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Verleihung des Nobelpreises für Medizin Verdienter Lohn für Genforscher |
(jb) Der diesjährige Nobelpreis für Medizin und Physiologie ist vergeben: die US-Genforscher Andrew Z.Fire von der Stanford-University und Craig C.Mello von der Massachusetts Medical School in Worcester werden zu gleichen Teilen für die Entdeckung der so genannten RNA-Interferenz ausgezeichnet. Dies gab das Nobelpreiskomitee gestern Montag in Stockholm bekannt. Der Preis ist mit 1,7 Millionen Franken dotiert. Gezieltes Stummschalten von Genen Die RNA-Interferenz ist ein Verfahren, mit dem der Fluss genetischer Information kontrolliert unterbrochen werden kann. Biologen können mit dieser Methode nun prüfen, wofür eine Erbanlage im physischen Organismus zuständig ist und wie überaktive oder defekte Gene ausgeschaltet werden können. Gene lassen sich gezielt ausschalten, wenn künstlich produzierte doppelsträngige RNA-Stücke in die Zellen gebracht werden, fanden Fire und Mello in einem Experiment heraus. Die RNA-Interferenz ist auch ein natürlicher Mechanismus, welcher die Expression von Genen reguliert. Neue Therapien möglich Diese Erkenntnisse könnten neue Therapien gegen Hormonstörungen, virale Erkrankungen, Gefässleiden, Krebs und verschiedene Erbkrankheiten ermöglichen. So konnte in einem Tierversuch bereits ein Gen stummgeschaltet werden, das für einen hohen Cholesterinspiegel verantwortlich ist. „Dies eröffnet fantastische Möglichkeiten. Natürlich dauert es noch etliche Jahre, bis wir daraus Arzneimittel bekommen werden. Aber die Prinzipien sind klar“, sagte der Sprecher des Nobelpreiskomitees, Hans Jörnvall.
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Die Forschungsergebnisse veröffentlichten die Preisträger vor acht Jahren. Seither findet die RNA-Interferenz in der Biologie breite Verwendung und wird mittlerweile auch beim Menschen erprobt. Damit wird momentan im Reagenzglas auch die Funktion der schätzungsweise 30 000 menschlichen Gene aufgeklärt. Eine Frage der Zeit „Die Vergabe des Nobelpreises an diese Forscher war für mich nur eine Frage der Zeit“ zeigte sich der Biochemiker Marc Sohrmann vom ETH-Institut für Biochemie wenig überrascht. Im Institut werde bereits erfolgreich mit dem Verfahren der RNA-Interferenz gearbeitet. In den nächsten Tagen werden die Physik- und Chemie-Nobelpreise verliehen und am 10.Dezember werden die Auszeichnungen zu Ehren des Preisstifters Alfred Nobel feierlich überreicht. |
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