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Exhibiting Switzerland |
Von Paul Schmid-Hempel Nach vielen Querelen ist sie nun also offen - die Expo'02, und die entsprechende Homepage verkündet stolz: "Exhibiting Switzerland". Auch die Zürcher Hochschulen sind mit einem Projekt (zur Hirnforschung) vertreten. Wenn man den Presseberichten Glauben schenken darf, ist die Landesausstellung bisher erfolgreich, was den Machern von Herzen zu gönnen ist. Nach eigenem Bekunden ist die Expo eine Momenaufnahme der Schweiz, die ausgewählte Themen, mit denen sich unser Land beschäftigt, seine Probleme und seine Chancen aufgreift. Die Stärken und Schwächen reflektieren - dies ist übrigens auch eine permanente Aufgabe der Wissenschaft. In diesem Sinne kann ein solches Unterfangen nur hilfreich sein. Natürlich regt eine solch grosse und teure Veranstaltung auch die Vorstellung an, wie denn eine nächste Expo 2025 aussehen könnte. Schliesslich ist bekannt, dass der Bund etwa einen Jahresetat der ETHZ in das Projekt investiert hat (oder wenn man will, eine Erhöhung des ETH-Etats um 10 Prozent für die nächsten zehn Jahre). Ich könnte mir nun vorstellen, dass für die Expo 2025 Projekte realisiert werden, die wegen Geldmangels oder fehlendem politischen Druck üblicherweise auf die lange Bank geschoben werden, die aber nachgerade die verschiedenen Probleme und Chancen der Schweiz im 21.Jahrhundert modellhaft charakterisieren (übrigens werden auch sportliche Grossanlässe, wie eine Fussball-WM, mit eben solchen Zusatznutzen schmackhaft gemacht). Beispiele für solche Probleme und Chancen? Ich könnte mir vorstellen, dass in einer ausgewählten Stadt ein modellhaftes neues Verkehrssystem erprobt würde, um die tägliche Katastrophe des Agglomerationsverkehrs lösen zu helfen, welcher nicht nur unsere Lebensqualität zunehmend bedroht, sondern auch erhebliche direkte gesundheitliche Folgen hat. Oder wie wäre es mit der Errichtung eines grosszügigen zweiten Nationalparks, um unserer bedrohten Natur über dieses bedrängte Jahrhundert zu helfen?
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Auch eine tatkräftige Bildungsinitiative, um die Chancen für unsere jungen Leute an den Hochschulen zu wahren, würde die besten Seiten unserers Landes ausstellen. Die vorbildliche Restauration eines an Geldmangel leidenden Museums, die Realisierung eines innovativen Theater- und Musikwerkplatzes, könnte ebenso ein Teil des nächsten Exhibits "Schweiz" sein. Nur die oft beschworene Fantasie setzt hier die Grenzen. Für ein Jahr hätten dann Besucher die Gelegenheit diese Modellprojekte einfach und günstig zu besuchen, sozusagen auf einem ganz speziellen Weg der Schweiz, und damit die alltäglichen Problemen und Chancen unseres Landes in einer gelebten Ausstellung vor Ort kennenzulernen. Beispielsweise wären Exkursionen und Anschauungsunterricht im neuen Nationalpark möglich, Präsentationen und Kurse im Rahmen der Bildungsinitative, spezielle Touren durch ein wertvolles Museum - alles wäre ein Teil der nächsten Landesausstellung. Utopisch? Ja, vermutlich, doch solche Zwischenrufe sind das Privileg des Kolumnisten. Übrigens: im Jahre 2005 feiert die ETH ihr 150-jähriges Bestehen. Da es sich immerhin um die nationale Universität der Schweiz handelt, ergäbe sich dann vielleicht die utopische Chance, dies als eine Art "Landesaustellung" der Bildung und Wissenschaft zu gestalten. Das Vermitteln modellhafter Projekte, ein spezielles Bildungsangebot für die breitere Öffentlichkeit, instruktive Einblicke in die Träume, Sorgen und Nöte der Forschenden, Touren zu Orten der wissenschaftlichen Feldforschung, historische Einblicke in das Leben bedeutender wissenschaftlicher Persönlichkeiten der Schweiz an den Orten ihres Wirkens, und noch vieles mehr - alles dies könnte dann auf einem "Wissensweg der Schweiz" besucht werden, der zum Beispiel von der ETH Zürich an die ETH Lausanne führt. Ja, ich weiss, ich weiss - Utopie, doch auch die Expo'02 war einmal eine Utopie, die Wirklichkeit geworden ist. |
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