|
Rubrik: Mittwochs-Kolumnen |
Print-Version
|
Sportliche soft-skills |
Von Kaspar Egger Mit berechtigtem Stolz hat Rektor Konrad Osterwalder in seiner Rede zum ETH-Tag am letzten Samstag auf die Situation bezüglich des Bologna-Prozesses an der ETH Zürich hingewiesen: seit 2001 greift das zweistufige Bachelor-Master-System für alle Studiengänge. Doch auch an der ETH war und ist dieser Strukturwandel nur mit zusätzlichen Anstrengungen auf allen Ebenen zu leisten. Einer Tatsache, mit der offenbar viele der europäischen Hochschulen konfrontiert sind – vor allem die alteingesessenen und reputierten. Dabei kommen auch spezifische Defizite zum Vorschein. So stellte – ebenfalls am ETH Tag – ETH-Präsident Olaf Kübler fest: “Wo unsere Studierenden vor allem noch Lücken haben, ist im selbständigen Lernen und Übernehmen von Verantwortung.“ Vor zwei Wochen habe ich an der Jahrestagung der ENAS, der europäischen Fachtagung für Hochschulsport in Oslo teilgenommen. Im Rahmen der zwei Hauptthemen „Mobility Exchange“ und „Credits“ kam selbstverständlich der gesamte Bologna- Prozess zur Sprache. Als grosse Benefits zeigen sich die (fast) grenzenlose Mobilität im Studienbereich, die fächerübergreifenden Möglichkeiten und die damit verbundene Bereicherung in den persönlichen Erfahrungen der Studierenden. Als Nachteil wurden vor allem die Schwierigkeiten im Angleichen von Stoff und Prüfungen einerseits und im Harmonisieren des akademischen Kalenders andererseits angesehen – wie offensichtlich in Zürich auch. Welchen Beitrag können nun der Sport und insbesondere der Hochschulsport in diesem umfassenden Erneuerungsprozess leisten?
|
Mit Freude habe ich zur Kenntnis genommen, dass sowohl am ETH-Tag als auch an der ENAS-Tagung, festgestellt wurde, dass die Abgänger der Hochschulen als zukünftige Entscheidungsträger der Gesellschaft neben dem akademischen Fachwissen auch in Sozialkompetenz, Selbständigkeit und Teamfähigkeit gebildet werden müssen. Gemäss Olaf Kübler gehören diese zu den wichtigsten Kompetenzen im Umkreis von Lehre und Forschung. Doch wie kommen unsere Studierenden an diese „soft-skills“ heran? Wer selber Sport treibt – und das machen 94 Prozent der Studierenden der ETH und der Uni Zürich - weiss und erlebt es am eigenen Körper, dass bei sportlichen Aktivitäten all diese Eigenschaften gefordert und gefördert werden. Ich sehe es deshalb als eine der nobelsten Aufgaben des ASVZ an, mit dem Hochschulsport einen wesentlichen Beitrag zur „Menschenbildung“ leisten zu können. Unter diesem Gesichtspunkt sind im wesentlichen auch die baulichen und finanziellen Ansprüche des ASVZ an die ETH zu verstehen. Wer bei uns mitmacht, lernt ein Ziel zu verfolgen, Verantwortung zu übernehmen, hat die Möglichkeit, sich in ein Team zu integrieren – Faktoren, welche früher oder später unter dem Begriff „Leadership“ gefordert werden. An der ENAS-Konferenz wurde deshalb klar gefordert, dass der Hochschulsport in den erweiterten Kreis für das Erlangen der berühmten Credits nach dem ECTS (European Credit Transfersystem) aufgenommen werden muss. Das ist für einige der vielen europäischen Hochschulen bereits der Fall. Klar ist, dass es nicht Credits für den Besuch von sportlichen Trainings, Kursen oder Lagern geben kann. Doch wer Verantwortung als Trainingsleiter oder Trainingsleiterin, als Organisator von sportlichen Events oder Projekten übernimmt, sollte mit Credits belohnt werden. Als Leadership-Training auf unterer Stufe sozusagen. Wieso nicht als Assistent der SOLA-Leitung, als Assistentin für das Projekt „Sicherheitsmanagement im ASVZ“ oder als Leiter eines Filmprojekts? Auf diese Weise könnten in manchen Fällen Personalprobleme bei studentischen Organisationen und Vereinen besser gelöst werden. Hier sind beliebte Felder für das Erlernen dieser Soft-skills zu finden. Wir vom ASVZ sind für die Aufnahme von solchen Gesprächen gerne bereit. Mögliche Arbeitsgebiete sind überall zu finden. Was meinen der VSETH und andere studentische Organisationen dazu? |
||||||
Literaturhinweise:
Sie können zu diesem Artikel ein Feedback schreiben oder die bisherigen lesen. |