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Rubrik: News
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Publiziert: 15.08.2005 06:00

Ein ETH-Forstwissenschaftler entdeckte den "Schweizer" Bären
Aug' in Auge mit dem Bären

(nst) "Ich traute meinen Augen kaum. Eigentlich war ich auf der Suche nach Gämsen. Aber ich erblickte einen Bären", sagt Maik Rehnus. Es war der 28. Juli, morgens kurz nach sieben. Der 28-jährige Student der Forstwissenschaften war bereits seit 5 Uhr auf der Pirsch, um in einem Seitental am Ofenpass Tierbeobachtungen, vor allem an Gämsen, anzustellen. Dies gehört zum wissenschaftlichen Praktikum im Schweizerischen Nationalpark, das der aus Sachsen stammende Maik Rehnus derzeit absolviert. Begonnen hat er sein Studium an der Uni Göttingen, jetzt ist er als Erasmus-Student an der ETH Zürich. "Ich hatte gerade eine Gruppe von etwa 16 Gämsen erspäht, als vor meiner Fernrohrlinse nun der zuvor bereits im Gebiet vermutete Braunbär auftauchte", erzählt Rehnus gegenüber "ETH Life". Geistesgegenwärtig griff er zur Digitalkamera und schoss durch das kurzerhand zum Teleobjektiv umfunktionierte Fernrohr jenes zwar unscharfe, aber mittlerweile berühmte Bild, welches das Eindringen des ersten Bären in die Schweiz seit fast 100 Jahren einwandfrei dokumentierte.

Entdeckt und dokumentiert: Maik Rehnus' Schnappschuss vom eingewanderten Raubtier löste den Bären-Boom im Nationalpark aus (Bild: SNP/Maik Rehnus). gross

Beliebtes Bear Watching

Seither scheint im Nationalpark nichts mehr, wie es vorher war. Zu Dutzenden versammeln sich Schaulustige an geeigneten Punkten zum "Bear Watching". Der Bären-Boom habe die Übernachtungs-Buchungen im Münstertal in eine nie gekannte Höhe schnellen lassen, heisst es. Und weil unterdessen trotz deutlichen Warnhinweisen der Nationalpark-Verantwortlichen der Drang der Neugierigen, dem Bär auf den Pelz zu rücken,zum Teil gefährliche Ausmasse angenommen hat, wurde schon in der ersten Woche seines Auftauchens beschlossen, Meister Petz mit Gummischrot zu "vergrämen", um ihn von zu allzu aufdringlichen Beobachtern fernzuhalten. Doch das Tier hat sich rar gemacht, und in den vergangenen Tagen ist es von sich aus in unwegsameres Gebiet ausgewichen.

Medienspektakel

Der Entdeckung folgte ein "ziemliches Spektakel", sagt Maik Rehnus im Rückblick. Ununterbrochen habe das Telefon geklingelt, zahlreiche Medien hätten ihn interviewen wollen. "Das Schweizer Fernsehen ist sogar mit einem Hubschrauber hier eingeflogen", staunt der Forstwissenschaftsstudent.


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Fasziniert vom Alpenraum: der aus dem ostdeutschen Sachsen stammende Forstwissenschaftler Maik Rehnus. gross

Hat der Bär im Bündnerland aus der Sicht des an Ort und Stelle tätigen Forstwissenschaftlers eine Zukunft? "Ich denke, der Bär hat im Nationalpark einen sehr guten Lebensraum gefunden", meint Maik Rehnus dazu. "Ich glaube nicht, dass seine Anwesenheit sich negativ auf die sensible Biosphäre auswirkt." Dass ein Braunbär sich dieses Gebiet als Lebensraum auswählt, spreche zudem für das hohe Niveau im Schweizerischen Nationalpark. Und dieses werde durch die getroffenen Schutzvorkehrungen sichergestellt; beispielsweise mit dem Gebot ans Publikum, die markierten Wege nicht zu verlassen.


Fasziniert vom Gebirgswald

Maik Rehnus ist 28-jährig und hat an der Georg-August-Universität Göttingen Forstwissenschaften studiert, bevor er für ein Erasmus-Jahr an die ETH Zürich wechselte. An der ETH hat er die für den Bachelor-Abschluss nötigen Kreditpunkte erworben, anschliessend hat er ein - von ihm selbst organisiertes - wissenschaftliches Praktikum im Schweizerischen Nationalpark angetreten. Gut vorstellen könnte sich Rehnus, an der ETH , wo es ihm ausgezeichnet gefällt, weiterzustudieren und einen Master zu machen - sofern er es schaffe, "das teure Leben in Zürich zu finanzieren". Ein Grund dafür ist die Nähe zum Alpenraum. "Der Schweizer Gebirgswald mit seinen besonderen Herausforderungen - etwa Naturgefahren und Lawinenschutz - ist für mich ein spannenderes Forschungsfeld als die gemässigten Forstgebiete im Flachland", sagt Maik Rehnus. (nst)




Literaturhinweise:
Aktuelle Informationen des Schweizerischen Nationalparks zum eingewanderten Braunbären finden Sie unter: www.nationalpark.ch/deutsch/C_1_8_1.php



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