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Rubrik: Tagesberichte
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Publiziert: 02.05.2001 06:00

Nationale Tagung "Bewegung - Ernährung - Erholung"
Bewegter Kongress

Um den Einfluss auf die Leistungsfähigkeit ging es am Kongress "Bewegung - Ernährung - Erholung" von letzter Woche in Davos. Organisatorisch und inhaltlich war die Tagung von der ETH geprägt.

Von Christoph Meier

Selten gibt es einen wissenschaftlich orientierten Kongress, dessen Themen unmittelbar in der Praxis erfahrbar werden. Ein solches Erlebnis bot aber die Tagung "Bewegung - Ernährung - Erholung" vom 26.-28. April in Davos (1) , organisiert von den Ernährungswissenschaftlern Caspar Wenk und Paolo Colombani von der ETH sowie Walter Frey vom Swiss Olympic Medical Center Zürich. Denn zwischen den wissenschaftlichen Referaten wurden Bewegungsübungen eingestreut, die zusammen mit einem gesunden Verpflegungsangebot das Wohlbefinden förderten. Am Freitag kam noch eine Wanderung dazu - mit durchaus wissenschaftlichen Hintergedanken: die Teilnehmer wurden nämlich über ihren Energieverbrauch aufgeklärt.

Ausdauernd dank Fettdiät?

Der Bewegung waren die Referate des ersten Tages gewidmet. "Wenn man sich nicht bewegt, baut man ab", begann der ETH-Forscher Edgar Stüssi seinen Vortrag und erläuterte diese Aussage anhand der Situation bei Knochen und Knorpel. Eine spezielle Belastungssituation ist dabei der Zustand der Schwerelosigkeit. So müssen Astronauten einiges an Bewegungstraining aufwenden, wenn ihr Skelett bei der Rückkehr zur Erde die gleiche Belastbarkeit aufweisen soll wie beim Abflug. Das nächste Referat widmete sich dem Einfluss von verschieden grossen Anteilen von Fetten und Kohlehydraten in der Nahrung, insbesondere bei Hochleistungssportlern. Eine Studie an solchen gab Hinweise darauf, dass eine mehrwöchige Hochfettdiät (50% Fettanteil bei der Nahrung) - das mag Aussenstehende erstaunen - eventuell Ausdauerleistungen verbessern könnte. Unter dem Titel "Vom Yoga bis zum Ironman: Welcher Bewegung bedarf es?" wurden epidemiologische Daten präsentiert, die aufzeigten, bei welchen Krankheiten welche sportlichen Aktivitäten einen gesundheitsfördernde Wirkung erzielen.

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Mehr oder weniger koordiniert: die Bewegungen während den Lockerungsübungen. gross

Noch brisanter werden solche Daten durch die Information, dass durch die Inaktivität eines Drittels der Schweizer Bevölkerung 1.6 Milliarden Franken Gesundheitskosten entstehen. Auch einen politischen Aspekt hatte das Referat von Kurt Murer vom Institut für Bewegungs- und Sportwissenschaften der ETH. Er forderte, dass das 3-Sportstunden-Obligatorium an den Schulen aufrechterhalten werden müsse und auch weiterhin eine spezifische Sportlehrerausbildung angeboten werden sollte. Leider brachten weder Murers Ausführungen noch die anschliessende Podiumsdiskussion mit allen Referenten des Tages mehr Aufschluss darüber, wieso der gesellschaftliche und politische Stellenwert des Sportes und der Bewegung nicht höher ist. Dieser Erklärungsnotstand akzentuierte sich noch, da alle Referenten darin übereinstimmten, dass eine gesunde Ernährung genügend Bewegung nicht ersetzen kann.

Die "Foodercise-Pyramide"

"Der Mensch hat einen Mengenbedarf und nicht einen Gehaltsbedarf!". Dieses ernährungswissenschaftliche Problem war ein Teil von Caspar Wenks Referat am zweiten Kongresstag. Er zeigte auf, wie Nährstoffe verwertet werden und welche Stellung verschiedene Organe bei der Versorgung innehaben.


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Die Organisatoren des Kongresses "Bewegung - Ernährung - Erholung": Walter Frey, Caspar Wenk und Paolo Colombani. gross

Paolo Colombani erläuterte die Schweizer Ernährungspyramide und taxierte sie als einfache und gute Ernährungsempfehlung. Er prägte auch den Begriff der "Foodercise-Pyramide". Dieser setzt sich zusammen aus Food und Exercise. Ideal wäre nämlich, wenn Ernährungsempfehlungen Bewegungsaktivitäten mitberücksichtigen würden. Weitere Themen waren: Functional Food, wobei die Übersicht dazu von Kreatin als ausdauerförderndem Mittel bis zu Phytohormonen gegen postmenopausale Störungen reichte, sowie Leistungssport, der eine spezielle Ernährung bedingt. Dabei wurde betont, dass körperliche Leistungsfähigkeit bei weitem nicht nur von der Ernährung abhängt.

Erholung ohne Zahlen

Zur Erholung, die sinnigerweise nach der Wanderung thematisiert wurde, sprach als erster Walter Frey. Dabei wurde klar, dass sportliches Training nichts anderes soll, als überkompensierende Regenerationsprozesse auslösen, die zu einer grösseren Muskelmasse führen. Gerne hätte man anstelle von Prominenten-Dias mehr Zahlen zu einer effektiven Erholung gesehen. Ohne Zahlen kam der Vortrag über Meditation aus, der vielleicht themenbedingt hauptsächlich im Bereich von Übungen blieb. Marino Menozzi vom Institut für Hygiene und Arbeitsphysiologie sprach darauf noch über eine verbesserte Arbeitsplatzgestaltung, wozu auch die Arbeitnehmer ihren Beitrag leisten sollen. Dabei stellte sich aber die Frage, was Menozzis Ausführungen mit dem Tagungsthema zu tun haben.

"Epidemie der körperlichen Inaktivität"

Am Samstag äusserten sich Mediziner zu den Perspektiven für eine bessere Lebensqualität. Es ist klar, dass die "Epidemie der körperlichen Inaktivität" auch seitens der Medizin energischer bekämpft werden muss.

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Zum Kongress gehörte sinnigerweise auch eine Wanderung. gross

Wie weit aber alle diese Einsichten bei der breiten Bevölkerung ankommen und wirksam werden, ist eine andere Frage. Denn wenn man die Teilnehmerliste des Kongresses durchging, fiel auf, dass eigentlich nur Fachleute aus den Bereichen Sport und Ernährung erreicht wurden. Auch nach dem Kongress bleibt somit die Frage, die auch der Titel von Kurt Murers Vortrag war, "Wie kann die Gesellschaft bewegt werden?" offen.


Fussnoten:
(1) ETH-Life Bericht "Sei jeden Tag körperlich aktiv!": www.ethlife.ethz.ch/tages/show/BewegungErndhrungEr.html



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