ETH Life - wissen was laeuft

Die tägliche Web-Zeitung der ETH Zürich - in English

ETH Life - wissen was laeuft ETH Life - wissen was laeuft
ETH Life - wissen was laeuft
Home

ETH - Eidgenoessische Technische Hochschule Zuerich - Swiss Federal Institute of Technology Zurich
Rubrik: Tagesberichte
Print-Version Drucken
Publiziert: 27.11.2003 06:00

Novatlantis und Seedbox – Zukunft 2050
Samenpool

„Nachhaltigkeit konkret“: Am Dienstag fand im Auditorium Maximum der ETH unter diesem Titel eine Informationsveranstaltung statt. Einerseits wurde das Nachhaltigkeitssprojekt „Novatlantis“ vorgestellt, andererseits eine Themenbörse für Dissertationen, Praktikums-, Semester- und Diplomarbeiten. Studenten kamen nur wenige.

Von Michael Breu

Nachhaltigkeit säen, das will die Organisation „Seed Sustainability“, die Plattform für studentische Nachhaltigkeitsforschung. „Als Projektplattform ermöglicht Seed Sustainability die Bearbeitung von Fragestellungen hochschulexterner Partner aus Wirtschaft, öffentlicher Verwaltung und Nichtregierungsorganisationen sowie hochschulinterner Fragestellungen. Die Bearbeitung erfolgt durch Studierende verschiedener Fachrichtungen und Hochschulen“, heisst es auf der Homepage der Organisation (1). Durch projektbezogene Nachhaltigkeitsforschung, Beratung und Coaching setzt sich Seed Sustainability dafür ein, dass sich Studierende gezielt für eine nachhaltige Entwicklung und die Zusammenarbeit von Gesellschaft, Wirtschaft und Wissenschaft engagieren können. Die Studien werden in Form von Semester-, Diplom- oder Praktikumsarbeiten sowie Dissertationen realisiert.“ „Studentinnen und Studenten haben ein grosses Potential; sie haben Mut, sind unvoreingenommen und kreativ“, sagte Gabriela Wülser, studierte ETH-Umweltnaturwissenschafterin und Geschäftsführerin von Seed Sustainability, am Dienstag an der Tagung „Nachhaltigkeit konkret“, die im Auditorium Maximum der ETH Zürich stattfand und weit über hundert Personen aber nur wenige Studenten anlockte. Die Organisation Seed Sustainability wolle das Potential der Studenten fördern und für die Zukunft nutzbar machen. Deshalb habe man einen Themenpool – die Seedbox – eingerichtet, in dem bereits über dreissig ausgeschriebene Arbeiten aus der ETH Zürich, der Universitäten Basel und Zürich sowie der Fachhochschule beider Basel zu finden sind (2). „Unser Ziel sind praxisorientierte Arbeiten zum Themenbereich Nachhaltigkeit, die in einem interdisziplinären Team ausgeführt werden“, sagte Wülser.

Apéro und Networking für eine nachhaltige Zukunft: Wo bleiben die Studenten?

Konkret stehen die meisten dieser Arbeiten im Zusammenhang mit dem Projekt „Novatlantis“, das in den 1990er-Jahren vom ETH-Rat initiiert wurde. „Novatlantis setzt die neusten Erkenntnisse und Resultate aus der Forschung im ETH-Bereich für eine nachhaltige Entwicklung von Ballungsräumen um. Wir zeigen an praktischen Beispielen, wie eine nachhaltige Zukunft aussehen kann“, heisst es in der Projektbeschreibung (3). Gemeinsam mit Forschern und Wissenschaftern des ETH-Bereichs sollen bis ins Jahr 2050 transdisziplinäre Projekte realisiert werden. „Wir suchen nach Ideen für zukunftsfähige Lösungen“, sagte Minergie-Pionier und Novatlantis-Geschäftsführer Roland Stulz an der Tagung „Nachhaltigkeit konkret“. Eines dieser Projekte ist die 2000-Watt-Gesellschaft, die in der Pilotregion Basel realisiert werden soll, erklärte der Architekt Armin Binz, Leiter des Institutes für Energie der Fachhochschule beider Basel. „Vier Grossprojekte in Basel bilden die Basis der Pilotregion. Das Areal des Güterbahnhofes der Deutschen Bahn in Kleinbasel soll eine neue Nutzungsordnung erhalten und in den kommenden Jahren neu bebaut werden,


weitermehr

Als Pilotprojekt für Novatlantis wurde die Stadt Basel ausgewählt. In den nächsten 50 Jahren sollen dort mehrere Projekte umgesetzt werden

im St.-Johann-Quartier werden die massiven Umgestaltungen durch die Autobahn-Nordtangente zum Anlass genommen, unter dem Namen Pro Volta eine grundlegende Quartieraufwertung in Gang zu bringen, im Gundeldinger Feld soll das ehemalige Industrieareal der Firma Sulzer Burckhardt saniert und neu belebt werden, und unter dem Namen 'Logis Bāle’ sollen 5000 attraktive Wohnungen entstehen“, sagte Binz. Das Zuviel an Energie soll durch moderne Technik eingespart werden. Übrigens ein happiger Brocken: „Wir haben heute einen Leistungsbedarf von 6000 Watt pro Kopf. Das heisst: Um die 2000-Watt-Gesellschaft zu erreichen, muss der Leistungsbedarf um den Faktor drei reduziert werden“, erklärte Roland Stulz und meinte, dies sei durchaus möglich: „Im Jahre 1960 war die Schweiz auch eine 2000-Watt-Gesellschaft“.

Allerdings nutzten die Schweizerinnen und Schweizer vor vierzig Jahren bedeutend weniger Luxus, die Autodichte war zum Beispiel deutlich niedriger als heute.

Mit nachhaltiger Mobilität beschäftigen sich Christian Bach, Abteilungsleiter Verbrennungsmotoren/Feuerungen an der Empa Dübendorf, und Alexander Wokaun, ETH-Professor für Technische Chemie und Leiter der Abteilung Allgemeine Energieforschung am Paul-Scherrer-Institut. Christian Bach entwickelt zusammen mit seinem Team das Clean Engine Vehicle, „ein neuartiger Motor mit rekordtiefen Abgaswerten“ auf der Basis des VW Polo. „Unsere Vision ist ein Antrieb, der auf erneuerbaren Energien beruht, schadstofffrei und energieeffizient ist“, sagte er an der Tagung. Ein Prototyp habe man bereits getestet, nun sollen drei Autos in der Praxis erprobt werden. Als Treibstoff eigne sich Methan.

Mit umweltfreundlichen Treibstoffen befasst sich Alexander Wokaun. Zusammen mit anderen Forschern entwickelt er im österreichischen Güssingen eine Nassoxidations-Pilotanlage. Dort soll aus Holz Methangas entstehen. Erste Tests wurden im Mai erfolgreich durchgeführt; im Januar 2004 soll nun die Pilotanlage erstmals ohne Unterbruch während tausend Stunden betrieben werden. „Unser Ziel ist es, bis 2009 eine Demonstrationsanlage zu betreiben“, sagte Wokaun an der Tagung.

Holz für eine solche Anlage ist reichlich vorhanden: „Wie haben in der Schweiz sogar zu viel Wald“, sagte WSL-Direktor Mario Broggi an der Tagung und meinte: „Weil ich ein stolzer Förster bin, muss ich sagen: Wir haben die Nachhaltigkeit erfunden.“ Mit seiner Anspielung weist Broggi auf die Definition des Begriffs „Nachhaltigkeit“ hin, die in der Schweiz 1876 zum ersten Mal im Forstgesetz beschrieben wurde. Handlungsbedarf sieht der Chef der Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft im Umgang mit dem besiedelten Raum: „Wir müssen uns endlich Gedanken machen über eine nachhaltige Raumplanung. Da wartet eine gigantische Aufgabe auf uns“, sagte er. Die Nachhaltige Entwicklung ist auch Alexander J. Zehnder, Direktor der Forschungsanstalt für Wasserversorgung, Abwasserreinigung und Gewässerschutz (Eawag) und designierter Präsident des ETH-Rates, Louis Schlapbach, Direktor der Eidgenössischen Materialprüfungs- und Forschungsanstalt (Empa), sowie Rolf Eichler, Direktor des Paul-Scherrer-Instituts, ein wichtiges Anliegen. An der Tagung „Nachhaltigkeit konkret“ stellten sie in Kürze die wichtigsten Forschungsgebiete vor – vom NoMix-WC über Nanotechnologie und Kohlefassern zu Brennstoff-Zellen.


Fussnoten:
(1) Seed Sustainability: http://www.seed-sustainability.ch
(2) Seed Box: www.seedbox.ch/
(3) Novatlantis: http://www.novatlantis.ch



Sie können zu diesem Artikel ein Feedback schreiben oder die bisherigen lesen.




!!! Dieses Dokument stammt aus dem ETH Web-Archiv und wird nicht mehr gepflegt !!!
!!! This document is stored in the ETH Web archive and is no longer maintained !!!