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Rubrik: Im Gespräch |
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Informations-Apéro von Sun Microsystems an der ETH Das grosse Ringen um klare Worte |
Verantwortliche von Sun Microsystems haben vor rund 250 enttäuschten Studierenden versucht, ihren Rückzieher aus der Compi-Aktion zu begründen. Sie entschuldigten sich in aller Form und versprachen, noch vor Semesterende ein neues Angebot zu machen. Von Roman Klingler (To the english version of the article: Wrestling with words) Es war der sprichwörtliche Gang in die Höhle des Löwen, was das Management von Sun Microsystems Schweiz am 20. Juni im ETH-Hauptgebäude durchzustehen hatte. Nachdem im Vorfeld der Computer-Aktion (siehe dazu auch Artikel von gestern) in der Sun-internen Kommunikation so ziemlich alles schief gelaufen zu sein scheint, was überhaupt schief laufen kann, so handelte das Management mindestens jetzt rasch. Die Tatsache, dass sich die Firmenspitze dem Gespräch stellte, verdient Respekt. Rund 250 Studierende waren der Einladung zur Informationsveranstaltung im Hörsaal E 1.2. gefolgt und wollten eine Erklärung dafür, dass der Deal für 2500 bestellte Workstations vom Typ Sun Blade 100 in letzter Minute geplatzt war. Um es gleich vorwegzunehmen, auch nach dieser Veranstaltung bleiben mehr Fragen als Antworten zurück.
Fast die Hälfte des weltweiten Budgets "Es ist grossartig in der Schweiz zu sein - aber nicht unter diesen Umständen", sagte Kim Jones von der Konzernzentrale in Palo Alto (Kalifornien). Jones ist in ihrer Funktion als Vice President "Global Education and Research" zuständig für die weltweite Zusammenarbeit mit Hochschulen. Die Amerikanerin wurde kurzerhand von einer Computer-Konferenz in Deutschland nach Zürich eingeflogen. Ihre Message: Die ETH gehört für uns zu den wichtigsten Hochschulen und wir wollen weiterhin mit ihr zusammenarbeiten. Warum, so der naheliegende Schluss eines Studenten, warum also wirft ein 20-Milliarden-Konzern wie Sun nicht die paar Millionen Franken auf, wenn der Firma so an einer Zusammenarbeit mit der ETH gelegen ist? - Ein schlüssige Antwort darauf blieben sowohl Kim Jones wie auch die anderen Vertreter von Sun schuldig. Nach mehrmaligem Nachfragen liess Jones durchblicken, dass die Kosten der zur Diskussion stehenden Sun-Maschinen gegen die Hälfte ihres gesamten Budgets ausmachen würden. Und das für eine einzelne Hochschule, das sei zuviel.
EPFL hat ihre Compis Den Deal eingefädelt hatte auf Seiten der ETH Andreas Dudler, Direktor der Informatikdienste. Dudler rollte noch einmal die verschiedenen Etappen auf, von den ersten Gesprächen anfangs April bis hin zur Hiobsbotschaft vor Pfingsten. Dudlers Darstellung des Sachverhaltes blieb unwidersprochen. Sun, oder mindestens einzelne Leute von Sun, seien auf dem laufenden gewesen über die steigenden Bestellungen. Sie hätten auch gewusst, "dass es Verkaufsverträge zwischen der Stiftung Studenten Discount (SSD) und den Studierenden gibt.
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Ihm sei schliesslich nie signalisiert worden, dass es Probleme geben könnte bezüglich des Preises oder der bestellten Menge. Dudler machte auch klar, dass er auf das Angebot einsteigen werde, wenigstens 220 Workstations von Sun zu kaufen (siehe auch Kasten). Diese Geräte gehen in Computerräume oder einzelne Institute und ersetzen dort ältere Sun-Maschinen. Dudler: "Wir sparen damit zwischen einer halben und einer Million Franken ein. Darauf wollen und können wir nicht verzichten."
Der Chef von Sun Microsystems Schweiz, Nic Cantuniar, entschuldigte sich bei der ETH und den Studierenden für den unglücklichen Ausgang der Computer-Aktion. Es seien an verschiedenen Stellen Fehler passiert, das Controlling habe versagt, so dass man erst spät, bei Erhalt der konkreten Bestellung gewahr worden sei, dass etwas nicht stimmen könne. Cantuniar, nota bene selber ETH-Absolvent, bestätigte in diesem Zusammenhang, dass 600 der heissbegehrten Workstations an die ETH in Lausanne ausgeliefert worden sind. Mit dem Vermerk, man habe dies zu spät bemerkt, um die Aktion zu stoppen, erntete Cantuniar höhnisches Gelächter im Saal. Zahlreiche Studierende wollten wissen, wie solche Missverständnisse so lange unentdeckt bleiben konnten. Die diesbezüglichen Antworten des Sun-Managements brachten keinen eigentlichen Erkenntnisgewinn, um es mal gelinde auszudrücken. Cantuniar liess lediglich durchblicken, dass ihr Budget bei der Auslieferung von 2500 Geräten an die ETHZ um das sechs- bis siebenfache überzogen worden wäre. Wie kann das einer Firma passieren, die es gewohnt sein sollte, zu skalieren, vermerkte ein Student nicht ohne Ironie. Erstaunen haben die kumulierten Kommunikationspannen auch bei Jan Staes ausgelöst. Staes, Europa-Direktor für "Education&Research" gegenüber ETH Life: "So etwas hätte ich mir in irgend einer Bananenrepublik vorstellen können, aber nicht in der Schweiz".
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