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Rubrik: Mittwochs-Kolumnen
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Publiziert: 24.11.2004 06:00

Sportliche soft-skills

Von Kaspar Egger

Mit berechtigtem Stolz hat Rektor Konrad Osterwalder in seiner Rede zum ETH-Tag am letzten Samstag auf die Situation bezüglich des Bologna-Prozesses an der ETH Zürich hingewiesen: seit 2001 greift das zweistufige Bachelor-Master-System für alle Studiengänge. Doch auch an der ETH war und ist dieser Strukturwandel nur mit zusätzlichen Anstrengungen auf allen Ebenen zu leisten. Einer Tatsache, mit der offenbar viele der europäischen Hochschulen konfrontiert sind – vor allem die alteingesessenen und reputierten. Dabei kommen auch spezifische Defizite zum Vorschein. So stellte – ebenfalls am ETH Tag – ETH-Präsident Olaf Kübler fest: “Wo unsere Studierenden vor allem noch Lücken haben, ist im selbständigen Lernen und Übernehmen von Verantwortung.“

Vor zwei Wochen habe ich an der Jahrestagung der ENAS, der europäischen Fachtagung für Hochschulsport in Oslo teilgenommen. Im Rahmen der zwei Hauptthemen „Mobility Exchange“ und „Credits“ kam selbstverständlich der gesamte Bologna- Prozess zur Sprache. Als grosse Benefits zeigen sich die (fast) grenzenlose Mobilität im Studienbereich, die fächerübergreifenden Möglichkeiten und die damit verbundene Bereicherung in den persönlichen Erfahrungen der Studierenden. Als Nachteil wurden vor allem die Schwierigkeiten im Angleichen von Stoff und Prüfungen einerseits und im Harmonisieren des akademischen Kalenders andererseits angesehen – wie offensichtlich in Zürich auch.

Welchen Beitrag können nun der Sport und insbesondere der Hochschulsport in diesem umfassenden Erneuerungsprozess leisten?


Zum Autor

Seine Aufgabe beim Akademischen Sportverband Zürich sei im Grunde "Erwachsenenbildung im sportlichen Bereich", meint Kaspar Egger. Der 57-jährige Wahl-Zürcher aus dem Emmental hat an der Uni Bern sein Sportlehrerdiplom erworben ("ein Bubentraum"). Bereits als Student engagierte er sich im Hochschulsport. Nach dem Studium fand Egger bei ASVZ-Mitgründer Charlie Schneiter, was er suchte: "Als Hochschulsportlehrer habe ich die Möglichkeit Freude zu vermitteln, Menschen zum Sport zu animieren."

Eine gute Wahl, denn 29 Jahre, mehr als die Hälfte seines Lebens, hat Egger nun beim ASVZ verbracht. Seit 12 Jahren prägt er ihn als Leiter. "Ich bin immer noch von meinem Job begeistert", meint er. Das Leitungsteam müsse sich an den 20- bis 28-Jährigen orientieren, neuste Trends aufspüren und testen. "Das hält alle und alles in Bewegung." Er selber hätte das an sich kaum nötig. Drei bis fünf Mal die Woche treibt er Sport, genauso wie über 60 Prozent der Zürcher Studierenden. "Der ASVZ ist die ideale Nahtstelle zwischen ETH und Uni", findet Egger, "denn unter der Dusche sind schlussendlich alle gleich - ob Studi oder Prof."

Kaspar Egger war während seiner Tätigkeit als Hochschulsportlehrer beim ASVZ von 1974 - 1988 auch Nationaltrainer der Mittelstreckenläufer im Schweizerischen Leichtathletik-Verband und hat u.a. Athleten an den Olympischen Spielen 1984 in Los Angeles und 1988 in Seoul betreut.




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Sieht sich primär als "Erwachsenenbildner im sportlichen Bereich" - Kaspar Egger, langjähriger Chef des ASVZ.

Mit Freude habe ich zur Kenntnis genommen, dass sowohl am ETH-Tag als auch an der ENAS-Tagung, festgestellt wurde, dass die Abgänger der Hochschulen als zukünftige Entscheidungsträger der Gesellschaft neben dem akademischen Fachwissen auch in Sozialkompetenz, Selbständigkeit und Teamfähigkeit gebildet werden müssen. Gemäss Olaf Kübler gehören diese zu den wichtigsten Kompetenzen im Umkreis von Lehre und Forschung.

Doch wie kommen unsere Studierenden an diese „soft-skills“ heran? Wer selber Sport treibt – und das machen 94 Prozent der Studierenden der ETH und der Uni Zürich - weiss und erlebt es am eigenen Körper, dass bei sportlichen Aktivitäten all diese Eigenschaften gefordert und gefördert werden.

Ich sehe es deshalb als eine der nobelsten Aufgaben des ASVZ an, mit dem Hochschulsport einen wesentlichen Beitrag zur „Menschenbildung“ leisten zu können. Unter diesem Gesichtspunkt sind im wesentlichen auch die baulichen und finanziellen Ansprüche des ASVZ an die ETH zu verstehen. Wer bei uns mitmacht, lernt ein Ziel zu verfolgen, Verantwortung zu übernehmen, hat die Möglichkeit, sich in ein Team zu integrieren – Faktoren, welche früher oder später unter dem Begriff „Leadership“ gefordert werden.

An der ENAS-Konferenz wurde deshalb klar gefordert, dass der Hochschulsport in den erweiterten Kreis für das Erlangen der berühmten Credits nach dem ECTS (European Credit Transfersystem) aufgenommen werden muss.

Das ist für einige der vielen europäischen Hochschulen bereits der Fall. Klar ist, dass es nicht Credits für den Besuch von sportlichen Trainings, Kursen oder Lagern geben kann. Doch wer Verantwortung als Trainingsleiter oder Trainingsleiterin, als Organisator von sportlichen Events oder Projekten übernimmt, sollte mit Credits belohnt werden. Als Leadership-Training auf unterer Stufe sozusagen. Wieso nicht als Assistent der SOLA-Leitung, als Assistentin für das Projekt „Sicherheitsmanagement im ASVZ“ oder als Leiter eines Filmprojekts?

Auf diese Weise könnten in manchen Fällen Personalprobleme bei studentischen Organisationen und Vereinen besser gelöst werden. Hier sind beliebte Felder für das Erlernen dieser Soft-skills zu finden. Wir vom ASVZ sind für die Aufnahme von solchen Gesprächen gerne bereit. Mögliche Arbeitsgebiete sind überall zu finden.

Was meinen der VSETH und andere studentische Organisationen dazu?


Literaturhinweise:
Website des Akademischen Sportverbandes Zürich: www.asvz.ch/



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