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Rubrik: News |
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Raths-Steiger-Vorlesung "Was fehlt?" des Collegium Helveticum Risikoberuf Musiker? |
(mm) Professionelles Musikmachen hat Ähnlichkeit mit Hochleistungssport. Und beides ist nicht unbedingt gesund. Diesen Eindruck zumindest erhielt man aus den medizinischen Daten, die der Dozent der zehnten Rahts-Steiger Vorlesung im Collegium Helveticum(1)vorlegte. Befragungen, die Ende der 80er bei Orchestermusikern in den USA gemacht wurden, zeigten etwa, dass drei Viertel der Berufsmusiker über gesundheitliche Beschwerden klagten. Mehr als ein Drittel nannten vier ernsthafte gesundheitliche Probleme. Doch dies ist nicht nur in den USA so. Hohe Belastung Professor Horst Hildebrand, selbst Musiker und Mediziner, kennt die Probleme aus eigener Anschauung. Seit zehn Jahren befasst er sich an der Hochschule Musik und Theater Zürich und an der Hochschule für Musik Basel mit Aufbau und Leitung des Fachbereichs Musikphysiologie sowie Musik- und Präventivmedizin. Seine eigenen Untersuchungen zeigten, dass Studierende bereits im ersten Jahr des Musikstudiums ein signifikant höheres Belastungs- und Beschwerdebild vorweisen als vor dem Studium und verglichen mit Nichtberufsmusikern. Und es sind offenbar gerade die besonders Ehrgeizigen und Begabten, die es trifft. „Begabung schützt nicht vor Krankheit – im Gegenteil“, räumte Hildebrand mit einem alten Mythos auf. Und Musikmedizin könne auch nicht einfach Allgemeinmedizin am Objekt Musiker sein. Diese Erkenntnis habe sich allerdings erst in den letzten Jahren entwickelt. Schmerzmittel seien zum Beispiel meist wenig wirksam und Betablocker gegen Lampenfieber würden fast immer zu hoch dosiert.
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Die besonderen physiologischen Belastungen der einzelnen Musiker bräuchten zudem je nach Instrument auch hochspezialisierte Präventions- und Therapieansätze. Gesundheit, Eigenverantwortung und Prävention Hildebrandt verfolgt deshalb auch einen ganz anderen Ansatz. Individuell abgestimmte physiologische Elemente im Berufsalltag sowie Prävention und Eigenverantwortung des Patienten spielen eine grosse Rolle. So lernen angehende Musikerinnen und Musiker in eigens dafür entwickelten Kursen während des Studiums, wie sie mit gezielten Übungen Spiel- und Gesundheitsproblemen vorbeugen können. Körperwahrnehmung, physiotherapeutische Übungen und Entspannungstechniken stehen dabei ganz vorne im Programm. „Die Musikmedizin kann als eigentliches Modell für eine Medizin gelten, die Eigenverantwortung und Prävention mit sanften Mitteln in den Vordergrund stellt“ betonte Hildebrandt. So gesehen können Erkenntnisse der Musikmedizin wiederum auch der Allgemeinheit dienen. Und tatsächlich: das Präventionsprogramm „micropause“ (2) für Büroarbeitende basiert nicht zuletzt auch auf Erkenntnissen, die Hildebrandt und sein Team entwickelt haben. |
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