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Rubrik: Tagesberichte |
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Interview mit Marcus Dapp, dem Organisator des ersten „LuniX-Day“. Einstieg ins Linux-Universum |
Heute Freitag findet an der ETH zum ersten Mal ein „LuniX-Day“ statt. In dessen Rahmen besteht die Möglichkeit auf dem persönlichen Laptop Linux zu installieren und sich in Workshops über die philosophischen Hintergründe von freier Software zu informieren. „ETH Life“ sprach mit Marcus Dapp, der mit seiner Studenten-Organisation „The Alternative“ den Anlass organisiert. Herr Dapp, was ist denn eigentlich so toll am Betriebssystem Linux? Marcus Dapp: Primär die Unabhängigkeit von einzelnen Software-Herstellern. Dadurch ergibt sich auch bei der Anwendungs-Software eine wesentlich grössere Auswahl. So kann ich als Linux-User beispielsweise zwischen Dutzenden von Web-Browsern auswählen. Finanziell interessant ist zudem die Einsparung von Lizenzgebühren.
Wieso braucht die ETH den von Ihnen initiierten „LuniX-Day“? Dapp: Eine erstmalige Installation von Linux ist besonders beim Nebeneinander von mehreren Betriebssystemen nicht immer ganz einfach. Am „LuniX-Day“ bieten erfahrene Linuxer fachkundige Hilfe. Nach einer Voranmeldung übers Web (1) kann man gleich vor Ort auf seinem eigenen Laptop Linux als Betriebssystem aufsetzen. Die Neptun-Laptops liefern den Uni- & ETH-Studis auf einer DVD ja bereits eine fixfertige Linux/Windows-Dualboot-Installation auf Knopfdruck an. Wieso braucht’s da überhaupt noch eine Installations-Party? Es geht eben nicht nur darum, Linux auf dem eigenen Laptop installiert zu haben, sondern ein „mündiger User“ muss auch damit umgehen und beispielsweise Teile des Betriebssystems oder der Anwendungs-Software updaten können. Wo liegt da der Unterschied zu bestehenden „Installations-Partys“ von Organisationen wie der Linux User Group Switzerland (LUGS)? Mit dem „LuniX-Day“ wollen wir aus der „Geek“-Ecke herauskommen und aufzeigen, dass Linux nicht nur für Computerfreaks da ist, sondern von jedermann benutzt werden kann. Darum gehören zu unserer Zielgruppe nicht nur der ETH-Studierende, sondern auch Leute von der Uni. Ausserdem wollen wir darüber hinaus mit Workshops und Diskussionen über die politischen und philosophischen Hintergründe von freier Software informieren; beispielsweise zur aktuellen Revision des Urheberrechts im Parlament oder zum Einfluss von Software-Patenten auf Innovation bei Freier Software – das Thema meiner Diss. |
"Was ist freie Software?" Software ist gemäss der Free Software Foundation (2) frei, wenn sie allen Usern folgende vier Freiheiten garantiert: Man darf das Programm beliebig verwenden, kopieren, verändern und weitergeben. Einzig die Weitergabe unterliegt der Bedingung, dass man anderen die gleichen Freiheiten garantieren muss. Um das Programm verändern zu können, bedarf es der offenen Verfügbarkeit des Quellcodes, weshalb auch die Bezeichnung "Open Source" verwendet wird. Rechtlich werden die Freiheiten über eine Lizenz garantiert, sodass sich Freie Software nicht in einem Graubereich bewegt, sondern voll durch das Urheberrecht abgedeckt ist. Entwickelt wird Freie Software in sogenannten "Online communities", wo sich begeisterte "Hacker" treffen, um ihrem gemeinsamen Hobby zu frönen: Dem Programmieren von Software. Inzwischen haben auch Computer-Hersteller diesen Markt entdeckt und entwickeln neue Geschäftsmodelle basierend auf freier Software. Regierungen wie beispielsweise Brasilien und Städte wie München haben sich bereits entschieden, auf Freie Software umzusteigen. Worin liegt eigentlich Ihre Motivation, dass Sie neben Diss und ETH-Studium selbstlos Studierenden den Einstieg in die Linux-Welt ermöglichen? Unsere Motivation liegt darin, den Leuten das Linux-Universum näher zu bringen, deshalb auch der Name "LuniX-Day". Wir freuen uns, mit neuen Leuten über die zahlreichen Möglichkeiten von freier Software zu diskutieren. Momentan tun wir dies als Studierende in Form eines Non-Profit-Vereins. Aber wir möchten nicht ausschliessen, dass „The Alternative“ zukünftig auch kommerziell tätig werden könnte, beispielsweise im Vertrieb vorinstallierter Linux-Rechner oder mit Schulungsangeboten.
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