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Rubrik: Tagesberichte |
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Die ETH stellt sich den Mittelschülerinnen vor Frauen an die ETH |
Von Dienstag bis Donnerstag führt die ETH diese Woche die Mittelschülerinnentage durch. Sie will damit die Zahl der Studentinnen erhöhen. Mehr über die ETH-Studienrichtungen und die daraus folgenden Berufsmöglichkeiten erfahren die Mittelschülerinnen direkt von Assistentinnen, Forscherinnen und Studentinnen. Von Samuel Brandner "Ein Flair für naturwissenschaftliche Fächer sollte man haben", meint Martino Luginbühl, Studienberater der ETH, gegenüber der kleinen Gruppe Mittelschülerinnen, die sich am Dienstagmorgen im grossen Auditorium Maximum eingefunden hat. "Die Faszination, Begeisterung und der Wille, viel zu leisten, zählen aber mehr als die Note im Maturzeugnis", ermuntert er die Schülerinnen. Mit den Mittelschülerinnentagen will die ETH Hemmungen der Frauen vor den Naturwissenschaften abbauen. Frauenförderung ist der ETH wichtig. In ihrem Leitbild von 1996 setzte sie sich daher zum Ziel, „den Anteil der Frauen in allen Bereichen von Forschung, Lehre und Verwaltung zu erhöhen.“ Aus einer aktuellen Statistik der ETH geht hervor, dass von 1878 Erstsemestrigen an der ETH 30% Frauen sind, eine Erhöhung von rund sieben Prozent in den letzten zehn Jahren (1). Besonders selten anzutreffen sind Frauen in Fächern wie den Maschineningenieurwissenschaften (7%), Elektrowissenschaften und Informationstechnologie (6%), Informatik (11%) und Physik (13%). Wenn Frauen an der ETH studieren, dann wählen sie mehrheitlich Fächer wie Pharmazeutische Wissenschaften (83 %), Lebensmittelwissenschaften (63%) oder Bewegungswissenschaften und Sport (55%). Vorbild Osteuropa Weshalb so wenige Frauen Ingenieurwissenschaften studieren, ist auch Martino Luginbühl nicht ganz klar. Er verweist auf Osteuropa, wo Frauen in Fächern der Physik und Mathematik stark verbreitet seien. Die Schweiz stellt allerdings kein Ausnahmefall dar. Wie Carla Zingg, Gleichstellungsbeauftragte der ETH, erklärt, sind Ingenieurinnen auch in Deutschland selten anzutreffen. Die männlich besetzte Berufswelt der Ingenieurwissenschaften schaffe auch männliche Vorbilder, vermutet Zingg. Ist der geringe Frauen-Anteil in einzelnen Disziplinen also ein rein kulturelles Phänomen? Carla Zingg ist davon überzeugt: „Das Vorurteil, dass Männer die besseren Mathematiker sind, schlägt sich auf die tatsächliche Leistung von Frauen in diesen Fächern nieder.“ Schnupperkurse für Informatikerinnen Bemühungen, Frauen an die ETH zu bringen, bestehen schon länger. Die Stelle für Chancengleichheit der ETH (2) organisiert seit Kurzem Wanderausstellungen, in denen die technischen Fächer wie Physik oder Ingenieurwissenschaften vorgestellt werden. Auch die Informatiker wollen mehr Frauen ausbilden.
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Sie bieten interessierten Mittelschülerinnen Schnupperkurse an und lassen sie schon mal Hochschulluft schnuppern (3). Konkurrenz der Informationstage Die Mittelschülerinnentage von Studienberater Luginbühl können dieses Jahr ein kleines Jubiläum feiern. Die Informationstage werden heuer zum zehnten Mal durchgeführt. Das Interesse für die Veranstaltung ist allerdings von Jahr zu Jahr verschieden. Ein Aufwärtstrend lässt sich nicht erkennen. Die Informationstage hätten sich gegen eine Flut weiterer Informationsangebote für Gymnasiasten durchzusetzen. Das Problem für die Veranstaltung sieht Martino Luginbühl auch in der unterschiedlichen Politik der Mittelschulen, die darüber entscheide, auf welche Anlässe sie ihre Schüler besonders hinweist. Den Mittelschülerinnentagen erwachse Konkurrenz etwa auch von den Maturandentagen, welche die ETH zusammen mit der Universität jeweils im Herbst durchführt. Diese unterschiedlichen Erfahrungen mit der Informationspolitik der Mittelschulen spiegeln sich denn auch in den Aussagen der Schülerinnen. Die einen sind von ihrer Mathematiklehrerin besonders auf den Anlass hingewiesen worden, während andere beim Stöbern im Internet von der Veranstaltung Wind gekriegt haben. Weit gereiste Mittelschülerinnen Über die Fächer Mathematik und Rechnergestützte Wissenschaften haben sich am Dienstagmorgen 17 Schülerinnen informiert. Sie sind dazu teilweise weit gereist. Carine Poffet ist früh morgens in Fribourg und Séverine Buchs in Laufen in den Zug gestiegen. Die 18-jährige Séverine ist sich noch nicht ganz sicher, ob sie nach der Matura Physik oder Mathematik studieren will. Sie wird erst in eineinhalb Jahren die Matura absolvieren und hat Zeit genug, die richtige Wahl zu treffen. Dass es ein Fach an der ETH sein wird, gilt als sicher. |
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