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Rubrik: Science Life |
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ETH-Forscher optimieren Eisenaufnahme Fischsauce gegen Eisenmangel |
Eisenmangel ist eines der bedeutendsten Gesundheitsprobleme. In einer von der internationalen Atomenergie-Behörde unterstützen Studie untersuchte ein ETH-Forscher, in welcher Form Eisen am besten aus Fischsauce aufgenommen wird. Die Resultate sollen mithelfen, Projekte zur Bekämpfung des Eisenmangels effizienter zu gestalten. Von Christoph Meier Eine unzureichende Eisenzufuhr ist der häufigste Ernährungsmangel. Weltweit sind rund zwei Milliarden Menschen betroffen, 700 Millionen davon weisen Blutarmut auf. Die Folgen einer Blutarmut sind unter anderem Störungen der intellektuellen und psychomotorischen Entwicklung bei Kindern. Der volkswirtschaftliche Schaden für die Entwicklungsländer beläuft sich jährlich auf mehrere Milliarden US-Dollars. Indem er Fischsaucen mitentwickelt, versucht der ETH-Forscher Thomas Walczyk vom Institut für Lebensmittel- und Ernährungswissenschaft einen Beitrag zur Bekämpfung des Eisenmangels zu liefern (1). Mag es auf den ersten Blick etwas seltsam erscheinen, mit Fischsauce gegen das immense Problem anzukämpfen, so gilt es zu beachten, dass beispielsweise 80 Prozent der Bevölkerung Südostasiens täglich Fischsauce konsumieren. Zudem wurde gezeigt, dass bereits 10 Milliliter Fischsauce mit 10 Milligramm Eisen pro Tag genügen, um den Status von Frauen mit Blutmangel massiv zu verbessern. In einer neuen Studie untersuchte Thomas Walczyk nun anhand von isotopenmarkierten Eisen, in welcher Form Fischsauce am besten mit Eisen angereichert wird, damit der Körper möglichst viel aufnimmt (2). Er fand heraus, dass sich Eisensulfat besser eignet als Eisen-Laktat und an Ammoniumzitrat gebundenes Eisen. Als den Probandinnen die verschieden angereicherten Fischsaucen verabreicht wurden, wurde das mit der Fischsauce aufgenommene Eisensulfat um 50-100 Prozent besser absorbiert. Für die Versuche wurden Frauen im gebärfähigen Alter gewählt, da sie zur Hauptrisikogruppe gehören.
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Längerfristig gutes Mittel Insgesamt schliesst der ETH-Forscher aus seinen Untersuchungen, dass Eisensulfat ein geeignetes Mittel wäre, um Fischsaucen anzureichern und damit den Eisenmangel zu bekämpfen. Im Gegensatz zu der Alternativsubstanz Na2FeEDTA ist Eisensulfat rund sechsmal billiger und wird zumindest bei Mahlzeiten mit Reis gleich gut aufgenommen. Trotzdem wird es noch eine Weile dauern, bis die notleidende Bevölkerung von der neuen Erkenntnis profitieren wird. Denn die Durchführung einer grösseren Wirksamkeitsstudie, die Ausarbeitung von Konzepten für die Logistik und Qualitätskontrolle sowie eine Kostenrechnung auf nationaler Ebene beziehungsweise für den Produktions-Sektor beanspruchen wohl noch einige Jahre. Jetzt ist aber schon klar, dass sich eine Anreicherung ökonomisch auszahlen würde. Denn die Verluste durch Eisenmangel in einem Land wie Indien liegen bei rund 30 Milliarden Dollar pro Jahr, während eine Eisenanreicherung nur 100-200 Millionen kosten würde, wie Walczyk vorrechnet. Unterstützt werden die Untersuchungen zur besseren Eisenversorgung von der internationalen Atomenergie-Behörde IAEA. Das hänge damit zusammen, so Walczyk, dass zur Mission der IAEA nicht nur die Kontrolle der Weiterverbreitung von Atomwaffen, sondern auch die "Förderung der friedlichen Nutzung nuklearer Techniken" gehöre. Insofern passt die Forschung mit Eisenisotopen optimal in die von der IAEA unterstützten Forschungsprojekte zur Humanernährung. Thomas Walczyk als Experte auf dem Gebiet der Untersuchungen mit stabilen Isotopentechniken unterstützt die IAEA seit mehreren Jahren als wissenschaftlicher Berater. |
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Fussnoten:
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