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Rubrik: Tagesberichte
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Publiziert: 12.01.2005 06:00

NF-Studie "Studieren - Forschen - Unternehmen gründen"
Initiative Ingenieure

Jeder fünfte ETH-Absolvent und jeder achte Fachhochschul-Abgänger einer Ingenieur-Fachrichtung gründet eine Firma. Dies ergab eine Studie, die das Zentrum für Weiterbildung der ETH mit Partnern kürzlich veröffentlichte. Um den Studierenden im späteren Berufsleben den Schritt in die Selbständigkeit zu erleichtern, sollten ihnen die Hochschulen die nötigen Kompetenzen bereits während der Ausbildung vermitteln.

Von Felix Würsten

Ingenieure sind initiative Menschen – diesen Schluss legt eine neue Studie nahe, die das Zentrum für Weiterbildung der ETH Zürich (1) zusammen mit den Beratungsfirmen Rütter und Partner sowie Senarclens, Leu und Partner verfasst hat. In den von der Studie untersuchten Fachrichtungen gründen gut 20 Prozent aller Abgänger der ETH Zürich und der EPF Lausanne sowie 12 Prozent aller Fachhochschul-Absolventen eine eigene Firma. Gut die Hälfte aller Befragten kann sich zudem vorstellen, in den nächsten Jahren diesen Schritt ebenfalls zu wagen.

Netzwerk und Berufserfahrung sind wichtig

Die Studie "Studieren – Forschen – Unternehmen gründen" (2) wurde im Rahmen des Nationalen Forschungsprogramms NFP43 "Bildung und Beschäftigung" (3) verfasst. "Uns interessierte, welche Bedeutung die Hochschulen in Bezug auf den Gründungsprozess spielen", erklärt Co-Autorin Eva Lüthi vom Zentrum für Weiterbildung der ETH Zürich. "Dazu haben wir über 7500 Absolventen der beiden ETH und verschiedener Fachhochschulen befragt. Gut 11 Prozent der Angeschriebenen haben uns geantwortet." Die Autoren haben sich dabei auf technische Fachrichtungen konzentriert, die ein hohes Innovationspotential aufweisen und bei denen es nicht unbedingt Usus ist, selbständig zu werden. Konkret handelt es sich um Fächer wie Maschinenbau, Elektrotechnik oder Informatik. Nicht angeschrieben wurden hingegen Architekten und Bauingenieure sowie Forst- und Agraringenieure.

Die meisten Firmengründer wagen den Schritt in die Selbständigkeit erst nach sieben bis neun Jahren Berufstätigkeit. Das Netzwerk, das man sich während des Studiums und in diesen Jahren aufgebaut hat, stellt dabei eine wichtige Voraussetzung für den späteren Erfolg dar. Dies gilt insbesondere für ETH-Absolventen, die wesentlich häufiger als Fachhochschul-Abgänger zusammen mit Partnern eine Firma gründen. Die Abklärungen per elektronischen Fragebogen sowie die anschliessenden vertiefenden Gespräche mit ausgewählten Firmengründern ergaben zudem, dass ein konkreter Auftrag häufig das auslösende Moment ist, eine eigene Firma zu gründen.

Angebot überdenken

Heute versuchen die Hochschulen, mit spezifischen Dienstleistungen ihren Absolventen den Schritt in die Selbständigkeit zu erleichtern. An der ETH sind es beispielsweise Kurse wie "Lust auf eine eigene Firma", Angebote von ETH-Transfer oder die Möglichkeit, günstig Räumlichkeiten im Technopark zu mieten, welche initiative Abgänger ermuntern sollen. Bemerkenswert ist, dass dieses Angebot von den Firmengründern und denjenigen, welche erst beabsichtigen, ein Unternehmen zu gründen, unterschiedlich wahrgenommen werden.


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Der Venture-Wettbewerb - hier ein Bild von der letzjährigen Preisverleihung - gehört zu den Angeboten, mit denen die ETH jungen Absolventen den Schritt in die Selbständigkeit erleichtern will. gross

Während letztere die bestehenden Angebote sehr wichtig finden, beurteilen diejenigen, welche den Schritt effektiv gewagt haben, die Dienstleistungen im Rückblick als weniger entscheidend. "Es wäre aber falsch, deswegen auf diese Angebote zu verzichten", meint Lüthi. "Die Hochschulen sollten ihr Angebot aber überdenken und erweitern. Wichtig wäre vor allem, den Studierenden während der Ausbildungszeit Kompetenzen zu vermitteln, die sie später als Unternehmer brauchen. Sie sollten beispielsweise lernen, wie man ein Projekt erfolgreich managt oder wie man gut kommuniziert."

Interessant ist auch die Beobachtung, dass eine Dissertation den Schritt ins Unternehmertum begünstigt. Die vertiefte Auseinandersetzung mit der Forschung, das selbständige Arbeiten sowie das Bestehen gegen eine starke Konkurrenz sind Elemente, die sich positiv auf die spätere Laufbahn als Firmengründer auswirken. Eine ähnliche Beobachtung lässt sich auch bei den Fachhochschulen machen: Wer nach dem Abschluss noch als Assistent tätig ist, gründet später eher eine eigene Firma. "Die Hochschulen sollten ihr Angebot deshalb vermehrt auch auf den Mittelbau ausrichten", fordert Lüthi.

Geringe Beschäftigungswirkung

Ob ein Absolvent oder eine Absolventin den Schritt in die Selbständigkeit wagt, hängt auch stark von der aktuellen Arbeitssituation ab. "Die Zufriedenheit mit der gegenwärtigen Arbeitssituation ist der wichtigste Grund, kein Unternehmen zu gründen", schreiben die Verfasser der Studie in ihrem Bericht. "Viele Firmengründer haben ihre beruflichen Erfahrungen in Kleinstunternehmen gemacht", stellt Lüthi fest. "Wer in einem grossen Unternehmen tätig ist, neigt hingegen weniger dazu, auszubrechen."

Obwohl viele der neu gegründeten Firmen in innovativen Branchen tätig sind, hinterlassen sie auf dem Arbeitsmarkt kaum Spuren. Die Autoren der Studie schätzen, dass die Absolventen der untersuchten Fachrichtungen pro Jahr 230 bis 290 Unternehmen gründen, die 600 bis 770 Personen beschäftigen. Insgesamt ist der Beschäftigungseffekt ist also relativ gering: Im Jahr 2002 wurden in der Schweiz über 10'000 Unternehmen gegründet, die insgesamt 21'000 neue Stellen geschaffen haben.


Fussnoten:
(1) Informationen zum Projekt: www.thiss.ethz.ch/
(2) Homepage des Zentrums für Weiterbildung: www.zfw.ethz.ch/
(3) Homepage des NFP43: www.snf.ch/NFP/NFP43/NFP43_d.html



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