ETH Life - wissen was laeuft

Die tägliche Web-Zeitung der ETH Zürich - in English

ETH Life - wissen was laeuft ETH Life - wissen was laeuft
ETH Life - wissen was laeuft
Home

ETH - Eidgenoessische Technische Hochschule Zuerich - Swiss Federal Institute of Technology Zurich
Rubrik: News
Print-Version Drucken
Publiziert: 14.04.2005 06:00

Mehr Vitamine, bessere Fettzusammensetzung – Gentechpflanzen mit Zusatznutzen
Medizin vom Acker

(mib) In Deutschland wird derzeit heftig über die Chancen und Risiken der Grünen Gentechnologie diskutiert. Vor allem das Inkrafttreten des neuen Gentechnikgesetzes vor wenigen Wochen hat die Debatte angeheizt. Nun hat auch die Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM) an ihrer Jahresversammlung in Wiesbaden das Thema aufgegriffen (1). Unter dem Titel „Gentherapeutische Erfolge in der Pflanzenwelt“ referierten vergangene Woche Wilhelm Gruissem (2), ETH-Professor am Institut für Pflanzenwissenschaften, und Ingo Potrykus, emeritierter ETH-Professor und Vater des „goldenen Reises“ (3).

Das stetig wachsende Verständnis der molekularen Prozesse bei Pflanzen werde in naher Zukunft die biotechnologischen Möglichkeiten deutlich erweitern, sagte Gruissem und betonte: „Pflanzen mit erhöhtem Vitamingehalt, günstigerer Fettzusammensetzung und verringerter Allergenität sind heute bereits Realität“.

Ein Beispiel für die Erfolge der Grünen Gentechnik sei der mit Provitamin A angereicherte „goldene Reis“, betonte Ingo Potrykus. Vor fünf Jahren wurde der wegen seiner gelb-leuchtenden Farbe so bezeichnete Reis im Labor von Potrykus entwickelt. Der Reis enthält ein Fremdgen, das für die Produktion von Provitamin A verantwortlich ist. Mit dem Reis, so das Ziel der Forscher um Ingo Potrykus, könne der weit verbreitete Vitamin-A-Mangel gelindert werden.

Inzwischen wurde die Reissorte nochmals weiterentwickelt. Forschern um Jacqueline A. Paine vom Jealott’s Hill International Research Centre des Agromultis Syngenta ist es kürzlich gelungen, den Provitamin-A-Gehalt im Reis nochmals deutlich zu erhöhen. Anstelle eines Gens aus der Osterglocke setzten die Wissenschafter dem Reis ein Gen aus dem Mais ein, berichten sie in Nature Biotechnology (2005, 23: 482-487) (4).

Mit Hilfe gentechnischer Methoden kann nicht nur der Nährstoffgehalt von Pflanzen verändert werden, berichtete Eva Stöger, Molekularbiologin an der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule (RWTH) Aachen (5), an der Jahresversammlung der Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin. Pflanzen können auch als „Biofabriken“ genutzt werden – zum Beispiel für die kostengünstige Herstellung von Impfstoffen und Medikamenten.

Ein Beispiel für das so genannte „molecular farming“ sind Bananen, die Impfstoffe gegen verschiedene Krankheiten enthalten. Im Idealfall könnten die frisch an der Staude wachsenden „Impfchargen“ die herkömmlichen und oft temperaturempfindlichen Impfstoffe ersetzen. Die Entwicklung solcher Substanzen sei in Deutschland nach dem neuen Gentechnikgesetz jedoch kaum noch möglich, sagte Eva Stöger.


Banane mit Impftsoff, daran arbeiten Biotechnologen. Bild: genfakten.ethz.ch gross


Fussnoten:
(1) Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin: www.dgim.de/
(2) Forschergruppe von Wilhelm Gruissem: www.pb.ethz.ch/
(3) Über den goldenen Reis berichtete ETH Life am 15. November 2004 unter dem Titel „Karriere einer Forschung“: www.ethlife.ethz.ch/articles/golrice.html
(4) Über den die neuen Arbeiten zum „goldenen Reis 2“ berichtete ETH Life am 1. April 2005 unter dem Titel „Der goldene Reis wird orange“: www.ethlife.ethz.ch/articles/news/goldenrice2.html
(5) Arbeitsgruppe Molekulare Biotechnologie der RWTH: www.molbiotech.rwth-aachen.de/



Sie können zu diesem Artikel ein Feedback schreiben oder die bisherigen lesen.




!!! Dieses Dokument stammt aus dem ETH Web-Archiv und wird nicht mehr gepflegt !!!
!!! This document is stored in the ETH Web archive and is no longer maintained !!!