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Rubrik: News
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Publiziert: 06.06.2007 06:00

ETH-Studie zum suburbanen Raum abgeschlossen
Handbuch zum Stadtrand

Eine Forschungsgruppe um ETH-Professor Vittorio Lampugnani widmet dem suburbanen Raum eine umfassende Studie. Sie beschreibt dabei erstmals die Stärken und Schwächen des Stadtrandes konkret, schlägt Strategien zur Verbesserung vor und publiziert diese nun in einem praktischen Leitfaden.

pd

Dem Stadtrand – oft auch Agglomeration oder leicht verächtlich kurz „Agglo“ genannt – werden jegliche soziale oder architektonische Qualitäten abgesprochen. Meist ist er deshalb kein beliebtes Thema. Für Städtebauer ist dieser Raum aber höchst interessant und weist ein grosses Potential auf. Dies zeigt eine Studie, die im Rahmen des Netzwerkes Stadt und Landschaft (NSL) an der ETH Zürich abgeschlossen wurde. (1) Prof. Vittorio Magnago Lampugnani und seine Forschungsgruppe vom Institut für Städtebau sprechen lieber wertneutral vom suburbanen Raum. Sie meinen damit den unscharfen Bereich, in dem die Stadt in die umliegende Landschaft übergeht. Dieses Gebiet wird immer grösser und immer wichtiger. «Die rasante Verstädterung unserer Landschaft ist nicht einfach ein Schicksal, das hingenommen werden muss. Wir müssen zusammenrücken und das Vorhandene innovativ bewirtschaften, wenn wir nicht eine Peripherie erzeugen wollen, die weder urban noch ländlich ist», so Lampugnani.

Sieben suburbane Merkmale

Das Forschungsprojekt beschäftigt sich mit der Frage, welche Qualitäten der suburbane Raum aufweisen kann und wie diese zu erzielen sind. Zu diesem Zweck wurden im Zürcher Glattal – einer typischen Agglomerationsregion – verschiedene städtebauliche Situationen ausfindig gemacht und analysiert. Dabei ist den Forschenden aufgefallen, dass bestimmte Merkmale im suburbanen Raum wiederholt auftreten, dass es aber keine konkreten Begriffe gibt, welche diese beschreiben. Sie definierten deshalb sieben suburbane Städtebaukategorien neu: Knoten, Relikte, Siedlungsinseln, Restflächen, Zerhäuselung, Transiträume und Superkomplexe. Siedlungsinseln sind z.B. räumlich isolierte Gebilde im Vorstadtgefüge, wie man sie oft bei geschlossenen Wohnanlagen vorfindet. Mit diesen Kategorien lässt sich jeder beliebige suburbane Raum charakterisieren, was dessen Beurteilung und die Diskussion über den Stadtrand erleichtert.

Historische Vorbilder nutzen

Nun suchte das Forscherteam der ETH Zürich auf der ganzen Welt nach gelungenen Beispielen aus der Geschichte des Städtebaus. Es wurden städtebauliche Situationen ausgewählt, bei denen ein breiter Konsens über deren Qualitäten besteht.


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Collage der Siedlung in der Au, Opfikon mit der Siedlung Le Parc in Meudon-la-Foręt (Bild: Patric Unruh, Institut für Städtebau, ETH Zürich) gross

Daraus wurden fünf Strategien für den suburbanen Raum herausdestilliert: Schaffung von Identifikationsorten, Verdeutlichung von Grenzen, Vernetzung, Schaffung von Kohärenz und Stärkung des öffentlichen Raums. Angewendet auf die einzelnen Städtebaukategorien, führen diese Strategien zu einer höheren Qualität des Raums. Siedlungsinseln können z.B. durch die Stärkung des öffentlichen Raums aufgewertet werden. Der Stadtrand soll aber nicht einfach zum neuen Stadtzentrum werden. Elemente des Agglomerationsraums werden bewusst erhalten oder sogar noch betont. Die Peripherie weist somit andere Qualitäten auf als das Zentrum; sie soll dem Zentrum aber funktional, sozial und ästhetisch gleichwertig sein.

Anschauliche Fotos, praktisches Handbuch

Die Forschenden legen grossen Wert auf Anschaulichkeit. Sie spielten die Kategorien und die vorgeschlagenen Strategien an neun Fallstudien aus dem Glatttal ganz konkret durch. Planüberlagerungen und Fotocollagen zeigen, welche Wirkung mit der jeweils gewählten Strategie erzielt werden kann, ohne dass es sich dabei um einen realen, städtebaulichen Entwurf handelt. Mit dem „Handbuch zum Stadtrand“ lassen sich Problemzonen einfach erkennen und mögliche gestalterische Vorgehensweisen aufzeigen. Gedacht ist der praktische Leitfaden für alle, die sich mit dem suburbanen Raum auseinandersetzen möchten: Fachleute der Raumplanung sowie des Städtebaus, aber auch aus der Politik und nicht zuletzt Bewohnerinnen und Bewohner des Stadtrands. «Das Handbuch mit seinen Strategien regt dazu an, bei komplexen Problemstellungen die historischen Erfahrungen zu nutzen und vielleicht dadurch Fehler zu verringern», meint Lampugnani.


Literaturhinweise:
Lampugnani, V.M. ; Noell, M. (Hrsg.) mit Barman-Krämer, G.; Brandl, A.; Unruh, P. : Handbuch zum Stadtrand. Gestaltungsstrategien für den suburbanen Raum. Basel, 2007, Birkhäuser Verlag, ISBN 13-978-3-7643-8369-5

Fussnoten:
(1) vgl. ETH Life Berichterstattung 03.05.07: www.ethlife.ethz.ch/articles/tages/nslzusabschluss.html



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