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Rubrik: Tagesberichte
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Publiziert: 14.03.2003 06:00

Brain Fair 2003
Wissenschaft aus dem Kopf

Zum vierten Mal findet in Zürich vom 15. bis 22. März die „Brain Fair 2003“ statt. Im Mittelpunkt stehen „Psyche und Gehirn“, ein Thema, das ETH und Universität Zürich einem breiten Publikum näher bringen wollen.

Von Michael Breu

In kaum einem Zweig der Naturwissenschaften hat die Forschung so schnell Fortschritte gemacht wie in der Erkundung des Gehirns: Sechs bis sieben Jahre dauert es heute, bis der aktuelle Wissensstand verdoppelt ist. Das Tempo dürfte in den nächsten Jahren weiter zunehmen. Denn mit der Entschlüsselung des menschlichen Erbgutes können auch die Gehirnforscher ihre Arbeit optimieren und neue, bisher verborgene Erkenntnisse gewinnen.

Ursprung in den USA

Solche Erkenntnisse – für den Laien verständlich aufbereitet – wollen Forscher von ETH und Universität Zürich sowie des Universitätsspitals vom 15. bis 22. März einem breiten Publikum bekannt machen. Der Anlass heisst „Brain Fair“ und findet heuer in Zürich zum vierten Mal statt –unter dem Motto: „Psyche und Gehirn“ (1). Koordiniert wird der Anlass von Wolfgang Knecht vom Zentrum für Neurowissenschaften Zürich, das von ETH und Universität getragen wird und die Vernetzung der Gehirnforschung zum Ziel hat; beratend steht ihm Professor Jean-Marc Fritschy vom Institut für Pharmakologie und Toxikologie der Universität Zürich zur Seite. „Die Idee entstand in den 1990er-Jahren in den USA“, sagt Jean-Marc Fritschy. Die erste „Woche des Gehirns“ – die Brain Awareness Week – fand 1996 in New York auf Initiative der Charles A. Dana Foundation statt. Die Dana Foundation ist eine private, philanthropische Organisation, die sich für Wissenschaft, Gesundheit und Bildung einsetzt – unter anderem auch für die Gehirnforschung und deren Nutzen für die Öffentlichkeit (2).

Anfang 1997 wurde die Europäische Dana Allianz für das Gehirn gegründet, die 1998 zum ersten Mal auch in der Schweiz eine „Internationale Woche des Gehirns“ durchführte (3). Seither findet der Anlass regelmässig im März statt. „Alexander Borbély, der heutige Prorektor Forschung der Universität Zürich, hat den Anlass vor sechs Jahren nach Zürich geholt“, sagt Jean-Marc Fritschy. Unter dem Motto „Die Sprache des Gehirns – Sinne, Gefühle, Kommunikation, Bewegung, Lernen“ fand im März 2000 die erste „Brain Fair“ in Zürich statt. „Mit grossem Erfolg“, sagt Fritschy, „etwa 40'000 Frauen und Männer haben den dreitägigen Anlass besucht.“ Im März 2001 folgte eine Neuauflage – diesmal als „öffentliches Forum“. Und ein Jahr später stand die Wechselwirkung von Kommunikation und Gehirn im Mittelpunkt.

Querschnitt durch das Gehirn eines Menschen: Gut zu unterscheiden sind die Nervenzellen (grau) und die Verbindungen zwischen den Hirnarealen (weiss). gross

„In diesem Jahr haben wir den Schwerpunkt auf das Thema Psyche gelegt“, sagt Jean-Marc Fritschy. „Dies ist deshalb interessant, weil sich an dieser Schnittstelle die Psychiatrie und die Gehirnforschung treffen.“


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Verteilung des alpha3-Subtyps der GABAa-Rezeptoren im Rattenhirn. Die GABAa-Rezeptoren vermitteln die hemmende Wirkung des Botenstoffs GABA; sie spielen eine wichtige Rolle bei der Regulation von Schlaf und Gedächtnis. gross

Das Programm ist entsprechend gestaltet. Eröffnet wird die „Brain Fair 2003“ am Samstag, 15. März, an der Universität Zürich mit einem Vortrag von Gerhard Roth, Direktor des Institutes für Hirnforschung der Universität Bremen und brillanter Buchautor, zum Thema „Wozu brauchen wir ein Bewusstsein?“ (4) und einem Pianokonzert mit Maria Joćo Pires und Ricardo Castro. Am Sonntag steht die Wirkung von Musik auf das Gehirn im Mittelpunkt; die Ausführungen beider Musiker werden mit den Neurowissenschaftern Rodney Douglas, Lutz Jäncke und Heinz-Gregor Wieser diskutiert. Während der Woche vom Montag, 17. März, bis Samstag, 22. März, werden an der ETH (Audimax) mehrere Foren zu Themen rund um das Gehirn angeboten. Hanns Möhler, Leiter des Instituts für Pharmakologie und Toxikologie der Universität und Professor für Pharmakologie an der ETH, wird zum Beispiel über Angst referieren, Jean-Marc Fritschy ein Forum über die Schnittstelle zwischen Biologie und Psychologie leiten.

Ein Blick ins Schlaflabor

Einen Blick in die Praxis kann man am Samstag, 22. März, werfen. Denn zu einem Tag der offenen Türe laden gleich mehrere Institute des Universitätsspitals ein – etwa das Schlaflabor oder die Neurochirurgische Klinik. Ebenfalls am Samstag informieren mehrere Forschungseinrichtungen von ETH und Universität mit einer Demonstration über Epilepsie, Gefühle und Gedächtnis, Hyperaktivität, Schizophrenie und Alzheimer. Präsent sind am gleichen Tag auch verschiedene Selbsthilfeorganisationen, von der Arbeitsgemeinschaft Ess-Störungen bis zur Gesellschaft für Zwangsstörungen.

Einen anderen Zugang zum Thema „Psyche und Gehirn“ versucht die Psychiatrische Universitätsklinik Zürich zu vermitteln. Vor dem Auditorium Maximum an der ETH stellen die Mitarbeiter der Klinik Bilder von Patienten aus, und das Kino RiffRaff an der Neugasse 57 in Zürich zeigt zwei Filme (am 16. März: „The Tube“, am 23. März: „Das weisse Rauschen“). Für Schulklassen bieten ETH und Universität zudem an, dass Forscher ein bis zwei Lektionen zum Thema Gehirnforschung gestalten: „Auch für uns ein sehr interessantes Lernfeld“, sagt Jean-Marc Fritschy. Laien auf einfache Art etwas zu erklären, öffne manchem Forscher ebenfalls die Augen für einen neuen Blick.

Staatssekretär unterstützt "Brain Fair"

„Die Planung des Anlasses dauert etwa ein Jahr. Im April wird über das neue Konzept entschieden, danach suchen wir Sponsoren“, sagt Fritschy. In diesem Jahr gehören neben den Chemieunternehmen Roche, Novartis und Serono, der Baustoffkonzern Holcim, die Credit Suisse, die Rahn & Bodmer Bank, der Tages-Anzeiger sowie the cogito foundation zu den Geldgebern. Und natürlich wird „Brain Fair“ von den Mitarbeitern des Zentrums für Neurowissenschaften der ETH und Universität Zürich unterstützt (5). Der Anlass steht unter dem Patronat von Charles Kleiber, dem Staatssekretär für Wissenschaft und Forschung.


Fussnoten:
(1) Brain Fair: http://www.brainfair-zurich.ch
(2) Dana Foundation: http://www.dana.org/
(3) The European Dana Alliance for the Brain: http://www.edab.net/
(4) von Gerhard Roth erschienen im Suhrkamp-Verlag: „Das Gehirn und seine Wirklichkeit“ und „Fühlen, Denken, Handeln. Wie das Gehirn unser Verhalten steuert“; http://www.suhrkamp.de
(5) Zentrum für Neurowissenschaften Zürich: http://www.neuroscience.unizh.ch/



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