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Rubrik: Tagesberichte
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Publiziert: 22.01.2001 06:00

Blutspendeaktion der Zürcher Hochschulen im Uni-Lichthof
Demnächst: Blutspendeverbot für Englandaufenthalter

Heute startet die einwöchige Blutspendeaktion der Zürcher Hochschulen. ETH Life wollte mehr über den Handel mit dem roten Lebenssaft wissen und schickte vorab die Bildredaktorin Esther Ramseier als Opfer an die Vampirfront: Zum Blutspenden.

Von Jakob Lindenmeyer und Esther Ramseier (Bilder)

Testspenderin Ramseier ist nicht die Einzige. Blutspenden ist beliebt, auch unter den Studierenden. In der Aktionswoche werden jeweils gegen 1000 Liter Blut gespendet, hauptsächlich während den Essenszeiten über Mittag und am Abend, denn zur Wiederauffrischung der Körpersäfte dürfen sich die Spenderinnen und Spender anschliessend à discretion am Buffet verpflegen (siehe Kasten).

Intime Fragen

Bevor die ETH Life-Testspenderin angezapft wird, klärt ein Fragebogen ihren Gesundheitszustand. Ramseier hat keine Probleme mit den 23 relativ intimen Fragen: "Ich führe ein eher unspektakuläres Leben: Keine Drogenexzesse oder Unfälle und Erkrankungen."

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Noch muss Zürich jährlich mehrere tausend Blutentnahmen einkaufen, hauptsächlich aus der Zentral- und der Westschweiz. gross

Tätowierungen, und Piercings

Das ist aber nicht bei allen so. Sind Studierende aufgrund ihrer wechselnden Partner im sexuell aktivsten Alter - Stichwort AIDS - nicht eine Risikogruppe? Dr. med. Andreas Maier, Leiter des medizinischen Bereichs des Zürcher Blutspendedienstes ist im Gespräch mit ETH Life vorsichtig: "Dieser Punkt des Risikoverhaltens muss bei den Studierenden vor einer Blutspende mittels Fragebogen und im Gespräch geklärt werden." Auch bei andern Kriterien gilt es, Studierende genau unter die Lupe zu nehmen. Als Ausschlusskriterien gelten beispielsweise Tätowierungen, Piercings, permanent Make-up oder Akupunkturen innerhalb des letzten Jahres.

Beim Drogenkonsum kommt es auf die Einnahmeform an. Maier: "Wenn jemand zwei Tage vorher einen Joint geraucht hat, ist dies kein Hinderungsgrund Blut zu spenden." Völlig zugedröhnte Spender sind allerdings nicht erwünscht. Wichtig sei der gute körperliche und geistige Zustand des Spenders. Personen, die Drogen durch Injektion zu sich nehmen, sind in jedem Fall von der Blutspende auszuschliessen. Weitere Ausschlusskriterien sind das Körpergewicht von unter 50 Kilo, zu tiefer Blutdruck oder ein zu geringer Hämoglobinwert. Zusammen mit den Virentests erfahren Spender so einiges über ihren Gesundheitszustand.

Marktwert: 280 Franken

Ramseier hat die Tests überstanden und bekommt jetzt den Arm abgebunden und eine Nadel in die Armbeuge gestochen. Nach einigen Minuten ist sie um knapp einen halben Liter Blut ärmer, dafür umso hungriger auf den Käsekuchen, dessen Duft den Spenderaum durchströmt.

Aus einer Blutspende können im besten Fall mehrere Blutprodukte hergestellt werden, die derzeit zusammen einen Marktwert von 280 Franken haben (Plasma: 150.- und Erythrozyten: 130.-). Geld gibt's fürs Spenden allerdings keines: Aus Sicherheitsgründen. Risikogruppen in finanzieller Notlage sollen nicht zum Spenden animiert werden. Die hohen Kosten entstehen hauptsächlich durch die zahlreichen Tests (AIDS, Syphilis und Hepatitis), die pharmazeutische Bearbeitung und die hohen Sicherheits- und Qualitätsstandards, die für jedes Blutprodukt heute gewährleistet sind.

Westschweizer Blut

Noch muss Zürich jährlich mehrere tausend Blutentnahmen einkaufen, hauptsächlich aus der Zentral- und der Westschweiz. Spendearzt Maier hofft, dass sich Zürich dank neuen Spendern und Reorganisationen bald selbst versorgen kann.

Besonders gesucht sind Spenderinnen und Spender mit der Blutgruppe AB- als Universalspender für Blutplasma, der Blutgruppe Null als Erythrozytenspender, sowie die seltenen Blutgruppen A-negativ und Null-negativ. Da der Bedarf aber in etwa der Verteilung in der Bevölkerung entspricht, sind alle Blutspenden willkommen. Besonders während der Ferienmonate sinkt jeweils die Zahl der Spender und es kommt zu heiklen Versorgungsengpässen.


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"Katastrophal": Das amerikanische Rote Kreuz will alle Personen von der Blutspende ausschliessen, die seit 1980 in Westeuropa gelebt haben.

Blutspenden und Rinderwahnsinn

Bis Ende März dürfen auch England-Aufenthalter noch spenden. Danach wird die BSE-Frage auch in den Zürcher Blutspende-Fragebogen eingebaut, wie schon seit letztem Herbst in Bern, Basel und Luzern.

Ab dem 1. April werden Personen, die sich zwischen 1980 bis 1996 insgesamt länger als sechs Monate in Grossbritannien aufgehalten haben, von der Blutspende ausgeschlossen. Durch diese Vorsichtsmassnahme verliert der Zürcher Blutspendedienst etwa 1% seiner Spenderinnen und Spender.

Damit die Spender das neue Ausschlusskriterium nicht für einen schlechten Aprilscherz halten und um Englandaufenthalter nicht zu verunsichern, informiert der Blutspendedienst demnächst über die Massnahmen im Zusammenhang mit der neuen Variante der Creutzfeldt Jakob-Krankheit (nvCJK, der Rinderwahnsinn beim Menschen).

Blutspendeverbot für Westeuropäer?

Auch die Amerikaner befürchten eine Übertragung von nvCJK durch Blutspenden. Laut der Zeitung "USA Today" will das amerikanische Rote Kreuz alle Personen von der Blutspende ausschliessen, die seit 1980 in Westeuropa gelebt haben.

Spendearzt Maier kommentiert entsetzt: "Das wäre für uns eine Katastrophe!" Amerika sei eine namhafte Institution bei der Definition von Ausschlusskriterien. "Wenn dieses Ausschlusskriterium bei uns kommt, dann könnten wir das Blutspenden aufgeben", stellt Maier düster fest. Aus diesem Grund sei ein solcher Ausschluss der westeuropäischen Spender für die Schweiz nicht durchführbar.

Knochenmark für Leukämieopfer

Der Zürcher Blutspendedienst beteiligt sich auch an der Rekrutierung von Knochenmarkspendern für Leukämie-Patienten. Die Wahrscheinlichkeit einer zufälligen Übereinstimmung ist hier allerdings sehr klein, weshalb Gewebespenden international ausgetauscht werden. In der letzten Zeit haben die Anfragen nach Knochenmarkspenden deutlich zugenommen. "Möglicherweise aufgrund der medizinischen Fortschritte bei der Anwendung der Knochenmarktransplantation", vermutet der Spendearzt Maier.


Spende Blut - Rette Leben!

Die Blutspendeaktion der Zürcher Hochschulen findet diesen Montag bis Freitag, 22.-26. Januar, jeweils 11:00-20:00 (Freitags bis 15:00) im Lichthof der Uni statt. Für Spender gibt's gratis Verpflegung und eine Tombola. Am ruhigsten ist es jeweils ausserhalb der Essenszeiten, nachmittags von 14:00-16:30.

Wer es mittags oder abends weniger hektisch will, der kann zum Aderlass jederzeit auch direkt unterhalb der ETH am Hirschengraben 60 ins Hauptquartier des Blutspendezentrums Zürich. Insbesondere wegen der kürzlich erfolgten Umstellung bei der Produktion von Blutplasma, welche neu eine zweite Blutprobe vier Monate nach der Spende erfordert, sind regelmässige Blutspender besonders erwünscht.



"Injection"-Party der Mediziner

ETH Life-Versuchsspenderin Ramseier hat weder Rinderwahnsinn noch Leukämie und ist trotz einem halben Liter Blutverlust noch frohen Mutes und kerngesund. Nur noch ein roter Punkt in der Armbeuge erinnert sie an die Spende. Ramseier: "Wenn ich jetzt 20 Jahre jünger wäre, würde ich es glatt noch an die "Injection"-Party der Mediziner wagen." (siehe Kasten "Wettbewerb").


Wettbewerb zur Injektions-Party

"Injection" heisst die Abschlussparty zur Blutspendewoche treffend. Als Logo dient eine giftgrüne Spritze. Organisiert wird der Event durch den Fachverein Medizin, der auch an der Blutspendeaktion beteiligt ist. Wer den Blutspende-Artikel aufmerksam gelesen hat, kann sich im zweiten ETH Life-Wettbewerb zwei Tickets fürs Medifest angeln. Die Wettbewerbsfrage befindet sich in der Rubrik "Surprise".




Literaturhinweise:
Homepage der Hochschul-Blutspendeaktion: www.blutspende.unizh.ch
Spiegel online: "Blutspendeverbot für Westeuropäer?": www.spiegel.de/druckversion/0,1588,112714,00.html
USA Today: "More blood donors banned over mad cow scare": http://pqasb.pqarchiver.com/USAToday/main/abstract.html
Homepage des Zürcher Blutspendedienstes: www.zhbsd.ch
Häufig gestellte Fragen zum Blutspenden: www.zhbsd.ch/faq.htm
Medizinischer Fragebogen Zürcher Blutspendedienstes: www.zhbsd.ch/Fragebo.htm
Medifest 2001: "Injection": www.medifest.ch
Wettbewerbsfrage fürs Medifest: www.ethlife.ethz.ch/surprise/show/WettbewerbInjek.html



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