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Rubrik: Tagesberichte
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Publiziert: 20.04.2005 06:00

ETH Absolventen entwickeln Kollisionswarnsystem für die REGA
Kästchen gegen Kollisionen

Die REGA rüstet ihre Rettungshelikopter mit einem neuartigen Kollisionswarnsystem aus. Es warnt den Piloten vor Zusammenstössen mit anderen Flugzeugen sowie der Annäherung an Hindernisse in der Höhe. Entwickelt haben das Gerät ETH-Absolventen in ihrer Freizeit.

Claudia Naegeli

„Das Warnsystem kann einen guten Beitrag zu einer höheren Flugsicherheit leisten“, erklärt Norbert Hobmeier, Chef Information der Schweizerischen Rettungsflugwacht REGA. Das Gerät mit dem Namen FLARM (Flight Alarm) ist nicht grösser als eine Zigarettenschachtel und warnt den Piloten optisch und akustisch vor einer nahenden Gefahr (1). Damit eine gegenseitige Erkennung von zwei Flugzeugen möglich ist, müssen beide mit FLARM ausgestattet sein. Feste Hindernisse, wie beispielsweise Stromleitungen, müssen im Gerät gespeichert werden. Die Erfassung basiert für die Schweiz auf der Luftfahrthinderniskarte, die vom Bundesamt für Zivilluftfahrt gemeinsam mit der Schweizer Luftwaffe herausgegeben wird. „In FLARM sind beispielsweise alle Seile und Stromleitungen der Schweiz gespeichert, die auf dieser Karte eingetragen sind“, erklärt Andrea Schlapbach von FLARM Technology. Rund 30'000 Objekte sind im gesamten Alpenraum erfasst.

Der Naturwissenschaftler hat gemeinsam mit den beiden Elektroingenieuren Urs Rothacher und Urban Mäder ungefähr zwei Jahre in die Entwicklung des Warnsystems investiert. „Wir haben den grössten Teil der Arbeit ehrenamtlich in unserer Freizeit geleistet“, sagt Andrea Schlapbach. Die drei ETH-Absolventen gehen allesamt einer Vollbeschäftigung nach. Urs Rothacher arbeitet für einen erfolgreichen ETH Spin-Off im Bereich der Sensorherstellung, Andrea Schlapbach für die Schweizer Börse SWX und Urban Mäder ist Doktorand an der ETH. Was die drei verbindet, war gleichzeitig auch der Auslöser für die Entwicklung von FLARM: Ihre Leidenschaft für das Segelfliegen.

Warnung dank GPS und Funk

Kollisionen stellen im Segelflug die zweithäufigste Unfallursache dar, weil fast ausschliesslich nach Sichtflugregeln geflogen wird. Mit systematischen Luftraumbeobachtungen und entsprechenden Warnmarkierungen kann die Kollisionsgefahr zwar begrenzt, aber nicht aufgehoben werden. Zudem stellen Segelflugzeuge besondere Anforderungen an ein Kollisionswarnsystem: Das Gerät muss eine grosse Anzahl von Flugzeugen, die sich nicht gradlinig bewegen, erfassen können und soll gleichzeitig klein und kostengünstig sein. Das hat eine Konzeptstudie der Fachhochschule Nordwestschweiz-Solothurn aufgezeigt. Andere Fachhochschulen versuchen derzeit, ähnliche Systeme zu entwickeln.


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Mehr Flugsicherheit für die REGA. Das Gerät der ETH-Absolventen warnt vor Kollisionen. (Bild: Marc Welti)

Basierend auf diesen Studien haben Urs Rothacher und Andrea Schlapbach im Jahr 2001 mit der Entwicklung von FLARM begonnen. Die Geräte bestehen aus einem Mikroprozessor, einem GPS Modul sowie einem Funkmodul. Das GPS dient zur Bestimmung der aktuellen Position und Geschwindigkeit im Raum. Die Information wird per Funk ausgestrahlt und kann so innerhalb einer Reichweite von bis zu drei Kilometern von anderen Geräten empfangen und ausgewertet werden. Von FLARM sind mittlerweile über 2'500 Geräte verkauft worden. FLARM ist zum Quasi-Standard in der Kleinluftfahrt geworden.

Neue Anwendung mit alter Technik

Die Geräte für die Rettungshelikopter der REGA basieren auf der gleichen Technologie. „Allerdings werden für den Einsatz in Hubschraubern geringe Modifikationen vorgenommen“, erklärt Andrea Schlapbach. Unter anderem betrifft das die Vibrationsfestigkeit, eine angepasste Stromversorgung sowie Modifikationen im Bewegungsverhalten von Hubschraubern. Bedingt durch den hohen Lärmpegel im Helikopter ist zudem eine Schnittstelle für Kopfhörer notwendig, die in Zusammenarbeit mit einem Unternehmen in Solothurn entwickelt wurde. „Die Hard- und Software unterscheidet sich sonst allerdings nicht von den anderen FLARM-Geräten“, fügt Andrea Schlapbach an. Mit der REGA wird jetzt noch die Optimierung des Geräts bezüglich der hubschrauberspezifischen Dynamik sowie zusätzliche Zertifizierungen vorgenommen, sagt Informations-Chef Norbert Hobmeier.

In der Zwischenzeit arbeiten Andrea Schlapbach und seine Kollegen von FLARM Technology bereits an einem neuen Projekt: Eine ähnliche und kompatible Kollisionswarnung für Gleitschirmflieger und Hängegleiter wird vor Ende Jahr kommerziell verfügbar sein. „Dabei besteht die grösste Herausforderung darin, das ohnehin schon kleine FLARM-Gerät noch kompakter und kostengünstiger zu machen, um den Besonderheiten dieses Marktes zu entsprechen“, sagt der Naturwissenschaftler. Er befindet sich bereits in Lizenzverhandlungen mit Herstellern von Gleitschirmelektronik.


Fussnoten:
(1) Die Website von FLARM Technology: www.flarm.com



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