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Rubrik: Tagesberichte |
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Öffentliche Führung im Archiv der ETH Zeitreise |
Das Archiv der ETH birgt einige Schätze: Von der Gründungsurkunde über Handschriften von Einstein und Jung bis zu Atomkraftwerksplänen finden sich in den Spezialsammlungen der ETH-Bibliothek interessante Zeugen vergangener Zeiten. Im Rahmen einer öffentlichen Abendführung wurde Beispiele daraus vorgestellt. Von Roberto Stefàno Wenn Indiana Jones in ein Archiv hinabsteigt, um seine archäologischen Forschungen voran zu treiben, befindet er sich meist in einem schummerigen, dunklen, von den Jahrhunderten geprägten Saal, in dem sich die Bücher unter einer dicken Staubschicht stapeln. Nicht so im Archiv der ETH Zürich: Der Lesesaal ist hell und karg, Hilfsmittel wie Computer und Kopierer stehen den Studierenden zur Verfügung, statt in alten Holzregalen lagern die Bücher in Metallgestellen. Eines jedoch haben beide Archive gemeinsam: Die Geheimnisse, welche in den alten Schriften verborgen sind oder sein könnten, üben auf die Besucher eine grosse Faszination aus. Blick auf Schätze Dies zeigte sich auch kürzlich an einer öffentlichen Führung durch das Archiv der ETH Zürich. Rund 40 Personen liessen es sich nicht nehmen, einmal einen Blick auf die Schätze zu werfen, welche in den Spezialsammlungen der ETH-Bibliothek lagern. Angela Gastl, die Leiterin des Archivs, hatte dazu einen Rundgang vorbereitet, der die Geschichte der ETH sowie jene des Archivs anhand von zeittypischen Dokumenten und Errungenschaften aufzeigt. Junges Archiv mit langer Geschichte Obwohl die Bestände in die Zeit vor der Gründung der Hochschule zurück reichen, handelt es sich beim Archiv der ETH um eine junge Institution. Sie wurde erst vor fünf Jahren, mit der Einführung des Archivierungsgesetzes, ins Leben gerufen. Zuvor wurden während mehreren Jahrzehnten sowohl im Bundesarchiv in Bern wie auch in Zürich Schriften der ETH gesammelt. Zuerst erfolgte dies im Historischen Schulratsarchiv, welches die Akten des Leitungsgremiums des ehemaligen Polytechnikums umfasste. Seit 1948 wurden zusätzlich Forschungsunterlagen, Autographen und private Nachlässe durch die Wissenschaftshistorischen Sammlungen der ETH-Bibliothek aufbewahrt.
Am Anfang war das Schulratsprotokoll Mit Beispielen aus dem historischen Schulratsarchiv, darunter ein Schulratsprotokoll aus den Gründungsjahren, eröffnet Angela Gastl den Rundgang. "Wer sich mit der Geschichte der ETH auseinandersetzten möchte, erfährt viel Wissenswertes aus den Schulratsprotokollen", erklärt die Archivleiterin.
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Einsteins Diplomprüfungen Besonderen Anklang während der Archivführung findet das so genannte Preziosenzimmer. In diesem Raum werden unter anderem Dokumente von berühmten Angehörigen der ETH Zürich, wie Albert Einstein oder C.G. Jung gezeigt. So dürfen die Besucherinnen und Besucher die Ergebnisse von Albert Einsteins Diplomprüfungen, einen Briefwechsel mit der Schulleitung über seine Einsetzung als Professor oder einen Brief von C.G. Jung an Sigmund Freud im Original bewundern. Vom Entdecker der Relativitätstheorie besitzt das Archiv der ETH Zürich zudem exklusiv das gesamte Archiv aus Jerusalem auf Mikrofilm. Ein Kernkraftwerk beim ETH-Hauptgebäude Erst vor Kurzem hinzugekommen ist das Archiv zur Geschichte der Kernenergie in der Schweiz (1). Darin sind Akten und Medien enthalten, welche die zivile Nutzung der Kernenergie hierzulande dokumentieren. Als Kuriosum aus diesem Archiv präsentiert Angela Gastl den staunenden Besuchern einen Plan für ein Atomkraftwerk, welches in unmittelbarer Nähe des ETH-Hauptgebäudes an der Clausiusstrasse hätte gebaut werden sollen. Katalog in Buchform Ebenfalls etwas kurios erscheint heute ein Katalogsystem, welches in der Bibliothek der ETH ab 1908 eingesetzt wurde. Informationen zu neu erworbenen Schriften klebte man dabei in ein dickes Buch, um einen einfachen Zugriff auf die zahlreichen Werke gewährleisten zu können. 40 Jahre später wurde dieses System durch den noch heute bekannten Karteikarten-Katalog ersetzt. Zum Schluss des Rundgangs erhalten die Besuchenden einen Einblick in die biographischen Dossiers, welche das Archiv der ETH Zürich über ETH-Angehörige und -Einrichtungen angelegt hat. Diese Sammlung zählt mittlerweile über 20'000 Dossiers, die biographische Dokumente von Zeitungsartikeln über Festschriften bis hin zu Todesanzeigen enthalten. Damit endet eine spannende Abendführung, die wohl manche und manchen dazu bewogen hat, bei Gelegenheit wieder im Archiv der ETH Zürich vorbeizuschauen. |
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Literaturhinweise:
Fussnoten:
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