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Publiziert: 23.02.2001 06:00

Katalysator reduziert Schadstoffe im Tabakrauch um 50 bis 70 Prozent
Grünes Licht für blauen Dunst?

Professor Walter M. Meier hat jetzt einen Katalysator gefunden, der die gesundheitsschädigenden Schadstoffe für Rauchende um 50 Prozent, für Passivraucher um 70 Prozent reduziert. Die Industrie reagierte bisher zwiespältig auf Meiers erstaunliche Entdeckung.

Von Regina Schwendener

Werden Rauchende noch mehr rauchen? - "Nein", hofft Professor Meier. Die gesundheitsschädigenden Stoffe würden zwar durch den von ihm entwickelten Katalysator stark reduziert, aber das süchtig machende Nikotin bleibt unverändert erhalten. Hier wird also der Wille der Rauchenden der "Katalysator" bleiben.

Zigarettenrauch bestehe aus schätzungsweise rund 3500 verschiedenen Stoffen. Die einen sind - wie Wasserdampf und Kohelndioxid zum Beispiel - problemlos, andere Substanzen wirken dagegen schädlich auf den menschlichen Organismus. Meier erklärt: "Zigarettenrauch besteht einerseits aus einer Gasphase von flüchtigen Verbindungen und enthält gleichzeitig ein sehr fein verteiltes Kondensat - Rauchenden besser bekannt als Teer. Gefährliche Schadstoffe wie Nitrosamine und PAH's (polyzyklische Aromate) befinden sich vorwiegend im Kondensat." Nach neueren Untersuchungen von Konstantin R. Siegmann vom Laboratorium für Festkörperphysik sei der Teergehalt zwar von Bedeutung, aber kein verlässliches Mass für den PAH-Gehalt.

Filter bieten nur sehr beschränkten Schutz

Bei den Untersuchungen von Zigarettenrauch müsse zwischen Haupt- und Seitenstrom unterschieden werden, stellt Walter M. Meier fest. Als Hauptstrom bezeichnet man den vom Rauchenden eingezogenen Rauch, als Seitenstrom den von der Zigarette in die Luft aufsteigenden Rauch. "Der Seitenstrom belastet die Umwelt mit etwa zehnmal mehr Schadstoffen als der Hauptstrom", so Meiers überraschendes Fazit. Filter böten für den Rauchenden nur einen beschränkten Schutz. Auf den Seitenstrom hätten sie überhaupt keinen Einfluss. Bekannt sei zudem auch, dass Filter von abgerauchten Zigaretten Schadstoffe abgeben würden. Das ist besonders in geschlossenen Räumen gut feststellbar.

Der richtige Katalysator wirkt

Im Technisch-chemischen Laboratorium der ETH durchgeführte Untersuchungen hätten gezeigt, dass das Problem der Schadstoffreduktion im Tabakrauch am wirkungsvollsten mit geeigneten Katalysatoren angegangen werden könne, die der Tabakmasse beigegeben werden. Professor Meier: "Besonders geeignet sind thermisch stabile Molekularsiebe (Zeolithe) mit sehr grosser Oberfläche von über 800 Quadratmetern pro Gramm."

Aschenbecher mit brennender Zigarette/Raucherkatalysator
Wird eine Zigarette mit Katalysator geraucht, inhaliert der Passivrauchende weniger Schadstoffe als üblich.


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Prof. Walter Max Meier, Raucherkatalysator
Professor Walter M. Meier hat einen Weg gefunden, die Schadstoffe in den Zigaretten mit einem Katalysator massiv zu reduzieren. gross

Meier beschreibt das Verfahren weiter: Diese Zeolithkatalysatoren werden erst bei höheren Temperaturen aktiv (beispielsweise im Bereich der Zigarettenglut) und spalten Schadstoffmoleküle. Wähle man Zeolithe mit einer Porenweite von etwa 7,4 Angström wird das leicht grössere Nikotin-Molekül nicht gespalten. Im Hauptstrom wird dann das Verhältnis von Schadstoffen zu Nikotin drastisch verringert. "Nur vier Prozent Katalysator im Tabak genügt bereits für die Reduktion von 40 bis 50 Prozent an Nitrosaminen im Hauptstrom", so Meier.

Im Seitenstrom seien die Reduktionswerte noch viel ausgeprägter: 50 bis 70 Prozent bei den Nitrosaminen und rund 50 Prozent bei den PAH's, und ausserdem werde der Nikotingehalt auf einen Bruchteil gesenkt. Meier vermutet, dass bei den hohen Temperaturen von 800 Grad und mehr, die beim Rauchen entstehen, wahrscheinlich Pyrolyse einsetze, der Siebeffekt wegfalle und die Kontaktzeiten des Rauchs mit dem Katalysator deutlich länger wären. Alle diese Angaben würden sich immer auf Referenz-Zigaretten mit gleichem Tabak und genau gleichen Abrauchzeiten mittels Rauchmaschinen beziehen, wie sie in der Branche üblich seien, ergänzt der Wissenschaftler. Es gäbe im Moment keine Filter, die bezüglich der Schadstoffreduktion im Vergleich zum Katalysator eine vergleichbar gute Wirkung zeigen würden. Da Katalysatoren aber nur bei höheren Temperaturen funktionieren, ist deren Einbau in Filter zwecklos, betont Professor Meier.

Tabakindustrie zeigt Interesse

Walter M. Meier steht mit einer schweizerischen Tabakfirma in Verbindung, die Interesse für seine Erfindung zeigt. Meier hatte die ursprüngliche Erfindung, die er inzwischen weiterentwickelt hat, vor fünf Jahren an die schweizerische Tabakfirma Burrus abgetreten. Diese wurde jedoch von Rothmans übernommen und diese später wiederum vom amerikanischen Tabakkonzern BAT aufgekauft. Der Konzern hätte jedoch keinerlei Interesse an der Verwertung des Patentes signalisiert, und es verschwand in den Schubladen. Walter M. Meier hat nicht aufgegeben und obwohl emeritiert, die letzten vier Jahre an der ETH weiter geforscht und ein neues Patent angemeldet. Jetzt wartet er gespannt auf die Umsetzung in der Praxis.

Provoziert er damit nicht eine Zunahme des Tabakkonsums? - ĢIch habe die Hoffnung, dass die Leute nicht noch mehr rauchen. Das Nikotin bleibt ja erhalten. Eine starke Reduktion des Nikotingehaltes im Hauptstrom würde dagegen erfahrungsgemäss zu einem Mehrkonsum führen", so die Aussage des Nichtrauchers Meier. Die "gewohnte" Menge Nikotin pro Tag und dies bei deutlich weniger Schadstoffen - so laute das Fazit.




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