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Publiziert: 14.11.2003 06:00

Antwort auf Herrn Sautter
"Verkürzte Tatsachen" Antwort von Herrn Ch. Sautter vom 11.11.2003 auf meinen Leserbrief vom 03.11.2003

Verkürzte Tatsachen?

Vorerst herzlichen Dank der ETH, dass mein Leserbrief vom 03.11.2003 "Selbstbefriedigung auf Staatskosten" publiziert wurde und dann vielen Dank auch an Herrn Ch. Sautter für seine Antwort(1).

Da Herr Sautter von "verkürzten" Tatsachen spricht erlaube ich mir, zur Antwort Stellung zu nehmen. Die Tatsachen sind doch folgende:

Es ist unbestritten, dass die Schweizer und die Europäische Bevölkerung grossmehrheitlich die Freisetzung von gentechnisch veränderten Pflanzen ablehnen. Trotzdem versucht die ETH seit anfangs 2001 ihr Projekt durchzuzwängen. Chronologie nachzulesen unter: www.info.greenpeace.ch/de/gentech/index. Das BUWAL hat nur aufgrund juristischer Winkelzüge kalte Füsse bekommen und die Bewilligung unter Auflagen erteilt. Aufgrund der Auflagen kann eigentlich gar nicht mehr von einer Freisetzung gesprochen werden (gottseidank)! Im Ernst: mit der bewilligten Version ist schon mal der Nutzen völlig in Frage gestellt. Die Aemter und Fachgruppen beschäftigen sich gegenseitig mit etwas, das die Bevölkerungsmehrheit nicht will und wo am Schluss der Nutzen absolut fragwürdig ist. Diese Verschleuderung von Steuergeldern spottet schon bald jeder Beschreibung. Ich denke, dass die Konsequenzen aus solchem Gebaren die politischen Weichenstellungen nicht verfehlen werden (siehe letzte Wahlen).

Entschuldigen Sie, aber ihre Begründung bezüglich der Aneignung entsprechenden Wissens zur Kontrolle des Warenverkehrs an den Grenzen ist ja mehr als an den Haaren herbeigezogen: erstens sind in ganz Europa keine gentechnisch manipulierten Pflanzen auf dem Markt und zweitens könnte man sich dieses Wissen ohne eigene Versuche aneignen, wenn es dann mal benötigt würde. Ihre Aussage, wonach 60 Mio. Hektaren gentechnisch veränderter Pflanzen auf dem Weltmarkt sind, erachte ich als manipulativ. Wie gesagt, bestehen für ganz Europa und auch für andere Länder entsprechende Einfuhrverbote. Angebaut wird unter grossem Widerstand der Bevölkerung in durch die USA infiltrierten Ländern: USA, Kanada, Argentinien und in China. Sie wissen sicher selbst, dass in den USA/Kanada Gentech-Weizen-Gesuche zum kommerziellen Anbau noch nicht entschieden sind. In Kanada hat sich diesbezüglich grosser Widerstand gebildet.

Uebrigens: wie ist jetzt das mit Herrn Peter Kunz, einem Weizenzüchter aus dem Zürcher Oberland,welcher stinkbrandresistenten gentechfreien (!) Weizen züchtet? (Tagi-Bericht vom 10.11.2003)

Wie sagen Sie so schön, Herr Sautter: "Ein kleines Restrisiko bleibt wie bei allem im Leben" Ja super!!! Wenn ich aufgrund des Restrisikos einen Unfall habe, dann kann man mich vielleicht wieder zusammenflicken. Aber wenn hier etwas "in die Hosen" geht, dann gute Nacht!!! Können Sie mir mal erklären, wie man sich in der Natur bekannterweise unkontrolliert sich verbreitende Samen und Pflanzen man wieder in den Griff bekommen will?

Lieber Herr Sautter, sprechen Sie bitte nicht von Demokratie: halten Sie sich bitte daran und leben Sie sie! Dann kommen Sie nicht auf die Idee, so etwas durchzuzwängen. Demokratie heisst immer noch: zuerst etwas ausdiskutieren, dann abstimmen und anschliessend umsetzen! Wir Steuerzahler sind es, die Ihr Gehalt und Ihr Projekt schlussendlich finanzieren. Der riesige Druck der Pharma-Lobby kommt sicherlich dazu.

Wollen Sie etwa im Ernst behaupten, bei den Thesen und Studien von F. Capra (www.fritjofcapra.net) handle es sich um "verkürzte" Tatsachen? Hier können Sie unter vielem anderen nachlesen, dass die USA ein Riesenproblem haben: durch deren menschen- und lebenverachtende Verhaltensweisen haben die es geschafft, dass deren Böden keinen natürlichen Wuchs mehr zulassen. Pflanzen welche nicht chemisch umfassend behandelt werden sind weitestgehend inresistent gegenüber diverser Parasiten etc. Die USA sind faktisch gezwungen, mit gentechnisch manipulierte Pflanzen zu produzieren! Lassen wir doch die Amerikaner machen. Vielleicht sind die noch einmal froh, dass der grösste Teil der übrigen Welt in grösserem Einklang mit der Natur lebt. Inzwischen zeigt es sich in vielen Bereichen, dass es angezeigt ist, sich gegenüber der amerikanischen Denkeshaltung abzugrenzen.

Herr Sautter, es würde Sie ehren, wenn Sie den Mut aufbringen, Ihr Projekt zu stoppen und Ihre geschätzte Energie sinnvollen Tätigkeiten zuzuwenden. Zum Wohle der Schweizer Bevölkerung und der Menschen auf diesem Planeten. Danke!



Fussnoten:
(1) Vgl. Leserbrief "Gentechweizen: verkürzte Tatsachen": www.ethlife.ethz.ch/articles/forum/ChristofSautter6.html



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