe ich vermehrt Kontakt zu Persönlichkeiten aus Politik und Wirtschaft“, sagte Wüthrich. „Dieser ist mir wichtig, aber entscheidend ist, dass ich als Grundlage weiterhin meine Laborarbeit habe“. Denn diese zwinge ihn, eine gewisse Bescheidenheit und Vorsicht gegenüber Erkenntnissen zu bewahren und keinen Dogmen zu verfallen; was man von Politikern oder Wirtschaftsführern nicht immer behaupten könne.


weitermehr

Zwei mit einander verbundene ETH-Karrieren, die bis zum Gipfel führten: Kurt Wüthrich (l.) und Richard Ernst im Gespräch mit Diana Jörg von Schweizer Radio DRS. gross

Institute für Fragen öffnen, welche die Welt bewegen

Es sei durchaus möglich, dass ein Forscher im Zuge seiner Tätigkeit den Kontakt zur Lebenswelt verliere, meinte dagegen Richard Ernst. Es sei eine der Pflichten von Forschenden , die Bedürfnisse und Ängste der Bevölkerung zu berücksichtigen und den Graben zu überbrücken – warum nicht auch im Rahmen eines Institutsseminars, „die ja meistens doch todlangweilig“ seien. Ersetzt werden könne die spezialisierte Wissenschaft natürlich nicht, sagte Ernst, aber immerhin ergänzt.

Nebst vielen Ehren bringt ein Nobelpreis auch eine respektable Geldsumme ein. Sie ermögliche, Dinge zu verwirklichen, an die zuvor nicht zu denken war - und sie vermittle Sicherheit, sagte Richard Ernst. Beide Forscher investierten ihren Preis aber nicht einfach in private Steckenpferde, sondern namentlich auch in die Forschung. Kurt Wüthrich verriet, dass er den Kauf eines NMR-Spektrometers unterstüt zt habe - mit sage und schreibe 750'000 Franken. Hat ein Nobelpreisträger noch Träume? Ja: „Einen kleinen Beitrag dazu zu leisten, dass die Lage, in der die Welt sich heute befindet, nicht zur Katastrophe wird“, meinte Ernst.

Kurt Wüthrichs Träume sind immer noch klar wissenschaftlich fokussiert: „Ich hoffe, der Natur das eine oder andere Geheimnis entlocken zu können; zwei, drei goldene 'Nuggets’, die der Verbesserung der Lebensqualität dienen können.“


Literaturhinweise:
Informationen zu den " Welten des Wissens": www.150jahre.ethz.ch/program/ethfueralle/welten_des_wissens



Sie können zu diesem Artikel ein Feedback schreiben oder die bisherigen lesen.




!!! Dieses Dokument stammt aus dem ETH Web-Archiv und wird nicht mehr gepflegt !!!
!!! This document is stored in the ETH Web archive and is no longer maintained !!!