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ETH - Eidgenoessische Technische Hochschule Zuerich - Swiss Federal Institute of Technology Zurich
Rubrik: Tagesberichte
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Publiziert: 19.11.2005 06:00

Tag der Universitäten
Internationalität als Notwendigkeit

Internationalität und die damit verbunden Mobilität standen im Zentrum des Tages der Universitäten, der am Freitag innerhalb der ETH-Visionswoche stattfand. In Vorträgen, Diskussionen und Workshops wurde die Notwendigkeit des Austausches wie auch deren Hemmnisse thematisiert.

Christoph Meier

Der Begriff „Universität“ steht für eine wissenschaftliche Hochschule, welche die gesamte Breite der Geisteswissenschaften und Naturwissenschaften in Forschung und Lehre umfasst. Heutzutage könnte man ihn auch so auffassen, dass er eine akademische Einheit beschreibt, die offen ist für Mitglieder der Partnerinstitutionen rund um die Welt. Dies legte zumindest der Tag der Universitäten nahe (1), der gestern Freitag innerhalb der ETH-Visionswoche stattfand. Denn im Zentrum der Veranstaltungen standen die Mobilität der Studierenden und die internationale Ausrichtung der Hochschulen. Entsprechend war auch ein Fazit der Groupe de Réflexion, der Begleitgruppe während der ETH-Visionswoche, dass die ETH Zürich eine klare Strategie für ihre internationalen Beziehungen brauche (siehe Kasten).

Nicht als Strategie von Institutionen, sondern als Initiative einzelner fand der akademische Austausch schon lange statt. Dies machte ein historischer Ausflug des ETH-Ratspräsidenten, Alexander Zehnder, klar, der unter anderen auf Alcuin of York verwies. Aber auch Zehnder hielt fest, dass die „Brain Circulation“ systematisch vor allem auf Stufe der Studierende angekurbelt werden soll. Einen Grund für solche Anstrengungen versuchte er mit einer mengenmässigen Überlegung plausibel zu machen. Bei dem kleinen Anteil, den die Schweizer an der Weltbevölkerung ausmachen, könne nicht erwartet werden, dass sich sehr viele der besten Köpfe aus der Eidgenossenschaft rekrutieren lassen. Darum müsse man diese aus dem Ausland holen, wenn man eine Spitzenhochschule haben möchte.

Positive Erfahrung mit gemeinsamen Programmen

Dass aber die Wanderung nicht nur der absoluten Spitze, sondern allgemein der Akademiker in der Praxis nicht immer einfach ist, erläuterte David Crosier von der European University Association. Es gäbe wohl einige gemeinsame Programme, doch würden diese beispielsweise durch verschiedenen Studienkalender oder unterschiedliche sozio-ökonomische Bedingungen nicht ideal genutzt. Trotzdem zogen aber Hans de Ruiter von der Technischen Universität Delft und Alan Green von der ETH eine positive Bilanz der gemeinsamen Programmen, an denen sie beteiligt waren und noch sind.

Wie weit die internationale Hochschulzusammenarbeit zu einem „Brain Exchange“ führt, thematisierte Sami Mahroum vom Austrian Research Center in Wien. Der Wissenschaftler hielt fest, dass die Zusammenarbeit die Institutionen einander näher bringe. Dabei komme es auch zu einem gegenseitigen Lernen, wobei bei ungleichen Partnern die akademische Kultur des dominierenden übernommen werde. Allgemein sei eine Konvergenz zwischen den verschiedenen Kulturen festzustellen, was den Nutzen des Austausches verkleinere.


Groupe de Réflexion: Fazit zum Tag der Universitäten

Erkenntnisse zur globalen Ausbildungs- und Forschungsinstitution:

auflistungszeichen Die ETH Zürich braucht eine klare Strategie für ihre internationalen Beziehungen.
auflistungszeichen Forschung ist international, die Lehre muss es noch vermehrt werden. Mit dem Bachelor/Master-System hat die ETH die Chance dazu.

Einige konkrete Massnahmen:

auflistungszeichen Interkulturelle Kompetenz von Forschenden fördern.
auflistungszeichen Hürden beim Austausch von Studierenden abbauen.
auflistungszeichen Vorlesungen in Englisch spätestens ab Master-Studiengängen.
auflistungszeichen ETH-interne Kultur bewusster gestalten.




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Die akademische Mobilität führt zu einer Angleichung, so dass der Nutzen des Austauschs sinkt, meint Sami Mahroum vom Austrian Research Center in Wien. gross

Mögen sich die akademischen Kulturen angleichen, die Bedingungen an den verschiedenen Hochschulen sind gleichwohl noch verschieden. In einer Paneldiskussion riefen sowohl Dora Fitzli von der Schweizer Botschaft in Washington als auch Martin Vetterli von der EPF Lausanne in Erinnerung, dass die akademischen Institutionen in den USA Vorteile aufweisen, sei es mit besseren Chancen für Karrieren von Paaren oder mit einem effizienteren Auswahlsystem. Somit können die USA weiterhin viele Akademiker aus dem Ausland gewinnen und sich eine schlechte öffentliche Grundschulausbildung leisten. Ob aber Akademiker aus dem Ausland immer zu einer Verbesserung führen, das bezweifelte als einer der wenigen an diesem Tag Ivars Knets von der Technischen Universität Riga.

Integration durch Institutionen

Da aber Akademiker immer mehr wandern, stellt sich die Frage, wie ihre Integration verläuft. Das geschieht ganz verschieden, wie Colleen Ward aufgrund eigener Studien und Literatur belegen konnte. Beispielsweise hätten 35 Prozent ausländischer Studierender keine Freunde bei der lokalen Bevölkerung. Dabei falle es Akademiker aus einem vergleichbaren Kulturkreis, nicht überraschend, leichter, Kontakte zu schliessen. Die Sozialwissenschaftlerin ist grundsätzlich überzeugt, dass für eine erfolgreiche Universität es zu naiv sei, die Initiative einfach den Studierenden zu überlassen. Unterstützung für diese Sicht fand sie bei Patricia Craig von der amerikanischen Harvard Universität und Chris Chang von der Manchester Metropolitan Universität. Beide konnten berichten, dass ihre Hochschulen erfolgreich Strukturen für eine erleichterte Integration geschaffen hätten. Bezüglich Wohlfühlen bemerkte Davide Capecchi vom Erasmus Studierendennetz in dieser Runde, dass dieses stark von der finanziellen Situation abhänge.

Zum Schluss des Tages erläuterte der Schweizer Staatsekretär für Bildung und Forschung, Charles Kleiber, wie er die Zukunft vom geteilten Wissen sieht. Er skizzierte einen weltweiten kreativen Bereich für Forschung, Ausbildung und Innovation. Dieser basiere auf Langzeitpartnerschaften, gegenseitigen Nutzen und Respekt. Dafür brauche es aber nicht nur Fachkompetenz sondern auch soziale und kulturelle – eine Meinung, die als Grundtenor den ganzen Tag bestimmte.


Fussnoten:
(1) Tag der Universitäten: www.ethz.ch/news/ethupdate/2005/051118_1



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