|
Rubrik: Tagesberichte |
Print-Version
|
Bats-Tagung zur Biosicherheit Risikoanalyse in den Life Sciences |
Das Zentrum für Biosicherheit und Nachhaltigkeit BATS führte am vergangenen Freitag in Bern eine Tagung zum Stand der Dinge bei der Biosicherheitsforschung in der Schweiz durch. Deutlich wurde, dass ein grosser Bedarf an Nachwuchs besteht. Von Nana Pernod Die Angst, dass die Biotechnologie an unseren existenziellen Grundlagen rüttelt, ist weit verbreitet. Der Aspekt Sicherheit spielt in diesem Bereich denn auch eine immer grössere Rolle. Namhafte Vertreter aus Wissenschaft und Industrie präsentierten an der Bats-Tagung in Bern (1)ihre Erkenntnisse aus der Forschung und Entwicklung zum Thema Biosicherheit, die im Rahmen des Schwerpunktprogramms Biotechnologie des Schweizerischen Nationalfonds (SPP BioTech 1992-2001) entstanden. Wissenstransfer Zwar stand die Tagung allen Interessierten offen: ein analytischer Blick ins Publikum hingegen zeigte, dass die 'Bioinsider' neben einzelnen Exponenten aus Presse und angegliederten Institutionen dominierten. Der Programmleiter der SPP BioTech, Oreste Ghisalba, zeigte auf, welche Gebiete aktiv bearbeitet wurden. Es handelte sich um die Themenbereiche Pflanzen/ Pflanzenschutz, Umwelt, Gesundheit, Prozess-Sicherheit, Technikfolgenabschätzung und Wissenstransfer. Die Vielfalt der Mikroorganismen Dass die Welt der Mikroorganismen eine viel grössere Vielfalt und Vielzahl aufweist, als jene der Makroorganismen zeigte der Mikrobiologe Kurt Hanselmann von der Universität Zürich, indem er evolutionsökologische Fragestellungen fokussierte. Hanselmann fragte in seiner Untersuchung zum "Horizontalen Gentransfer in Prokaryoten" (Prokaryoten sind Organismen ohne Zellkern), wie Umweltbedingungen die Übertragung genetischer Information beeinflussen würden. Bestimmende Faktoren hierfür seien der Zustand des Lebensraumes und die Umweltbedingungen, die Interaktion zwischen den Lebewesen sowie die Zeit.
François Felber vom botanischen Institut der Universität Neuchâtel überraschte mit einer ungewohnten Begriffsverwendung wie Risk Assessment und Risk Management. Damit wies er auf die Wichtigkeit der Untersuchung von Langzeitwirkungen, die der Anbau von gentechnisch veränderten Pflanzen für das Ökosystem haben könnte. Schädlingsbekämpfung: es geht auch ökologisch Ökologische Lösungsansätze im Rahmen von Schädlingsbekämpfung könnten sich künftig als fruchtbar erweisen. Dies zeigte ETH-Pflanzenwissenschaftler Cesare Gessler in seinem Referat. Gessler trug engagiert die Forschungsarbeit zur Bekämpfung von Apfel- und Birnenbrand in der Schweiz vor. Er bezog sich dabei auf die verheerenden Schäden des Jahres 2000, die vor allem den Kanton Thurgau trafen. Der Einsatz von Antagonisten (das sind Mikrorganismen, welche die Besiedlung der Blüten und die darauf folgende Infektion verhindern können) stellt nach Gessler einen ökologischen Ansatz dar. Verwendet wurde das Bakterium B. subtilis, das in einem Versuch direkt auf die Bäume gesprüht wurde. In einem weiteren Versuch dienten Bienen als Boten, die das Bakterium zu den Obstblüten brachten. Zurzeit sei die Wirkungseffizienz allerdings noch schwach, so Gessler. Der Boden unter der Lupe Helmut Bürgmann und Monika Mauerhofer, Nachwuchsforscher vom Institut für Pflanzenwissenschaften an der ETH, berichteten über ihre Methoden- und Feldarbeit zum Thema der Bodenmikrobiologie.
|
Ihre Untersuchungen zielten auf die Unterscheidung zwischen nützlichen und für Mensch, Tier oder Pflanzen pathogenen Bakterien. Deutlich wurde, wie wichtig hierbei die Forschung im Gebiet der Methoden sei. Eine Felduntersuchung des jungen Forscherteams zeigte, dass Theorie und Praxis ihre Wirkung in ihrer Interaktion entwickeln. Es ergab sich so ein 'organisches Bild' der Wissenschaft, wo 'wissenschaftliche Elfenbeintürme' den Eindruck von Bodenhaftung erweckten. Das Leben im Käse Dass nicht alles harmlos ist, was sich unter dem Claim "Bio" verbirgt, zeigte der Biologe Trello Beffa von der Universität Neuenburg mit seiner Untersuchung, in der er zeigte, dass Kompostieren auch eine Kehrseite habe, nämlich: das Hygienerisiko. Leo Meile vom Institut für Lebensmittelwissenschaften von der ETH sprach unter anderem über das mikrobiologische Leben in unseren Nahrungsmitteln. Als Beispiele führte er Weich- und Halbhartkäse an. Nicht alle Bakterien in allen Mengen würden eine Gefahr für den Menschen darstellen, so Meile. Es bestehe aber Forschungsbedarf im Rahmen der Antiobiotika-resistenten Bakterien in Lebensmitteln. Diese Art der mehrfachresistenten Bakterien stelle eine Risikodimension dar, die unbedingt nach einer intensiven Forschungsarbeit rufe. Eine Wissenschaft sucht ihren Weg Othmar Käppeli vom Zentrum BATS schlug vor, für den Themenbereich Biosicherheit den Begriff der Auswirkungsforschung zu verwenden. Damit stiess er auf positive Resonanz von Seiten der Fachkollegen. Käppeli lenkte den Blick auch auf jene Parameter, die die Forschungsarbeit in diesem Gebiete bestimmten. Dabei ging es Käppeli um einen Ansatz, der die ökonomische, ökologische und soziale Bedeutung der Forschungsarbeit im Gebiet der Biosicherheit berücksichtigte. Hier appellierte Käppeli auf die Zusammenarbeit mit anderen Fachdisziplinen wie den Wirtschafts- Sozial- und Geisteswissenschaften. Wissenschaft und Öffentlichkeit An der Schlussdiskussion nahmen Vertreter aus Wissenschaft und Politik teil (2). Betont wurde hier der Bedarf für Grundlagenforschung in den betreffenden Fachdisziplinen. Klar wurde, dass im genannten Themenbereich der Biosicherheit nun eine finanzielle Unterstützung durch den Bund fehle (siehe Kasten). Das spiegle auch das negative Bild der Forschung auf dem Gebiet transgener Pflanzen in der Öffentlichkeit. Zu diesem hätten die Medien einiges beigetragen. Rege diskutiert wurde die Rolle der Politiker und der Medien als Brücken im Informationsfluss. "Wissen alleine nützt wenig."- Es brauche, wie überall, eine fruchtbare Vermittlung.
|
||||||||
Fussnoten:
Sie können zu diesem Artikel ein Feedback schreiben oder die bisherigen lesen. |