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Rubrik: Tagesberichte
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Publiziert: 05.06.2003 06:00

ETH Zürich mit einem Projekt am Prix du Jeune Entrepreneur
Atmosphäre durchleuchtet

"Satellitengestützte Bestimmung des troposphärischen Wasserdampfgehaltes für die Klimaforschung" war der Titel des Projekts, mit dem ETH-Doktoranden Marc Troller und Alexander Somieski, am Dienstag zum "Prix du Jeune Entrepreneur de la Section Suisse des Conseillers du Commerce Extérieur de la France" in Bern antraten. Weitere Wettbewerbsteilnehmende waren die ETH Lausanne, die Hochschule St. Gallen und die Ecole des Hautes Etudes Commerciales der Uni Lausanne.

Von Regina Schwendener

Ziel des von Frankreich lancierten Wettbewerbs ist die Auszeichnung des besten Schweizer Projektes, das von Studierenden der genannten Hochschulen in Zusammenarbeit mit einer französischen Firma oder Organisation entstanden ist. Bei der Prämierung wurde vor allem auf Innovation, Kreativität und Mut zur Umsetzung neuer Ideen geachtet, wie Christoph Niedermann, Stab Rektor der ETH Zürich und Mitglied der Jury betont.

Das Escompte-Projekt „GPS – H2O“

Die Doktoranden Marc Troller und Alexander Somieski vom Institut für Geodäsie und Photogrammetrie - Projektleiter Professor Hans-Gert Kahle und Dr. Alain Geiger - haben sich bei ihrem Wettbewerbsbeitrag für das französischen Konzept "Escompte" entschieden. Das Konzept dieses Projekts bestehe darin, Emission, Transmission und Luftzusammensetzung in einem regional stark verschmutzten Gebiet zu messen, um Modellansätze zu überprüfen. Die jungen Wissenschaftler beleuchten den Hintergrund dieser Entscheidung: Der menschliche Einfluss auf das globale Klima ist stark gewachsen. Zu den bekannten Auswirkungen zählen zum Beispiel der Treibhauseffekt, die weitere Luftverschmutzung durch Verkehr und Industrie, der saure Regen oder das Ozonloch. Es liege deshalb im allgemeinen Interesse, die Vorgänge in der Atmosphäre zu verstehen und dieses Wissen in geeignete Massnahmen zur Verbesserung der Umweltbedingungen umzusetzen. Hier setze das französische Projekt "Escompte" (Expérience sur Site pour Contraindre les Modèles de Pollution atmosphérique et de Transport d’Emission) an, das von namhaften Unternehmen wie Météo France getragen wird.

Somieski: "Die atmosphärischen Prozesse werden wesentlich durch den Wasserdampf in der Troposphäre (Wetterzone) beeinflusst." Der Wasserdampf stelle eine der zeitlich und räumlich variabelsten Grössen dar und ist massgeblich an thermodynamischen Prozessen beteiligt. "Escompte" umfasst das Teilprojekt "GPS - H2O“, die Bestimmung des Wasserdampfgehaltes unter anderen mit GPS, dem Global Positioning System, einem Mikrowellen-Radiometer, einem Sonnenspektrometer und Radiosonden. "Ein bislang schwieriges Problem ist die Bestimmung der räumlichen Verteilung des Wasserdampfes. Sie soll aus GPS-Messungen mit einem tomographischen Ansatz bestimmt werden“, so Troller.

Das Prinzip der GPS-Tomographie bestehe darin, die räumliche und zeitliche Verteilung des Wasserdampfes an Hand der Laufzeitverzögerung von GPS-Signalen zu bestimmen. gross

GPS-Tomographie weiterentwickeln

Für die Durchführung des Feldexperimentes wurde in einem 20 Kilometer mal 20 Kilometer grossen Gebiet in der Region Marseille ein Netz mit 17 GPS-Empfängern betrieben. Die Auswertung der Daten zeigte eine gute Übereinstimmung der verschiedenen Techniken. Die räumliche und zeitliche Variation des Wasserdampfes konnte erfolgreich mit Hilfe des GPS-Netzes bestimmt werden, freuen sich die beiden Doktoranden und unterstreichen das Wesentliche am Versuch: "Eine gute Qualität der Satellitenmessungen bildet die Grundlage für die Methode der GPS-Tomographie, die damit unserer Meinung nach wesentlich vorangetrieben werden kann.“


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Die Doktoranden Alexander Somieski und Marc Troller, Institut für Geodäsie und Photogrammetrie, und ihre Projektleiter Professor Hans-Gert Kahle und Dr. Alain Geiger (von rechts Ecolevor dem Mikrowellen-Radiometer) haben die ETH Zürich am Wettbewerb "Prix du Jeune Entrepreneur" vertreten. gross

Kostengünstige Umsetzung

Die Verwertung der GPS-Tomographie kann in der Schweiz relativ schnell und kostengünstig umgesetzt werden. Die Forschung auf diesem Gebiet geht weiter, meint Hans-Gert Kahle. Mit der Umsetzung des Projektes werden Informationen zum Wasserdampfgehalt in hoher zeitlicher und räumlicher Auflösung zur Verfügung stehen. Kahle: „Zusätzlich wird die Verfügbarkeit des zukünftigen zivilen Satellitensystems 'Galileo’ der europäischen Raumfahrtbehörde ESA (siehe Kasten) und der Europäischen Union die Anzahl der Messungen pro Zeiteinheit und damit die Genauigkeit der GPS-Tomographie wesentlich erhöhen.“ Das Projekt weise ein grosses Potential auf und leiste einen wichtigen Beitrag zur Umwelt- und Klimaforschung, sind die Wissenschaftler überzeugt. „In der Zukunft könnte durch den Zusammenschluss von GPS-Permanentnetzen ein europaweites Monitoring der Wasserdampfverteilung ermöglicht werden“.

Preisübergabe in Zürich

Christoph Niedermann - Mitglied der etwa 20-köpfigen Grand Jury - schildert seinen Eindruck vom Anlass: "Die Verpackung siegte über den Inhalt. - Grundsätzlich sind sehr gute und sehr unterschiedliche Projekte zu bewerten gewesen. Das ETH-Projekt ging aus einem französisch-schweizerischen Forschungsprojekt hervor und war auf sehr hohem technischen Niveau und zugleich anwendungsnah - das Wetter interessiert jedermann und jedefrau. - Zudem wurde das Projekt anschaulich und gut verständlich präsentiert. Es brachte gegenüber den anderen Wettbewerbsprojekten nur einen Nachteil mit: Es ist noch nicht kommerzreif. Ein verdienter Preis ist den ETH-Vertretern aber sicher."

Als vielversprechend beurteilt Niedermann das Netzwerk, das hinter dem Wettbewerb steht, nämlich die Schweizer Sektion der Aussenhandelsberater Frankreichs. Es bietet Industriekontakte für Semesterarbeiten, Diplomarbeiten oder Dissertationen an. Als "Pilot" habe der Wettbewerb noch einige "Kinderkrankheiten", die künftig vermieden werden sollten, kritisiert Niedermann. Zum Beispiel seien die Prioritäten der Wettbewerbskriterien nicht klar definiert. So konnte im einen oder andern Projekt der verlangte Bezug zu Frankreich nicht klar festgestellt werden, oder man habe unter anderem nicht gewusst, in welcher Sprache die Präsentation verlangt wurde.

Die Schlussveranstaltung mit Preisübergabe zum "Prix du Jeune Entrepreneur de la Section Suisse des Conseillers du Commerce Extérieur de la France" findet am 13. Juni in Anwesenheit des französischen Botschafters im "Baur au Lac" in Zürich statt.


Europa setzt auf "Galileo"

Die europäischen Regierungen haben sich auf die Entwicklung des Satelliten-Navigationssystems "Galileo" geeinigt. "Galileo" stützt sich laut europäischer Weltraumbehörde ESA auf rund 30 Satelliten in drei Erdumlaufbahnen. Die bis ins Jahr 2007 durch die Öffentlichkeit (ESA, EU) zu tragenden Initialkosten für das Projekt belaufen sich auf 1,7 Milliarden Euro. 35 Millionen Franken hoch ist der Beitrag der Schweiz als ESA-Mitglied daran. Mit der Inbetriebnahme könnte "Galileo" dem vom US-Militär entwickelten Global Positioning System (GPS) und seinem russischen Pendant (Glonass) - beide werden vorwiegend militärisch betrieben - Konkurrenz machen. Der geschätzte wirtschaftliche (wie Dienstleistungen, Hardware) und soziale Nutzen (Erhöhung der Verkehrssicherheit, Verminderung von Staus, Optimierung des Rettungswesens) von "Galileo" beläuft sich europaweit für die Zeitspanne von 2002 bis 2020 auf total 74 Milliarden Euro. Dem stehen für die gleiche Zeitspanne geschätzte Kosten von total 6 Milliarden Euro gegenüber. Gleichzeitig rechnet man mit der Schaffung von etwa 140'000 neuen Arbeitsplätzen.






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