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ETH - Eidgenoessische Technische Hochschule Zuerich - Swiss Federal Institute of Technology Zurich
Rubrik: Mittwochs-Kolumnen
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Publiziert: 17.05.2006 06:00

Jammern ETH-Studierende auf hohem Niveau?

Anders Hagström

Haben Sie schon das Resultat des Hochschulrankings von SwissUp und dem Deutschen Centrum für Hochschulentwicklung (CHE) gesehen? Seit Anfang Mai sind die Gesamtresultate auf www.das-ranking.de öffentlich. Zum ersten Mal können nun die ETH-Studiengänge in den Naturwissenschaften sowie in Mathematik und Informatik in einer standardisierten Form mit allen anderen Hochschulen in Deutschland, Österreich und der Schweiz verglichen werden. Nächstes Jahr sollen die Ingenieurstudiengänge folgen.

Ich will hier nicht mehr auf das Thema Ranking als solches eingehen. Das Bild, das die neue Vergleichsmöglichkeit bietet, verlockt jedoch zu einer näheren Betrachtung und einem Interpretationsversuch.

"Nicht schlecht" könnte man das Resultat für die ETH Zürich auf Helvetisch zusammenfassen. Was die Reputation und den Forschungsoutput betrifft, gehört die Hochschule überall zur Spitze. Bei der Meinung der Studierenden ist das Bild differenzierter. Mit den "harten" Aspekten der Hochschule – Laborausstattung, Räume, Bibliotheken, IT-Infrastruktur – sind die Studierenden sehr zufrieden. Bei den "weichen" Aspekten des Studiums, insbesondere der Betreuung, dem Kontakt zu den Dozierenden, der Studienorganisation und dem Praxisbezug liegt fast alles im tiefroten Bereich.

Dies ist also die Meinung der ETH-Studierenden zu ihrem Studium (Rücklaufquote 32Prozent), verglichen mit den Meinungen der Studierenden anderer Hochschulen zu deren Studium. Zur tatsächlichen Qualität der Lehre lassen sich aus dem Ranking also keine Schlüsse ziehen. Aber an der ETH Zürich studieren demnach die unzufriedensten Studierenden, und dies an einer der besten Hochschulen Kontinentaleuropas.

Das Resultat hat mich erstaunt. Woran kann das liegen? Ist die Lehre an der ETH Zürich wirklich so schlecht, wie man übrigens auch aufgrund der Diskussion im Weblog ETH 2020 vermuten könnte? Oder jammern verwöhnte und undankbare ETH-Studierende auf hohem Niveau? Die Studierenden an den anderen Schweizer Hochschulen scheinen ebenso kritisch zu sein. Also eine normalhelvetische Bestrebung zu weiteren Verbesserungen dort, wo noch Optimierungspotential vorhanden ist?


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Anders Hagström, Leiter des Hochschulmarketings der ETH Zürich und derzeit "ETH Life"-Kolumnist.

Abgesehen vom Unterschied zu Deutschland, den ich nicht erklären kann, vermute ich, dass die grosse Unzufriedenheit auch mit dem zunehmenden Leistungsdruck auf den Studierenden zusammenhängt. Wenn jede einzelne Lerneinheit geprüft und gepunktet wird, verkommt das Studium zu einem Hürdenlauf von Leistungskontrolle zu Leistungskontrolle. Unter diesem Druck wird "gute Betreuung" leicht auf mundgerechte Aufbereitung des Pflichtstoffes, mustergültige Musterlösungen und auf das Prüfungsrelevante beschränkte Skripts reduziert.

Im Hinblick auf das Studium als Vorbereitung für den Beruf ist dies natürlich eine sehr kurzfristige Sicht. Denn fürs Leben gibt es keine für alle Lagen gültigen Musterlösungen. Und ein Skript wird auch nicht mitgeliefert.

PS: Wenn Sie eine Zusammenfassung der Rankingresultate für die ETH Zürich wollen, können Sie sich gerne bei mir melden.


Zum Autor

Anders Hagström ist seit 2005 Leiter des Hochschulmarketings der ETH Zürich. Er stammt aus Finnland und hat an der TU Helsinki Elektrotechnik und Betriebswirtschaft studiert. Studierenden zu ermöglichen, ihren universitären Horizont im Ausland zu erweitern, war Hagström bereits als Student ein Anliegen. So hat er als Präsident der Studierendenschaft seiner Uni in den 80-er Jahren das erste internationale Austauschprogramm für Studierende auf die Beine gestellt.

Später hat Hagström lange in der Weiterbildung gearbeitet, unter anderem an der University of Cambridge. 1999 kam er an die ETH, zunächst ins Prorektorat für internationale Beziehungen. „Mit der Bologna-Reform befindet sich die ETH Zürich ist einem tiefgreifenden Prozess des Wandels“, sagt er. „Nicht zuletzt durch die Internationalisierung der Masterstufe.“ Dies betreffe nicht nur die Departemente, sondern insbesondere auchdie „Verwaltung“. „Es ist schon spannend, wie viel Internationalisierung eine bereits sehr internationale Hochschule wie die ETH Zürich noch vor sich hat.




Literaturhinweise:
Vgl. zum gleichen Thema die "ETH Life"-
Artikel "Lehrreputation als grosses Plus" vom 6.4.2006: www.ethlife.ethz.ch/articles/news/swissupnatur.html und "Noten für Hochschulen" vom 19.10.2005: www.ethlife.ethz.ch/articles/tages/swissup05.html



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