ETH Life - wissen was laeuft

Die tägliche Web-Zeitung der ETH Zürich - in English

ETH Life - wissen was laeuft ETH Life - wissen was laeuft
ETH Life - wissen was laeuft
Home

ETH - Eidgenoessische Technische Hochschule Zuerich - Swiss Federal Institute of Technology Zurich
Rubrik: Tagesberichte
Print-Version Drucken
Publiziert: 02.09.2002 04:59

Die ETH an der langen Nacht der Zürcher Museen
Gute Nacht ETH

"Die lange Nacht der Zürcher Museen" heisst der Anlass. Doch das Institut für Geschichte und Theorie der Architektur, die graphische Sammlung und die Geologisch-Mineralogische Sammlung der ETH konnten mit ihrem gut besuchten Angebot, das von Kisten-Kunst bis zur unsicheren Lage der Schweiz reichte, problemlos die Zeit ohne Längen bis zum Morgen füllen.

Von Christoph Meier

39 Museen lockten in der Nacht von Samstag auf Sonntag in die Zürcher Museen. Darunter befanden sich drei ETH-Angebote, die einen auf Vollständigkeit erpichten Besuchenden bereits vor die Qual der Wahl stellten. Wer unter solchen Qualen litt, der fand aber in der graphischen Sammlung eine gute Beschäftigungstherapie. Aus ausgedienten Plakaten konnten sich die Besuchenden selber eine Kiste basteln. Es stellte sich schnell heraus, dass Jung und Alt am Falten Gefallen fanden. Die drei bereit gestellten Tische genügten nicht mehr, so dass die Kistenherstellenden ihre Arbeit auf die Glasvitrinen verlegten. "Jetzt habe ich bereits mein erstes Weihnachtsgeschenk", zeigte sich eine Besucherin erfreut.

Götter und Eier

Auch im Ausstellungsraum der graphischen Sammlung herrschte eine spielerische Atmosphäre. Tom Wasmuth gelingt es mit seiner Ausstellung "Worlds in a Box" bestens, Witz und Kunst zu verbinden. Auf einer Wand finden sich zum Beispiel blumenartige Bilder, die von geometrischen Formen ausgehen. Anhand von kleinen Änderungen, die einen kindlichen Tierkopf in einzelnen dieser Werke erscheinen lassen, blitzt der Schalk des Künstlers auf. Paul Tanner von der graphischen Sammlung erläuterte Interessierten auch, wo man Bezüge von Wasmuth zur Fluxus-Bewegung sehen kann. Er illustrierte das anhand eines Koffers von Dieter Roth, der verschiedene Stempel enthielt. Gibt man den Stempelabdrücken je nach Ausrichtung der Motive eine Wortbedeutung entstehen ganze Sätze wie zum Beispiel "Zwei Götter wiegen so viel wie ein Ei."

Schachtelfalten kam beim Publikum gut an, auch wenn es einiges an Konzentration verlangte. gross

Die Schweiz, ein unsicherer Ort

Dass aber auch naturwissenschaftliche Ausstellungen zu faszinieren vermögen, demonstrierte die Ausstellung der Geologisch-Mineralogischen Sammlung der ETH zum Thema Erdbeben. Anhand von Vorträgen, Postern, Videos und Computern erfuhren die Besuchenden mehr zum "erschütternden" Thema. Dass die Schweiz nicht der ruhigste Ort ist, wurde manchem vielleicht erst in dieser Nacht so richtig bewusst. So weist die Einsicht, dass "beim Umblättern von Schweizer Geschichtsbüchern das Papier nicht nur Rascheln, sondern auch leicht zittern müsste", darauf hin, dass es das Risiko für Erdbeben auch hierzulande nicht zu unterschätzen gilt.


weitermehr

Mit einem vielfältigen Filmprogramm lockte das gta Besuchende in die Haupthalle der ETH. gross

Neben möglichen mentalen Erschütterungen gab es aber auch reale. Viele konnten der Versuchung nicht widerstehen zu schauen, wie der im Raum vorhandene Seismograph auf ihre Bewegungen reagieren würde. Gezielt eine messbare Wirkung hervorzubringen, erhöhte diesen Abend nicht nur bei professionellen Naturwissenschaftlern sprunghaft das Interesse.

Überzeugend cool

Ruhiger gestaltete sich da der Auftritt des Instituts für Geschichte und Theorie der Architektur in der ETH-Haupthalle unter dem Titel "Unterwegs in der Stadt". Das vorherrschende blaue Licht sowie die gesamte Inszenierung wirkten sehr gepflegt und kühl. Standen schon die aufgestellten Baugerüste für Veränderung, wurde dieses Thema nochmals mit den Videos innerhalb der Gerüste und den Filmprojektionen auf die die Gerüste überziehenden Netze anregend aufgegriffen. Spannend in den Videos war unter anderem der vielfältige Blick auf Zürich. Da störte es auch nicht, dass einzelne Filme wie "Gerüche des Wartens" nur am Rande mit dem eigentlichen Thema der Ausstellung in Verbindung gebracht werden konnten. Nahe am Thema war aber das Filmprogramm auf der Grossleinwand, das sich von einem Werk aus den sechziger Jahren bis zu "Lola rennt" erstreckte. Mit dem nahenden Morgen wird vielleicht der eine oder andere Besuchende froh gewesen sein, dass sich auch im Film die Tendenz zur Beschleunigung durchgesetzt hat.

Tom Wasmuth live

Ein spezielles Erlebnis der Museumsnacht an der ETH bot um 23.00 Uhr die graphische Sammlung. Der Kisten-Künstler Tom Wasmuth, alias Tom Bodean, begeisterte um diese Zeit live als Bluesgitarrist. Der feine Blues schien den Nerv der Museumsgänger getroffen zu haben, so dass der Ausstellungssaal der grafischen Sammlung den Besucherandrang kaum bewältigen konnte. Der Erfolg schien auch die Verantwortlichen zu überraschen. Doch wenn es ihnen und den anderen ETH-Veranstaltern gelingt, auch nächstes Jahr ein vergleichbares Programm zu bieten, wird es zu einer weiteren guten Nacht an der ETH kommen.




Sie können zu diesem Artikel ein Feedback schreiben oder die bisherigen lesen.




!!! Dieses Dokument stammt aus dem ETH Web-Archiv und wird nicht mehr gepflegt !!!
!!! This document is stored in the ETH Web archive and is no longer maintained !!!