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ETH - Eidgenoessische Technische Hochschule Zuerich - Swiss Federal Institute of Technology Zurich
Rubrik: Campus Life
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Publiziert: 22.10.2002 06:00

Doppelte Maturandenjahrgänge führen zu Engpässen
Kampf um knappe Plätze

Im Jahr 2002 werden im Kanton Zürich doppelt so viele Maturitätszeugnisse ausgestellt wie sonst. Mit Spezialmassnahmen wappnen sich Uni und ETH gegen die Ende Oktober eintreffenden Studentenmassen. Doch auch mit antizyklischem Verhalten lassen sich lange Wartezeiten vermindern. «ETH Life» präsentiert Tricks und Alternativen für einen Studienstart abseits der Massen.

Von Jakob Lindenmeyer

Statt wie bisher rund 2000 werden in diesem Jahr im Kanton Zürich gegen 4000 Maturitätszeugnisse ausgestellt. Grund dafür ist die vor vier Jahren eingeführte verkürzte Mittelschuldauer. Das Volk beschloss diese Massnahme 1996, um den direkten Anschluss an die Hochschule zu gewährleisten, die Überalterung der Studienabgänger zu reduzieren und insbesondere auch wegen des Sparpotentials von rund 10 Millionen Franken.

Sechs Jahre später beschert dieser Entscheid den Zürcher Hochschulen in diesem Herbst nun einen Kapazitätsengpass. Allein die Uni Zürich rechnet für Ende Oktober mit zehn Prozent mehr Erstsemestrigen. Problematisch wird der Unterricht insbesondere in den «Engpassfächern» Deutsch, Englisch, Ethnologie, Filmwissenschaften, Geschichte, Pädagogik, Politologie, Psychologie, Publizistik, Soziologie, Wirtschaft und Recht.

Lehrbuch statt Vorlesung

Die Hochschulen versuchen sich für diesen Ansturm zu rüsten. Die Uni hat beispielsweise einen neuen Grosshörsaal gebaut, Unterrichts-Container installiert, führt vielbesuchte Vorlesungen doppelt und setzt vermehrt Videoübertragungen und Internet-basierte Übungen ein. Überfüllte Hörsäle verleiten Professoren sogar dazu, ihren Studierenden vom Besuch der Vorlesung abzuraten und sie mit einem Lehrbuch abzuspeisen.

Konstant auf hohem Niveau

Doch wie sieht es an der ETH aus? «Diesen Herbst erwarten wir nochmals ähnlich hohe Zahlen von Neueintritten ins Diplomstudium wie letztes Jahr: rund 2300-2400», erklärt Michael Fuchs vom ETH-Informationsmanagement. Die doppelten Matura-Jahrgänge in Zug, Schaffhausen und Bern haben bereits letztes Jahr an der ETH zu einem rasanten Zuwachs der Studienbeginner von rund 16 Prozent beigetragen.

Dass die Zürcher Doppel-Matura diesen Herbst nicht so stark durchschlägt wie an der Uni, erklärt sich Fuchs einerseits mit dem tieferen Frauenanteil der ETH von nur 27%. Den ETH-interessierten männlichen Maturanden dieses Septembers reiche die Zeit nicht, bis Ende Oktober die obligatorische Rekrutenschule (RS) von 15 Wochen zu absolvieren. «Aufgrund der RS werden vor allem Männer ein Zwischenjahr einlegen müssen. So verteilen sich die Neueintritte auf dieses und nächstes Jahr.» Andererseits laufe zwar gesamtschweizerisch der Trend hin zu steigenden Studierendenzahlen, jedoch mit tendenziell höheren Zuwachsraten in den an der Uni angebotenen «weichen» Studienfächern, während die «harten» Ingenieur- und Naturwissenschaften etwas an Gunst einbüssten. «Doch bis 2006 dürften die Gesamtzahlen der ETH-Studierenden weiter zunehmen», prognostiziert Michael Fuchs.


Informatik taucht

Interessant ist auch die Verteilung der Neuanmeldungen auf die Studiengänge der ETH. Die stärksten Zunahmen der Studienanmeldungen gegenüber vergangenem Jahr verzeichnen die Lebensmittel-IngenieurInnen mit über 70 Prozent Zuwachs und die Bauingenieure mit einem Drittel mehr Neuanmeldungen. Abgespeckt um je einen Viertel haben hingegen die studienstärkeren Fächer Biologie und das letztjährige Trendfach Informatik.

Die Informatik, an sich zyklisch ändernde Neueintritte gewohnt, ist von diesem Knick nicht überrascht. Als Erklärung vermutet Professor Hans Hinterberger, der Studiendelegierte des Departements Informatik: «Nach dem Crash des Dot.com-Business hat die Informatik sicher einiges an Glanz verloren.» Gleichzeitig wachse mit den neuen praxisnahen Informatik-Ausbildungen der Fachhochschulen die Konkurrenz zum ETH-Studium. Zudem: «Wer sich heute für Computer interessiert, muss nicht mehr unbedingt Informatik studieren, denn heute hat man in den meisten Berufen mit Computern zu tun.»



Ab Semesterstart ist es also soweit: Überfüllte Hörsäle und Computerräume, endlose Schlangen vor der Mensa, vollbesetzte Turnhallen, Garderobenkästen und Arbeitsplätze. Obwohl noch nicht so prekär wie an der Uni, gibt es auch an der ETH vielerorts Engpässe. Doch durch antizyklisches Verhalten lassen sich die Massen und Warteschlangen elegant umschiffen. Der Kasten unten rechts liefert einige Tipps und Alternativen für einen Studienstart abseits der Massen.

Mittag meiden!

«Meiden Sie den Mittag!», lautet die Empfehlung der meisten angefragten «Engpass-Kenner». Klar: Mittagessen beispielsweise wollen alle zwischen zwölf und eins. Darum empfiehlt Roland Schilter, Leiter der ETH-Verpflegungsbetriebe: »Besuchen Sie uns nach Möglichkeit vor dem Mittagsansturm oder erst nach 12.45 Uhr.» Schilter weist zudem auf die weniger bekannten, weil eher dezentral gelegenen Kantinen hin: Es muss nicht immer die Polyterrasse sein. Warum nicht einmal in die weniger gefüllte Gloriabar oder in die Informatikbar?

Numerus Clausus beim ASVZ?

Dezentralitäts-Empfehlungen auch für Sportler: «Letzten Winter erreichten wir in der Polyterrasse mittags und abends jeweils die Kapazitätsgrenze», sorgt sich Kaspar Egger, Direktor des Akademischen Sportverbands ASVZ. Er empfiehlt zu Spitzenzeiten (12-13 Uhr und 18-19 Uhr) die Sportanlagen Irchel, Hönggerberg und Fluntern zu nutzen. Schlimmstenfalls drohen Zugangsbeschränkungen zu Garderoben und Sporträumen: «Sollte es trotzdem zu chronischen Überbelegungen in der Polyterrasse kommen, sind regulierende Massnahmen nicht ausgeschlossen», schreibt das ASVZ-Verbandsorgan «O2» in seiner neusten Ausgabe.


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Doppelte Maturandenjahrgänge bescheren den Hochschulen überfüllte Hörsäle und weitere Kapazitätsengpässe. gross

Computerwüste Hönggerberg?

«Engpass Mittag» heisst es auch bei den zahlreichen Computerräumen. «Von 10 bis 14 Uhr sind alle sieben Computerräume des Hauptgebäudes durchgehend voll belegt», erklärt Andreas Voss von den Informatikdiensten. Darum bittet er insbesondere Studierende mit departementseigenen Computerräumen wie Elektrotechnik oder Informatik, mittags primär die eigenen Räume zu nutzen.

Prekär sei die Lage auch auf dem Campus Hönggerberg, wo es – abgesehen von den 20 Recherche-Stationen in der Chemiebibliothek – keinen «richtigen» öffentlichen Computerraum gibt, der allen Studierenden zugänglich ist. Dies sei eine Folge der Sparmassnahmen und werde sich leider auch in den nächsten Jahren nicht gross ändern, bedauert das Planungs- und Budgetierungsbüro. Doch immerhin werde das drahtlose Netzwerk weiter ausgebaut. Gewisse Departemente bieten ihren eigenen Studierenden zwar gut bestückte Computerräume, doch Andreas Voss plädiert angesichts der chronischen Engpässe für eine ETH-weite Liberalisierung des Logins: "Möglichst viele Computer sollten allen ETH-Studierenden zugänglich sein."

Rasche Abhilfe gibt es hingegen für finanzkräftige Studierende: «Wer es sich leisten kann, der soll vom Neptun-Angebot profitieren und sich einen Laptop kaufen», empfiehlt Voss. Der weitere Ausbau konzentriere sich nämlich primär auf das Funk-Internet und weniger auf neue Computerräume.

Dank den Tipps im Kasten unten rechts lassen sich die Wartezeiten vor der Mensa und in Computerräumen reduzieren, nicht aber die überfüllten Hörsäle. gross

Heissbegehrte Arbeitsplätze

Nicht alle brauchen zum Lernen einen Computer. Doch auch die zahlreichen normalen Lern- und Arbeitsplätze sind im Hauptgebäude meist alle schon besetzt. Am schwierigsten zu erobern sind die ruhigen Bibliotheksplätze. Die Konkurrenz ist hart – vor allem durch «besetzungs-trainierte» Uni-Studis. «Aufgrund organisatorischer Veränderungen reduziert sich die Anzahl von Leseplätzen im neuen InfoCenter auf etwa 70», bemerkt Annette Trinkler, Leiterin des InfoCenters der ETH-Bibliothek. «Diese Plätze sind eigentlich immer voll besetzt, meist von Jus-Studierenden der Uni.» Obwohl der Lesesaal erst um 8.30 Uhr geöffnet wird, bilden sich bereits um acht Uhr Schlangen. Um das unproduktive «Besetzen auf Vorrat» zu vermindern, gilt in der ETH-Bibliothek folgende Regel: «Wenn an einem mit Unterlagen ‘besetzten’ Arbeitsplatz während 30 Minuten niemand persönlich anwesend ist, darf der Platz neu eingenommen werden.»

Gegen Langzeitnutzer vorgehen will die ETH-Bibliothek auch bei ihren 50 Recherche-Stationen, welche primär für das Online-Angebot der Bibliothek zur Verfügung stehen. «Bibliotheksfremde Nutzungen wie Mailen, Surfen oder Chatten werden wir zukünftig deutlich einschränken», erklärt Annette Trinkler.

Entspannung am Horizont

Doch die Zeiten knapper Plätze könnten sich schon bald wieder ändern. «Die Neueintritte ins Diplomstudium werden bereits übernächstes Jahr wieder leicht sinken», prognostiziert Michael Fuchs vom Informationsmanagement. Ab 2006 dürfte sich dann die Gesamtzahl der Studierenden einpendeln. «Doch all diese Zahlen basieren auf Voranmeldungen und Prognosen und sind deshalb mit Vorsicht zu geniessen», betont Fuchs. Die tägliche Webzeitung «ETH Life» wird im nächsten Januar über die genauen Statistiken berichten, insbesondere auch über die Trends in den einzelnen Studienfächern.


Fünf Tipps fürs Studium abseits der Massen
auflistungszeichen Mittagessen: Tabu: 12-12:45. Empfehlung: Essen Sie vor zwölf oder nach eins.
auflistungszeichen Computerräume: Tabu: Hauptgebäude 10-14 Uhr. Empfehlung: Randzeiten nutzen (7-10 oder 17-21 oder Samstags) und mittags in dezentrale (NO F34) oder departementseigene Räume ausweichen. Falls solvent: Laptop kaufen. (Siehe Seite 7)
auflistungszeichen Sport: Tabu: Polyterrasse 12-13 und 18-19. Empfehlung: Andere Zeiten wählen oder ausweichen auf die Sportanlagen Irchel, Hönggerberg oder Fluntern.
auflistungszeichen Arbeitsplätze: Tabu: ETH-Bibliothek nach 9 und generell Hauptgebäude. Empfehlung: Früh aufstehen oder auf Arbeitsplätze in dezentralen Gebäuden ausweichen.
auflistungszeichen Einschreibung: Neu auch online möglich unter www.einschreibung.ethz.ch.
auflistungszeichen Weitere Tipps zu Studium und ETH finden sich auf der kostenlosen CD-ROM «Bits for Brains» (kostenlos bestellbar unter www.ethlife.ethz.ch/cd/).




Literaturhinweise:
"ETH Life"-Bericht über die CD-ROM "Bits for Brains": Wegweiser im ETH-Dschungel: www.ethlife.ethz.ch/021022-BitsForBrains.html



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