|
Rubrik: Tagesberichte |
English Version Print-Version |
Erstmals koordiniert eine ETH-Forschungsgruppe ein EU-Projekt Von der Zelle zur Fabrik |
Zum ersten Mal koordiniert eine ETH-Forschungsgruppe ein von der Europäischen Union finanziertes Projekt. Zusammen mit Forschern der Universitäten in Stuttgart und Kopenhagen und dem CSIC in Madrid planen die Forscher vom Institut für Verfahrenstechnik das Projekt "EUROBIOSYN". Ziel des Projektes ist es, eine modulare Plattform für die Biosynthese komplexer Moleküle zu erstellen, erklären Projekt-Koordinator Professor Sven Panke und -leiter Dr. Matthias Heinemann. Die Teilnahme an den Forschungsrahmenprogrammen der EU steht Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der Schweiz seit 1992 offen. Seit dem 1. Januar 2004 haben sie neu auch die Möglichkeit, Projekte zu koordinieren, denn die Schweiz ist nun voll an das FP6, das sechste Rahmenprogramm für Forschung und Entwicklung der Europäischen Union (2002-2006) assoziiert. Eine Möglichkeit sind dabei die "Pathfinder"-Projekte, mit denen sich die EU den Forschungsthemen von morgen zuwendet. Einen Pfad aufspüren "Man sucht sich zusammen mit den europäischen Kollegen einen 'Pfad' durch die im Nebel zukünftiger Möglichkeiten nur schemenhaft erkennbaren neuen Wissenschaften und Technologien", philosophiert der Verfahrenstechniker, Professor Sven Panke. Und jetzt könnten auch Schweizer Forschende am Programm voll partizipieren. Die dafür erforderlichen finanziellen Mittel kommen direkt aus Brüssel, nicht mehr wie bisher für die Schweizer Kollegen aus Bern. Und Schweizer Gruppen können eben nun auch die Koordination von Forschungsprojekten übernehmen.
|
Das erste von einer ETH-Forschergruppe koordinierte EU-Projekt nennt sich "EUROBIOSYN", gehört in den Pathfinder "Synthetic Biology" und ist rund um Professor Panke und Dr. Matthias Heinemann vom Bioprozesslabor des Instituts für Verfahrenstechnik der ETH Zürich (1) angesiedelt. Zur ETH-Forschungsgruppe im Rahmen des EU-Projektes gehören zudem die Doktoranden Anne Kümmel und Michael Schümperli. Kombination von Ansätzen Das Bioprozesslabor am Institut für Verfahrenstechnik beschäftigt sich mit der Entwicklung von integrierten Bio-Prozessen. Integriert steht dabei zum einen für die Kombination von verschiedenen Verfahrensoptionen, zum anderen für die Integration verschiedener Disziplinen, zum Beispiel Verfahrenstechnik, Molekularbiologie und Systembiologie - so auch in der synthetischen Biologie. Matthias Heinemann veranschaulicht das an einem einfachen Beispiel: "Nehmen wir einmal an, das Auto wäre eine biologische Zelle. Ein Systembiologe würde dann dieses 'natürliche' Objekt Auto untersuchen und analysieren und dabei entdecken, dass es in dem Auto einen Motor gibt, welcher über ein Getriebe die Räder bewegt. Ein synthetischer Biologe würde nun die Teile mit Molekularbiologie optimieren, standardisieren, mit Kennlinien versehen und dann zu etwas Neuem zusammenbauen, zum Beispiel zu einer Mondrakete. Es geht also darum, biologisches Wissen wirklich verfügbar und einsetzbar zu machen, um neue Anwendungen zu erschliessen. Und genau hier liegt die Stärke von Ingenieurswissenschaften." Das Arrangement Jeder der Partner des Eurobiosyn-Projektes arbeitet nun an einem Teil des Forschungsprojektes. Die Teile werden dann schliesslich in Zürich zu einer zellbasierten "chemischen Fabrik" zusammengebaut. Matthias Heinemann: "Diese Fabrik soll in der Lage sein, aus einfachsten Ausgangsstoffen (Traubenzucker) und auf potentiell grossem Massstab pharmazeutisch wirksame Zuckerstrukturen herzustellen, deren klassisch-chemische Synthese wirtschaftlich wäre. Die Madrilenen helfen uns, das zelluläre Proteom - die Ausstattung unserer Fabrik - so anzupassen, dass wirklich nur unsere Zielmolküle gemacht werden. Die Stuttgarter kümmern sich darum, mit dynamischen Molekülmodellen die Enzyme - die Teile der Fabrik - in ihrem Verhalten aufeinander abzustimmen. Die Kopenhagener helfen uns bei der mathematischen Analyse. Von uns stammt die Idee, und wir bauen die Fabrik dann zusammen." Das bedeute, den ersten Teil, das erste Modul. "In Zukunft wollen wir diesen strikt rationalen Ansatz Stück für Stück, Modul für Modul erweitern", blicken Panke und Heinemann in die Zukunft. |
||||||||||||
Literaturhinweise:
Fussnoten:
Sie können zu diesem Artikel ein Feedback schreiben oder die bisherigen lesen. |