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Rubrik: Tagesberichte
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Publiziert: 18.01.2001 06:00

ETH Life-Bericht "Plutonium in der Uran-Munition?" hat Folgen
Medienwirbel ums Plutonium

Die meisten nationalen und viele internationale Medien berichteten gestern auf ihren Titelseiten vom ETH Life-Bericht über mögliche Plutoniumspuren in der Uran-Munition. Unterdessen hat Bundesrat Schmid eine Untersuchung veranlasst. Ein kurzer Medienrückblick.

Von Jakob Lindenmeyer

"Plutonium-Skandal: Bundesrat Schmid will Klarheit" lautete die Hauptschlagzeile der Gratiszeitung 20 Minuten in ihrer gestrigen Online-Ausgabe. Der Verteidigungsminister Bundesrat Samuel Schmid beauftragte gestern das AC-Labor in Spiez, die Uran-Munition aus dem Balkan auf Plutonium-Spuren zu untersuchen. Er nehme den Plutonium-Verdacht ernst, sagte Schmid gestern gegenüber Radio DRS.

"Die Welt genarrt?" titelte gestern das Boulevard-Blatt "Blick" und stellte vergnügt fest, dass der kurze ETH Life-Bericht "via Agenturmeldung innert Stunden zu einer Studie der ETH Zürich über hochgefährliches Plutonium in der Uran-Munition" mutierte.

TV
Die Webzeitung im Fernsehen: Wie man sich eine Redaktion vorstellt: hektische Diskussionen. gross

Weniger vergnügt tönte es in der Neuen Zürcher Zeitung (NZZ). Der Bericht über mögliches Plutonium in der Uran-Munition erinnerte die NZZ "eher an ein Communiqué von Greenpeace als an eine ETH-Medieninformation".

Die Neue Luzerner Zeitung meldete "ETH-Artikel löste Riesenwirbel aus" und sprach darin von einer "Unglücklichen Vermischung von Fakten". Die Berner Zeitung titelte: "ETH schockt mit Plutonium-Warnung". Die Aargauer Zeitung schrieb "Ein Mitarbeiter der ETH Zürich hat die internationale Debatte über die Uran-Munition zusätzlich angeheizt." Der Tages-Anzeiger berichtete unter "Sorgen um Uran-Munition": "Die ETH lässt Alarmierendes verlauten". Die Gratiszeitung Metropol schrieb über "Plutonium im Kosovo". Die Südostschweiz schliesslich titelte "Das Thema Uran-Munition bleibt nicht länger nur die Angelegenheit der Armeeführung" und sprach fälschlicherweise von einer "ETH-Untersuchung".

In der Basler-Zeitung (BaZ) tauchte die über eine Agenturmeldung in den ETH-Life-Bericht hinein interpretierte "ETH-Studie" gleich in der Mehrzahl auf. Unter "Spekulationen um Plutonium-Spuren" berichtete die BaZ: "Von ETH-Studien, nach denen das Plutonium in der Nato-Munition viel gefährlicher sein soll als das abgereicherte Uran, hat die Sicherheitspolitische Kommission des Nationalrates (SIK) keine Kenntnis."


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TV
Die Webzeitung im Fernsehen: Reporter des Schweizer Fernsehens SFDRS besuchten gestern die ETH Life-Redaktion für Interviews. Später wurden die Bilder auch in der deutschen ARD-Tagesschau ausgestrahlt. gross

Die Redaktion von ETH Life möchte darum hier nochmals klarstellen: Der auslösende ETH Life-Bericht "Plutonium in der Uran-Munition?" beruht auf journalistischen Recherchen und nicht auf einer wissenschaftlichen Studie der ETH. Der Inhalt des Berichtes ist aber sachlich unbestritten und die Redaktion steht nach wie vor zu den Aussagen im Bericht.

Der Hinweis auf den Originalbericht war gestern denn auch die häufigste Auskunft der ETH Life-Redaktion an Medienanfragen aus dem In- und Ausland. "Unsere Hauptarbeit bestand darin, den Journalisten die Zusammenhänge zwischen Uran und möglichen Plutoniumspuren zu erklären und die Telefonnummern der Experten weiterzugeben", kommentiert erschöpft der ETH Life-Redaktor Richard Brogle nach Telefonanfragen in verschiedensten Sprachen.

TV
Redaktionelles Arbeiten war aufgrund der zahlreichen Medienanfragen und Fernsehtermine kaum mehr möglich. gross

In der ARD-Tagesschau schliesslich mutierte der ETH Life-Bericht gar zu einem UNO-Auftrag. Der Generaloberstaabsarzt habe in Deutschland seine Minister folgendermassen informiert: "Die Technische Hochschule in Zürich hat im UNO-Auftrag ermittelt."

Die Redaktion von ETH Life muss hier dementieren. ETH Life hatte zur Erstellung des Berichts "Plutonium in der Uran-Munition?" keinen Auftrag der UNO und hat dies auch nie geschrieben oder gesagt.

Nach der BSE-Hysterie über die "Gefahr im Menschen" im Dezember, wurden mit dem "Plutonium-Verdacht" ETH Life-Berichte nun zum zweiten Mal von den nationalen Medien aufgenommen.

Was kommt als Nächstes? Wir bleiben dran.


Literaturhinweise:
Der ETH Life-Bericht, der alles auslöste: Plutonium in der Uran-Munition?
Neue Luzerner Zeitung: "ETH-Artikel löste Riesenwirbel aus": www.neue-lz.ch/nachrichten/artikel.jsp?ref=4709812765
Ein Rückblick: ETH Life im Zentrum der Aufmerksamkeit
SFDRS: ETH sorgt für Verwirrung: http://apps.sri.ch/news/News_element.html?news_element_id=546611
ARD: Uran-Debatte: www.tagesschau.de/archiv/2001/01/17/sendung/tt-2230/videos/scharping.ram
20 Minuten: "Plutonium-Skandal: Bundesrat Schmid will Klarheit": www.20min.ch/news/schweiz/story/9275729
Blick: "Die Welt genarrt?": www.blick.ch/blick/bl_archiv/2001/2001_01_17/bl_seiten/aktuell/main_ak03.htm
NZZ: Neuer Wirbel an der "Uran-Front": www.nzz.ch/2001/01/17/il/page-article7475W.html#nzzo-2001.01.17-il-article7484X
Die Südostschweiz: "Das Thema Uran-Munition bleibt nicht länger nur die Angelegenheit der Armeeführung": http://www.diesuedostschweiz.ch/aktuell/detail.cfm?id=90725&ressort=03%5F
Aargauer Zeitung: "ETH heizt Debatte an": www.aargauerzeitung.ch/pages/index.cfm?dom=3&frub=true
Metropol: "Plutonium im Kosovo": http://ch.clubmetro.com/site/news/paper/article.phtml?art_id=244801&art_cat=fro&art_issue=20010117
Tages-Anzeiger: "Sorgen um Uran-Munition": http://tages-anzeiger.ch/ta/taZeitungRubrikArtikel?ArtId=63080
Basler Zeitung: "Spekulationen um Plutonium-Spuren": www.baz.ch/inland/welcome_main.html#140173



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