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Rubrik: Tagesberichte
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Publiziert: 17.10.2002 06:00

Gigathlon - Ausdauerleistung unter der Lupe
"Der Weg ist das Ziel"

Der Swisspower Gigathlon war das schweizerische Sportereignis des Jahres 2002, das im Rahmen der Expo. 02, die in diesen Tagen ihre Tore schliessen wird, durchgeführt wurde. Vom 7.-14. Juli fand die ,sportliche Rundreise durch die Schweiz'(1) statt. Als Ergebnis eines Rückblicks von Fachexperten und Teilnehmern steht fest, dass der menschliche Körper solche Ausdauerleistungen gut bewältigen kann.

Von Nana Pernod

"Ich schätzte, dass nur etwa 10 Einzelkämpfer von über 160 Gestarteten den Gigathlon beenden würden" , meint ETH-Professor Urs Boutellier vom Institut für Bewegungs- und Sportwissenschaften (2). Es waren dann aber 56 Männer und drei Frauen, die als Single-Finisher den Wettkampf beendeten. Für Boutellier ist es erstaunlich, wie viele Sportler sich so gewissenhaft auf den Wettkampf vorbereitet hatten. Angesprochen darauf, ob diese Athleten nicht ihre Gesundheit gefährdet haben, meint der Fachmann: "Gesundheitliche Probleme treten erst bei steigender Intensität auf. Das heisst, lange Leistungen mit relativ geringer Intensität, wie es Ausdauerleistungen sind, stellen für den menschlichen Organismus, sofern er darauf vorbereitet wird, kein gesundheitliches Risiko dar". Es sei von der Vorbereitung abhängig, ob eine solche Leistung möglich ist. Bei sehr langen sportlichen Ausdauerleistungen wie dem Gigathlon spiele die psychologische Seite, das heisst der Wille und die Bereitschaft, eine entscheidende Rolle für eine erfolgreiche Teilnahme.

"Ein 100m-Lauf kann schädlicher sein"

"Der Gigathlon an sich ist bezüglich den Anforderungen mit anderen Anlässen, die auch eine grosse Ausdauerleistung verlangen, wie zum Beispiel das "Race Across America", zu vergleichen. Hier geht es wie beim Gigathlon auch um die Willensfrage", meint Boutellier. Er kenne sogar Sportler, die das zehnfache eines Hawai Triathlons (3) leisten können. Die Frage, ob der Gigathlon sich für Doping angeboten hätte, verneint Boutellier: "Für eine solche Ausdauerleistung ist die Ernährung und die gute Vorbereitung ausschlaggebend. Doping fällt bei dieser Art der Ausdauerwettkämpfe weniger oder nicht ins Gewicht, da sich die Intensität in Grenzen hält." Es gäbe keine Spezial- oder Geheimrezepte für die beste Ernährung, sondern nur individuelle Lösungen, wie das auch für die Vorbereitung gelten würde. "Der Gigathlon stellt in Bezug auf die Ausdauer keine absolute Grenzerfahrung dar", reflektiert Boutellier. Auf die Frage, wie gesund eine solche sportliche Leistung generell für den menschlichen Körper sei, antwortet Boutellier: "Ein 100-Meter-Lauf kann viel schädlicher für den menschlichen Körper sein als eine Ausdauerleistung, wo die Intensität niedrig gehalten wird." Und übrigens: Der Sieger der Single-Kategorie Urban Schumacher (39), war einer der ersten Diplomanden von Boutellier. Schumacher hat von 1984-1989 den Studiengang Turn- und Sportlehrer absolviert und diesen mit dem Eidg. Turn- und Sportlehrerdiplom II abgeschlossen..

Gigathlon-Velofahrer auf dem Nufenenpass (Photo: Remy Steinegger) gross

Ausdauerleistung im Team

Der Swiss Gigathlon war aber nicht nur ein Anlass für Einzelkämpfer, sondern stellte vor allem auch für ganze Teams eine ausserordentliche Erfahrung dar. Das bestätigen auch alle Mitglieder des Teams "Chreislauf"(4), die das Erlebnis "Gigathlon" nicht missen möchten. Unterstützt durch den ASVZ nahm dasTeam, das sich aus drei ETH Absolventen, einer Medizinstudentin, die alle mit dem ASVZ verbunden sind, sowie einem Piloten zusammensetzte, am Swiss-Gigathlon teil. Einer von ihnen war Markus Uster (34), ETH-Elektroingenieur und Doktorand am ETH Institut für Elektronik. Der Name "Chreislauf" stehe für den menschlichen Kreislauf und zusätzlich für den geographischen Kreislauf des Gigathlon durch die Schweiz. Sie seien keine Leistungssportler in einer bestimmten Gigathlon-Disziplin, sondern alle sportliche Allrounder. "Im Vordergrund hat nicht alleine die Leistung gestanden, sondern das Ereignis", so Uster. Alle hätten alle Sportarten des Gigathlon absolvieren müssen. Das sei eine Bedingung gewesen, um im Team dabei gewesen sein zu können.


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Gigathlonteilnehmer: "Chreislauf"-Team auf dem Berninapass gross

Für alle "Chreisläufler" ist Sport nicht nur eine Freizeitbeschäftigung, sondern Lebensinhalt. Die "Chreisläufler" trainieren alle fünf bis sieben Mal pro Woche Ausdauersportarten. "Unsere Motivation und unser Motto waren: "Der Weg ist das Ziel". So wie man Projekte und Ziele im Leben verfolgt, so sahen wir den Gigathlon als unser Projekt, auf das wir uns rund ein Jahr lang vorbereiteten", berichtet Uster. Es habe sich um ein langfristiges Ziel gehandelt. Dies sei ein wichtiger Reiz des Unternehmens gewesen. Gemeinsame ,Training-Weekends' und ein enormer Aufwand an Organisation hätten bereits die Vorbereitungsphase zu einem Gigaevent gemacht. Die Wettkampf-Woche sei dann die Belohnung und die Krönung der anstrengenden Vorbereitungszeit gewesen.

Kosten, Logistik

Einen grossen Teil an Zeit und Energie habe das Auffinden von Sponsoren verschlungen, denn: die Kosten beliefen sich für das Team auf rund 10'000 Franken "Wir haben uns an den ASVZ gewandt. Hier vermittelte man uns das Elektrizitätswerk Zürich (EWZ), das dann schliesslich einen Teil der Kosten übernahm. Der ASVZ versorgte uns zudem mit Badetüchern und kleinen Utensilien, wie Duschgel", erklärt Uster. Für das EWZ und die anderen Sponsoren gestaltete das Team "Chreislauf" einen professionellen Auftritt in Teambekleidung, mit Infomappe und Homepage. "Der organisatorische Zeitaufwand hierfür war gewaltig", erinnert sich Uster.

Regen und Zeltstädte: Impressionen

Neben der Logistik seien die Witterungsverhältnisse und der Verkehr das Anspruchvollste gewesen, meint Uster. Auf der Etappe über den Nufenen Pass habe es während fünf Stunden geregnet. Auf der Passhöhe mass man eine Temperatur von zwei Grad Celsius. "Während dieser Etappe verunfallten dann auch einige Fahrradfahrer", erzählt Uster weiter. Die MTB-Etappe von Interlaken nach Kandersteg stellte wegen der schlechten Witterung ebenfalls ausserordentliche Ansprüche an die Sportler. Im Tessin und im Engadin sei noch der Verkehr eine zusätzliche Belastung gewesen. Staus mussten professionell, das heisst ruhig, bewältigt werden. Uster meinte rückblickend: "Das Team "Chreislauf" hat das Ziel, das es sich gesetzt hat, erreicht, nämlich: gesund und unfallfrei ans Ziel zu kommen. Und dies unter dem Motto: Der Weg ist das Ziel."

Reizarme Berufswelt?

Uster fährt weiter fort: "Wir haben uns in dieser Woche sehr gut kennen gelernt, sind uns sehr nah gekommen." Einmalig waren all die Eindrücke der unterschiedlichen Landschaftsbilder, welche die Schweiz für ein solches Event auszeichnen würden. Und dann erst der Abend: die Zeltstädte und das Festzelt, in denen alle Sportler und Sportlerinnen zusammen zu Abend assen und Erfahrungen sowie Erlebnisse austauschten. "Einfach Spitze", strahlt Uster. Das sportliche Niveau sei überraschenderweise ausserordentlich hoch gewesen. Von 363 klassierten Teams erreichte "Chreislauf" den stolzen 144. Rang. Und was steht als nächstes an? Uster: " Ich freue mich, mich wieder auf das Training konzentrieren zu können." Gibt es einen Giga-Event da capo? Sicher - aber nicht im nächsten Jahr.

An was mag es liegen, dass es immer mehr solcher ,Giga-Ausdauer-Sport-Events' gibt? Boutellier stellt vermutend eine Frage in den Raum, "Solche Ausdauersportanlässe liegen im Trend- ob es an der reizarmen Berufswelt liegt, dass man sich in der Freizeit in der Art behaupten muss...?"


Fussnoten:
(1) Swisspower Gigathlon: http://www.gigathlon.ch/
(2) Institut für Bewegungs- und Sportwissenschaften: http://www.ibsw.ethz.ch/
(3) Hawai Triathlon. Distanzen: (4.2 km Schwimmen /180 km Fahrrad /42.2 km Laufen)
(4) Team Chreislauf: http://www.chreislauf.ethz.ch/



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