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Rubrik: News
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Publiziert: 29.06.2004 06:00

Infektionen und Antibiotika: Ruzicka Lecture und NFP 49
Im Kampf gegen Bakterien

(mib) Zu den häufigsten Todesursachen in Europa und Nordamerika zählen Erkrankungen des Herz-Kreislaufsystems und Krebsleiden. Das war nicht immer so. Vor hundert Jahren führten mehrheitlich Infektionskrankheiten zum Tode, etwa die Grippe, Tuberkulose oder Lungenentzündungen. Doch dank Antibiotika konnten die Krankheiten geheilt werden. „Zurzeit besitzen wir Medikamente, um fast jede bedeutende Infektionskrankheit zu bekämpfen“, sagt Gro Harlem Brundtland, Generaldirektorin der Weltgesundheitsorganisation (WHO). „Doch wegen der zunehmenden Antibiotikaresistenz riskieren wir, diese wertvollen Medikamente eines Tages zu verlieren.“ Die Beobachtung ist nicht neu: Noch vor der Markteinführung von Penicillin wurden erste Resistenzen gegen das Medikament beschrieben – 14 Prozent aller Staphylococcus aureus-Stämme waren es 1946, zwei Jahre später waren es bereits 59 Prozent der Stämme. In der Zwischenzeit hat sich die Situation nochmals deutlich verschärft. Dennoch glaubt Gro Harlem Brundtland: „Wenn wir die Medikamente, die wir heute besitzen, vorsichtig einsetzen, können wir die Infektionen von heute behandeln und die Katastrophen von morgen verhindern.“

Wie sich Antibiotikaresistenzen genau ausbreiten, wird derzeit mit dem nationalen Forschungsprogramm 49 untersucht (1). „Das NFP hat den Auftrag, Methoden und Strategien für ein kontinuierliches Überwachungssystem zu entwickeln und eine Übersicht über die gegenwärtige Situation der Antibiotikaresistenz in der Schweiz bei Bakterien, die von Mensch und Tier, aus der Landwirtschaft, aus Lebensmitteln und aus der Umwelt herstammen, zu erstellen“, heisst es auf der Homepage des NFP 49. „Die Mobilität von resistenten Bakterien und Resistenzgenen und die daraus resultierende Gefahr für zukünftige Therapien soll evaluiert, die sozialen, rechtlichen, ethischen und wirtschaftlichen Konsequenzen der Bildung von Resistenzen auf Antibiotika und einer allfälligen Neureglementierung des Antibiotikaeinsatzes sollen abgeschätzt werden.“ Morgen Mittwoch werden die Projektverantwortlichen in Bern eine Studie über den „Wissensstand der Schweizer Bevölkerung hinsichtlich Antibiotikaresistenz“ und eine neue Kommunikationsplattform vorstellen. Von der ETH Zürich wird Leo Meile vom Labor für Lebensmittelbiotechnologie mit dabei sein.

Chaitan Khosla, Professor für Chemie und Biochemie an der Stanford University und Gastredner an der ETH. Bild: Stanford.edu


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Makrolid-Antibiotika: Der Wirkstoff Erythromycin bekämpft grampositive Bakterien. Bild: Abbott

Ebenfalls mit Antibiotika befasste sich die Ruzicka Lecture 2004, die gestern Chaitan Khosla auf dem Hönggerberg hielt. Khosla studierte in Pasadena am California Institute of Technology Chemie und ist heute Professor für Chemie und Biochemie an der Stanford University (2). Seit mehreren Jahren befasst sich der Kalifornier mit der Synthese von Naturprodukten – unter anderem mit dem selektiven Östrogenrezeptor-Antagonisten R1128 (auf der Basis von Anthraquinon), mit Antikrebs-Medikamenten auf der Basis von Epothilonen (3) und mit Makrolid-Antibiotika.

Makrolid-Antibiotika sind so genannte Schmalspektrum-Antibiotika, die gegen grampositive Bakterien wirken. Zu diesen Bakterien zählen Staphylokokken, Enterokokken, Pneumokokken, hämolysierende Streptokokken sowie einzelne Stäbchenbakterien (Diphtherie, Bacillus Clostridium). Weil Makrolid-Antibiotika ähnlich wirken wie Penicilline, werden sie als Alternative bei einer allfälligen Allergie eingesetzt. Der Einsatz dieser Medikamente hat in den vergangenen Jahren am stärksten zugenommen. Besonders erfolgreich ist der Wirkstoff Erythromycin (Erythrocin, Eryderm, Akne-mycin), dessen Wirkmechanismus Chaitan Khosla untersucht.


Fussnoten:
(1) Nationalen Forschungsprogramm 49: „Antibiotikaresistenz“: www.nrp49.ch/
(2) Homepage Chaitan Khosla: www.stanford.edu/dept/chemistry/faculty/khosla/
(3) Über Epothilone berichtete ETH Life am 11. April 2003 unter dem Titel „Bakterium hilft gegen Krebs“: www.ethlife.ethz.ch/articles/epothilon.html, am 5. September 2003 unter dem Titel „Die Chemie spielt eine wichtige Rolle“: www.ethlife.ethz.ch/articles/spirotryprostatin.html und am 22. April 2004 unter dem Titel: „Das Fluor kommt zuerst“: www.ethlife.ethz.ch/articles/epothilon_synlett.html.



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