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ETH - Eidgenoessische Technische Hochschule Zuerich - Swiss Federal Institute of Technology Zurich
Rubrik: Tagesberichte
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Publiziert: 12.09.2005 06:01

Jubiläumsaktion der Personalkommission: Sammlung für das Tixi
Zeigen Sie Herz!

Die Personalkommission (PeKo) hat für das ETH-Jubiläum drei Projekte lanciert. "Welcome Tomorrow", das ETHeater, und das "SoFe" spurteten auf Erfolgskurs. Für das dritte Projekt, die Sammelaktion für das dringend Hilfe benötigende Tixi Zürich, blieben die Herzen und Geldbeutel der ETH-Angehörigen bisher eher verschlossen. Das Sammelbarometer steht auf rund 32’000 Franken. 150'000 sollten es Ende September jedoch sein.

Regina Schwendener

Muss es nicht nachdenklich stimmen, wenn allen Projekten der ETH-Angehörigen grosser Erfolg beschieden war, nur dem einen nicht, der Sammlung fürs Tixi, Transportdienst für Behinderte, Zürich? Dabei wäre es doch so einfach: Wenn jeder ETH-Angehörige nur auf etwa drei Kaffee, Tee oder Cola verzichtet und das so gesparte Geld in einen der Tixi-Sammeltöpfe an der ETH einwirft oder per Einzahlungsschein an die Finanzabteilung (siehe Kasten) weiterleitet, wäre auch das dritte Jubiläumsprojekt, das die PeKo initiierte, ein Erfolg. Im folgenden ein Erlebnisbericht der Schreibenden über rund drei Stunden Fahrt im Tixi.

Unterwegs mit dem Tixi

Ein weisser Kombi fährt an der Mühlezelgstrasse, dem Geschäftssitz von Tixi, Transportdienst für Behinderte Zürich, vor. Klar signalisieren die Slogans auf dem Fahrzeug, mit wem ich es zu tun habe. Der Fahrer steigt aus. Er begrüsst mich mit einer angenehmen, ruhigen Stimme freundlich und stellt sich als Heinrich Ziegler vor. Im Fahrzeug sitzt bereits ein Kunde und Mitglied des Vereins Tixi: Werner Leu. Er ist aufgeregt. Sein Körper, seine Bewegungen sind fahrig. Er zittert stark. Ich lege ihm von hinten die Hand auf die Schulter und sage, er soll sich Zeit lassen. Wir fahren eine Weile. Dann beginnt Werner Leu zu sprechen. Ja, ich darf fragen. Erst noch etwas unkontrolliert, mit vielen Unterbrüchen gibt er Antwort und fordert meine volle Aufmerksamkeit. Man sieht seinem Körper die Anstrengung an, sich mitteilen zu wollen: Er ist jetzt 69 Jahre alt, leidet seit 23 Jahren an Parkinson.

Werner Leu ist wegen seines Parkinson stark behindert und dankbar für jede Hilfe. gross

Ein Leben zwischen Klinik und Zuhause

Der ehemalige Primarlehrer lebt, weil er Therapie und Pflege braucht, in einer Klinik in Kilchberg, fährt aber mit dem Tixi ein- bis zweimal die Woche nach Urdorf, in seine Heimatgemeinde. - Hier stocken seine Worte. Ich spüre, wie ihn die Gefühle überwältigen. Er wird wieder nervös, versucht zu reden, schweigt. – Dann plötzlich hat er sich gefasst und ich erfahre, dass wir nach Urdorf fahren, nach Hause, um seine Frau in dem Haus zu besuchen, in dem sie bis vor wenigen Jahren gemeinsam gewohnt haben. Das geht nicht mehr, erzählt er, weil seine Frau Maria Krebs hat, der Metastasen gebildet hat. Sie braucht auch Pflege, aber andere als er. Deshalb leben sie jetzt an verschiedenen Orten und können sich nur dank Tixi überhaupt noch regelmässig sehen. Mit dem normalen Taxi würde die eine Fahrt 70 Franken kosten, mit dem Tixi fährt er für 16 Franken hin und zurück. Das liegt drin mit der IV-Rente, die er bezieht. Wir machen noch eine kleine Rundfahrt durch das heimelige Urdorf, weil mir Werner Leu „seine“ Gemeinde zeigen will. Nach der von ihm kommentierten Tour zu Bevölkerungsstruktur, markanten Gebäuden und Arbeitsmöglichkeiten steigt er aus. Heinrich Ziegler stützt ihn, nimmt ihm seine Tasche ab. Wir verabschieden uns und Werner Leu lächelt, als er mir die Hand reicht und er anschliessend die Treppe rauf ins Haus geführt wird.


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Heinrich Ziegler verlädt den Rollstuhl mit Heidy Schellenberg - tatkräftig unterstützt von Walter Schellenberg. gross

Mehr ältere behiderte Fahrgäste

Gibt es auch junge Behinderte, die Tixi benutzen, will ich von Heinrich Ziegler wissen. „Junge sind es weniger, denn die können sich häufig noch selbst mit Rollstuhl und Auto mobil halten. Es sind vor allem ältere Personen, die im Familienkreis oder privatem Umfeld aus unterschiedlichen Gründen keine Unterstützung finden“, antwortet Heinrich Ziegler. Er ist einer der vielen freiwilligen Fahrer und Fahrerinnen von Tixi und pensionierter Postbeamter. "Ich habe nach meinem Rückzug aus dem Arbeitsleben eine sinnvolle Beschäftigung gesucht und hier zweimal in der Woche nachmittags gefunden", erzählt er auf der Fahrt zum nächsten Transport. Ich wollte wissen, ob es für ihn während einer seiner Touren ein besonderes Erlebnis gegeben hat. Ja, meint er. Er hätte einmal eine junge Frau mit verkrüppelten Armen und Beinen, aber einer enorm positiven Ausstrahlung gefahren… Wir halten am Altersheim in Urdorf. Die Fahrten werden, um überflüssige Kilometer zu vermeiden in der Geschäftsstelle koordiniert. So gibt es wenig „Leerlauf“, erzählt Heinrich Ziegler beim Anhalten. Er hält Ausschau nach seinen neuen Fahrgästen, Heidy und Walter Schellenberg.

Familienbesuch dank Tixi

Heidy Schellenberg sitzt im Rollstuhl und wird von Heinrich Ziegler über die Rampe ins Fahrzeug geschoben. Walter Schellenberg – 91 Jahre alt und ehemaliger Postauto-Garagenchef in Urdorf - unterstützt ihn tatkräftig, redet beruhigend auf seine Frau ein. Er ist noch relativ gut zu Fuss, aber die Frau und die Kraft fehlen für einen eigenen Haushalt. Die Fahrt geht ins aargauische Bellikon. Das Ehepaar ist dort für den Nachmittag bei der jüngsten Tochter, erzählt Walter Schellenberg. Abends werden sie von Tixi wieder zurück ins Heim gefahren. Es lebt sich gut dort, ist zwar nicht wie in den eigenen vier Wänden, aber sie können wenigstens zusammen sein, wenn auch nicht im gleichen Zimmer. Heidy Schellenberg ist dement, vergisst inzwischen sogar, dass sie nicht mehr stehen kann und lebt deshalb in der Pflegeabteilung. Walter Schellenberg, der seit kurzem im gleichen Hause lebt – im Altersheim – holt sie jeden Tag zu sich ins Zimmer, zum Spaziergehen ab. Und wie schon Werner Leu bemerkt Walter Schellenberg zum Abschied: „Gott sei dank, haben wir das Tixi. Sonst würden wir nicht mehr rauskommen!“ – Und gleiches höre ich am nächsten Ort, als wir im Triemli eine sichtlich erschöpfte jüngere Frau, Rita Beusch aus Rüschlikon, abholen, die vor dem Haus bereits im Rollstuhl wartet. Seit einem Jahr kommt sie hierher zu Ergotherapie und Logopädie, um die Folgen einer Hirnblutung zu mildern…


Spendenaktion Tixi

- Postcheckkonto 85-461070-6 (ETH-Finanzabteilung, 8092 Zürich).

- Sammelkassen befinden sich in allen Mensen der ETH und an diversen Jubiläumsanlässen.

- Spenden über das Internet: Anmeldungen unter www.peko.ethz.ch/jubilaeum/spendenaktion… und der Einzahlungsschein wird zugeschickt.






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