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Rubrik: Tagesberichte
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Publiziert: 06.07.2005 06:00

Detailliertes Projekt für neue SAC-Hütte
Ausblicke am Monte Rosa

Das Projekt „Neue Monte Rosa Hütte“, ein Beitrag des Departements Architektur zum 150-Jahr-Jubiläum der ETH, nimmt immer konkretere Formen an. ETH-Studierende legten letzte Woche detaillierte Pläne vor. Bereits ist auch die Baueingabe erfolgt für das neue Gebäude, zu dem verschiedene Seiten ihre Zustimmung gaben.

Von Christoph Meier

Die ETH will in Zukunft auch im Monte-Rosa-Massiv glänzen. Erarbeiteten im letzten Jahr Studierende im ETH-Studio „Monte Rosa“ von Architekturprofessor Andrea Deplazes (1) verschiedene Vorschläge für eine Hütte (2), liegt auf das Ende dieses Semester ein einzelnes, weiter ausgearbeitetes Projekt vor. Die Baueingabe für die neue Hütte erfolgte vor zwei Wochen.

Einblick in die Details des neuen Projekts erhielt man bei der Schlusskritik vom letzten Donnerstag an der ETH Hönggerberg. Dort präsentierten die Studierenden, welche im letzten Semester die einmalige Chance eines Projektunterrichtes mit ausgeprägtem Praxisbezug genutzt hatten, die Neue Monte Rosa Hütte. Das sechsgeschossige Gebäude, das in 80 Meter Distanz zur alten Hütte auf der Gletschermoräne errichtet werden soll, weist einen polygonalen Grundriss auf. Die Wände ziehen sich von einem Betonsockel aus zuerst vertikal nach oben, bevor sie auf verschiedenen Höhen abgeknickt werden. Das hat zur Folge, dass die klassische Trennung von Dach und Fassade aufgehoben wird. Damit kann das Verhältnis von Oberfläche zu Volumen klein gehalten werden. Eine grössere Aussenfläche, auf der auch die Sonnenkollektoren angebracht sind, präsentiert sich nur gegen Süden, wo eine Terrasse erstellt wird.

Aluminium verleiht metallischen Schimmer

Durchbrochen wird die Fassade durch kleine Fenster, die zu den Schlafräumen gehören und zwei grössere strukturelle Öffnungen. Die eine bietet einen fast 360-Grad Ausblick über die ganze Raumhöhe aus dem erdgeschossigen Restaurant hinaus. Die andere folgt aufsteigend der Erschliessung der weiteren Geschosse. Die Hülle des Gebäudes besteht aussen aus einer Aluschicht, die dem Gebäude einen metallischen Schimmer verleihen wird. Gegen innen wird die tragende Schale im Holztafelbau gefertigt.

In der Hütte mit ihren 130 Schlafplätzen selbst sollen zwei Stimmungen erzeugt werden. Einerseits versucht man in den Schlafräumen mit den kleinen Öffnungen Geborgenheit zu vermitteln, wohingegen der Tagestourist im Restaurant möglichst ungehindert – seinen Komfortbedürfnissen Rechnung tragend, aber geschützt - die Bergwelt erleben kann. Der Schlaf- und der Konsumationsbereich sind darum auch unterschiedlich ausgekleidet. Im letzteren wird mittels Farbe ein gewisser Glanz verliehen, im ersten dominiert das rohe Holz.

In der Zusammenarbeit mit verschiedenen Spezialisten konzipierten die ETH-Studierenden die neue Monte-Rosa-Hütte so, dass sie einen Energiedeckungsgrad von 95 Prozent aufweisen sollte. Mittels einer möglicherweise in der Zukunft realisierten Biogasanlage, für die Platz ausgespart wurde, könnte man auf 100 Prozent gelangen. Grundsätzlich will man anhand der SAC-Hütte ein nachhaltiges, technisch ausgereiftes und ästhetisch überzeugendes Beispiel für das Schaffen der Architektur an der ETH liefern.

Studierende des Studio Monte Rosa arbeiten am Modell der Neuen Monte Rosa Hütte. gross


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So würde die Neue Monte Rosa Hütte in der Nacht erscheinen, wenn das vorliegende Projekt der ETH unter Leitung von Andrea Deplazes realisert wird. (Bilder: Studio Monte Rosa) gross

Gedanken der Kritiker

Die zur Schlusskritik eingeladenen Experten, die Architekten Christian Sumi und Jean-Pierre Dürig, zweifelten auch kaum am hohen Niveau des Projekts. Nach einem allgemeinen Lob zu den Plänen erkannten sie aber spürsicher die Punkte, welche die Studierenden schon während der Projektentwicklung als Klippen und Tücken ihres Entwurfs wahrgenommen hatten. So sahen sie bei der Feuertreppe, dem Hohlraum unterhalb des höchsten Punktes des Gebäudes, oder dem Anschluss der Terrasse an das Gebäude noch Verbesserungsmöglichkeiten. Dürig fragte sich beispielsweise, ob man die Feuertreppe nicht bis ganz nach oben auf das Gebäude ziehen könnte, und Sumi erwog verschiedene Möglichkeiten, um den im ersten Untergeschoss vorgesehenen Wintereingang mit der eigenen kleinen Plattform zu vermeiden.

Andrea Deplazes zeigte sich den Kritikern gegenüber dankbar, dass sie die Studierenden auf Punkte, die weiter bearbeitet werden sollten, sensibilisiert hatten. Er machte aber darauf aufmerksam, dass die Weiterbearbeitung nicht mehr in Form von Kursen während den Semestern stattfinden werde, sondern dass wahrscheinlich Studierende anhand von Praktika mitarbeiten sollen. Hier könnten dann die Teilnehmenden lernen, was es bedeutet, unter den dann gegebenen ökonomischen Zwängen in Zusammenarbeit mit den konkreten Firmen und Handwerkern ein Projekt zu realisieren.

In Bezug auf die Terminierung hofft Deplazes, dass er bis zum Herbst die Baubewilligung erhält und dann auch rund 80 Prozent der Finanzierung gesichert sein werden. Im Moment sind von den geschätzten Kosten von 4 Millionen Schweizerfranken 2 Millionen beisammen. Wenn auch vielleicht noch dieses Jahr die Grundsteinlegung erfolgt, so ist jetzt schon klar, dass der Bau der neuen SAC-Hütte erst nächstes Jahr erfolgen kann.

Breite Zustimmung

Unterstützung erhielt die Neue Monte Rosa Hütte in der Zwischenzeit von mehreren Seiten. So stimmte die SAC-Sektion „Monte Rosa“, die künftige Besitzerin der Hütte, Ende April dem Projekt einstimmig zu. Die Eidgenössische Natur- und Heimatschutzkommission hat sich auch positiv zum Projekt geäussert, wobei die offizielle Zusage noch aussteht. Die volle Unterstützung zugesichert haben nach einer Präsentation Ende Mai in Brig die Umweltverbände WWF, Pro Natura und VCS.

Läuft alles ideal, kann im Jahre 2007 erstmals in der neuen Hütte übernachtet werden. Dann werden der gewöhnliche Alpinist oder Tagestourist darüber streiten können, ob es der ETH gelungen ist, einen architektonischen Akzent zu setzen, oder ob die Neue Monte Rosa Hütte inmitten von Steinen und Schnee zum Stein des Anstosses wird.


Fussnoten:
(1) Studio Monte Rosa: www.deplazes.arch.ethz.ch/index.php?iid=230
(2) Vgl. "ETH Life"-Bericht "Urbanität und Matterhorn": www.ethlife.ethz.ch/articles/studiomrosaentw.html



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