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Shigeru Ban referiert über sein Architekturkonzept Keine Monumente für die Ewigkeit |
(akl) Wenn Shigeru Ban referiert, werden die Massen mobilisiert: Rund 850 Studierende, Architekten und Architekturinteressierte strömten am Dienstag auf den Hönggerberg um der Präsentation des Architekten aus Tokio, im Rahmen der Vortragsreihe ´´Zwischen Bild und Realität´´(1), zu folgen. Shigeru Ban erläuterte zu Beginn, dass der Architekt soziale Verantwortung trage und einen angemessenen Lebensraum für die sich ständig verändernden Bedürfnisse der Umwelt und der Gesellschaft schaffen müsse. Papierröhren als Bausubstanz Ban selbst geht relativ sparsam mit Materialen um und bevorzugt günstiges, rezykliertes Baumaterial. Er experimentiere vor allem mit leichten Materialen wie Papier, Karton oder Holz. Somit wurde er auch zum Vertreter der grünen und umweltfreundlichen Architektur. Kartonröhren in all möglichen Grössen habe er erstmals im Jahre 1986 benutzt, anlässlich einer Ausstellung von Alvar Aalto in Finnland. Die Papierröhren seien fortan immer öfter zum Einsatz gekommen, so zum Beispiel zum Errichten des Designstudios der Künstlerin Issey Miyake (1994). Auch habe er über 300 Papierröhren mit verschiedenen Diametern für den Bau des japanischen Pavillons an der EXPO 2000 in Hannover verwandt. Laut Ban, war hier das Benutzen der Toilette, die sich in einer 8 Meter hohen Röhre befand, ein eindrucksvolles Erlebnis. Einsatz für Erdbeben- und Kriegsopfer Im Zusammenhang mit Erdbeben, meinte der Stararchitekt, dass nicht das Naturereignis, sondern die von Architekten errichteten einstürzenden Bauten, die meisten Menschen töten. Ban engagierte sich deshalb nach den Erdbeben in Kobe (1995) und in der Türkei (1999): Papierröhren wurden auf mit Sand gefüllten Bierkisten errichtet. So wurden schnell und günstig Wohneinheiten geschaffen, die den Opfern Unterschlupf boten. Ban errichtete ausserdem Zelte aus Plastikplanen für Kriegsopfer aus Ruanda (1994).
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Dialog zwischen Innen und Aussen Shigeru Ban veranschaulichte auch das ihm wichtige Spiel der Grenzen zwischen Innen- und Aussenraum. Das bekannteste, nach diesem Konzept errichtete Werk, ist das `Curtain Wallhouse` (1995) in Tokio. Wie es ihnen beliebt, können die Bewohner des `Curtain Wallhouse` den Innenraum zum Aussenraum verwandeln: Sie öffnen einfach überdimensionale, wetterfeste Vorhänge, die als Mauerersatz dienen. Die Grenzen des Wohnraums sind somit uneingeschränkt. Anhand dieser und vieler weiterer Beispiele, vermittelte Shigeru Ban sein Architekturverständnis auf eindrucksvolle Weise: Er wolle keine Monumente für die Ewigkeit errichten, sondern beanspruche, dass seine Architektur anpassungsfähig, verwandelbar und somit den Bedürfnissen der Umwelt und Gesellschaft gerecht werden könne. Shigeru Ban wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet und lehrt seit 2001 an der Keio Universität in Tokio. Dies sei für den heutigen Abend allerdings unwichtig, schmunzelte Ban. |
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Literaturhinweise:
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