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Rubrik: Science Life

ETH-Studie zur Sonneneinstrahlung
Der Trend hat gekehrt

Published: 10.05.2005 06:00
Modified: 10.05.2005 20:46
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Seit Beginn der Messreihen in den sechziger Jahren nahm die Sonneneinstrahlung an der Erdoberfläche kontinuierlich ab. Eine ETH-Studie zeigt nun, dass dieser Trend in der Mitte der achtziger Jahre geändert hat. Ein Rückgang der Luftverschmutzung und der Bewölkung könnte dafür verantwortlich sein.



Von Felix Würsten (mailto:felix.wuersten@ethlife.ethz.ch)

Seitdem man in den sechziger Jahren weltweit begonnen hatte, die Sonneneinstrahlung auf der Erdoberfläche zu messen, registrierten die Messgeräte tendenziell rückläufige Werte. So konnte die Forschergruppe um Atsumu Ohmura von Institut für Atmosphäre und Klima (IAC) (1) der ETH Zürich in einer früheren, viel beachteten Studie zeigen, dass die Sonneneinstrahlung zwischen 1960 und 1990 auf der Erdoberfläche um mehrere Prozent abnahm. Dieser Trend scheint sich nun geändert zu haben, wie eine schweizerisch-amerikanische Kollaboration um Martin Wild und Atsumu Ohmura vom IAC in der jüngsten Ausgabe der Zeitschrift "Science" (2) zeigt.

Differenziertes Bild

Die Forscher haben für ihre Studie Daten von mehreren hundert Messstationen auf der ganzen Welt zusammengetragen und ausgewertet. Diese zeigen, dass in den meisten Regionen die Sonneneinstrahlung auf der Erdoberfläche seit Mitte der achtziger Jahre wieder ansteigt. Die Autoren vermuten, dass neben der veränderten Bewölkung insbesondere die vielerorts verbesserte Luftqualität eine Rolle für diese Trendwende spielt.

Für den als "global dimming" bezeichneten Rückgang der Sonneneinstrahlung zwischen den sechziger und achtziger Jahren wurde unter anderem die Luftverschmutzung, vorab in den Industrieländern, verantwortlich gemacht. "In Westeuropa und Nordamerika wurden in den achtziger Jahren Massnahmen ergriffen, die sich positiv auf die Luftqualität auswirkten. In Osteuropa wiederum führte der wirtschaftliche Zusammenbruch zu verminderten Emissionen", erläutert Martin Wild. "Dies könnte erklären, warum die Messstationen in Nordamerika und Europa wieder mehr Sonneneinstrahlung registrieren. "

Bestätigung durch Satellitendaten

Gut in dieses Bild passt die Beobachtung, dass in Indien die Sonneneinstrahlung weiterhin abnimmt. Denn die Luftverschmutzung hat auf dem Subkontinent in den letzten Jahren stark zugenommen. Auf den ersten Blick überraschend ist hingegen, dass in China ähnlich wie in Europa die Sonneneinstrahlung wieder zugenommen hat. Martin Wild vermutet, dass dies mit der forcierten Umstellung von Braunkohle auf Erdöl und Erdgas zusammenhängt.

Die Sonneneinstrahlung nimmt wieder zu. Dies könnte Folgen für das globale Klima haben.

Die ETH-Studie wird von einer zweiten Arbeit gestützt, die in der gleichen Ausgabe von "Science" (3) publiziert wurde. Die Forschenden um Rachel Pinker von der University Maryland haben anhand von Satellitenmessungen die globale Sonneneinstrahlung seit Mitte der achtziger Jahre rekonstruiert. Die amerikanischen Wissenschaftler kommen ebenfalls zum Schluss, dass global gesehen die Einstrahlung seit den neunziger Jahren zugenommen hat. "Für uns ist es natürlich erfreulich, dass unsere Resultate durch eine methodisch völlig andere Arbeit bestätigt werden", kommentiert Martin Wild die amerikanische Studie.

Maskierter Treibhauseffekt

Die Konsequenzen der festgestellten Entwicklung sind noch schwer abschätzbar. Martin Wild geht davon aus, dass die Luftverschmutzung in den sechziger bis achtziger Jahren den Treibhauseffekt zumindest teilweise maskiert hat. "In dieser Zeit entwickelte sich die globale Durchschnittstemperatur nicht so, wie man das auf Grund der steigenden Konzentration an Treibhausgasen eigentlich erwartete." In den neunziger Jahren hat sich die globale Erwärmung nun deutlich beschleunigt. Dies könnte mit dem Rückgang des "global dimming" zusammenhängen, vermutet Martin Wild. "Die effektive Wirkung des Treibhauseffekts wird nun sichtbar." Wie stark sich die Aufhellung der Atmosphäre auswirken wird, lässt sich zur Zeit allerdings noch nicht beziffern.

Footnotes:
(1 Homepage des IAC: www.iac.ethz.ch/
(2 Wild, M. (et al.): From Dimming to Brightening: Decadal Changes in Solar Radiation at Earth's Surface. Science, Vol. 308, p. 847-850 (2005).
(3 Pinker, R. (et al.): Do Satellites Detect Trends in Surface Solar Radiation? Science, Vol. 308, p. 850-854 (2005).


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