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Rubrik: Tagesberichte
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Publiziert: 05.11.2001 06:00

Tage der offenen Tür in den Chemie-Neubauten auf dem Hönggerberg
Tanz der Moleküle auf dem Olymp

Sie kamen zu Tausenden auf den Hönggerberg und strömten am Samstag und Sonntag, 3. und 4. November, fragend, experimentierend und suchend durch die Räume der Chemie-Neubauten, des HCI. Auf allen Stockwerken konkurrenzierten sich interessante und populär inszenierte Angebote, mit denen die Chemikerinnen und Chemiker ihre Gäste in die faszinierende Welt der Moleküle entführten.

Von Regina Schwendener

"Im Herbst des Jahres 1886 wurde dem Departement Chemie der ETH Zürich an der Universitätsstrasse 6 ein Neubau für die Chemischen Laboratorien zur Verfügung gestellt. Nach über 100 Jahren Lehre und Forschung an diesem Ort, sind wir im Sommer umgezogen und haben uns auf dem Campus Hönggerberg in einem neuen, hochmodernen Gebäude eingerichtet", so der Vorsteher des Departements Chemie, Professor Wilfred van Gunsteren, in seiner Grussadresse an die Gäste. Tausende folgten der Einladung zu den Tagen der offenen Tür am Samstag und Sonntag auf den Hönggerberg. Alt und Jung erlebte den "Wissenschaftstempel" auf eine eindrückliche und populäre Weise. Besucherinnen und Besucher folgten den für sie ausgelegten bunt markierten Pfaden zu Vorträgen, Infowänden, Demonstrationen und Experimenten zum Selbstmachen.

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Erste Informationen erhielten die vielen Gäste grad im Auditorien-Eingang zum HCI. gross

In eine andere Welt entführt

Unter dem Motto "Moleküle verstehen und neue schaffen" erfuhren die Gäste von Vorträgen in den Hörsälen zum Beispiel, wie die Natur das Hochleistungsmaterial Spinnenseide konstruiert hat und wie Spurenelemente in Diamanten bestimmt werden, ohne diese zu beschädigen. Oder ihnen wird in weiteren Themenschwerpunkten gezeigt, wie für Reinigungsprozesse im Umweltschutz beispielsweise eine katalytische Autoabgasreinigung technisch realisiert wird, wie computerunterstützte Chemie mit Strukturentwürfen dazu beiträgt, den Grundstein zu wirkungsvollen Medikamenten zu legen. Zum Abschluss der Vorträge konnten Fragen gestellt werden, die von den Dozierenden gern beantwortet wurden. Und auf den Rundgängen informierten die einzelnen Chemie-Bereiche über ihre Aufgaben in Lehre und Projekte in der Forschung.

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Nach den Vorträgen diskutierten die Dozierenden mit dem Publikum in den Hörsälen. gross

Freude am Experimentieren

Die jüngsten Gäste wurden während der Tage der offenen Tür im Kinderhort betreut, während sich die älteren mit einem ungeheuren Wissensdurst und unverhohlener Experimentierfreude in unbekannte Gebiete vorwagten. Die Kinder und Jugendlichen füllten in den Experimentierwerkstätten zum Beispiel etwas Trockeneis in Ballons und beobachteten fasziniert, wie die farbige Pracht kleiner und kleiner wurde - nicht immer zur Freude, aber zum Erstaunen der Kleinsten.

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Ein Experiment, das Kinder und Erwachsene gleichermassen faszinierte: Flüssiger Stickstoff lässt die Ballons schrumpfen. gross


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"Bringen Sie ein Stück Schokolade vollständig zum Verschwinden!" wird bei einem der vielen weiteren Experimente gefordert. Die Gäste wurden gebeten, das Wachsen eines Schaumstoffpilzes zu beobachten, einen Bananen-, Nelken- oder Ananas-Duftstoff zusammenzumixen oder aus Wasser explosive Seifenblasen herzustellen und vieles mehr.

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Gespannt beobachten alle die Reaktion der Flüssigkeit im Glas, welche schäumend die Farbe von Rot auf Gelb wechselte. gross

Moleküle verstehen

Wieder an einem anderen Ort wird man aufgefordert, mit Ammoniakgas einen Springbrunnen entstehen zu lassen. Hier wird der Versuchsablauf zum Beispiel folgendermassen erklärt: Ammoniak ist ein bei Raumtemperatur gasförmiger Stoff, der sich ausserordentlich gut in Wasser löst. In der Versuchsanordnung enthält ein Becherglas Wasser, das mit wenigen Tropfen Salzsäure angesäuert wurde, was die Zuschauenden an der Farbe erkannten. Der mit einer wässrigen Ammoniaklösung gefüllte Rundkolben ist über ein Rohr mit dem Wasserreservoir verbunden. Durch Abkühlen des zuvor verdampften Ammoniakgases gelangen erste Tropfen Wasser in den Rundkolben und beginnen Ammoniak zu binden. Dadurch entsteht ein Unterdruck, der mehr Wasser nach oben zieht. So kann sich der gesamte Ammoniak autokatalytisch im Wasser lösen. Die wässrige Ammoniaklösung ist basisch und somit ändert sich die Farbe des Indikators.

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An einem anderen Ort konnte man beobachten, wie ein Ammoniak-Springbrunnen entsteht - ein Experiment, das eher die älteren Semester in seinen Bann zog.

Rundgänge, Wettbewerb und Unterhaltung

Alles in allem herrschte überall eine angeregte Stimmung: In den verschiedenen "Fingern" der Chemie-Neubauten zirkulierten die Besucherinnen und Besucher, informierten sich auf den Rundgängen über die unterschiedlichsten Themen aus Forschung und Lehre, und in der Bibliothek rauchten die Köpfe, um die Aufgaben eines Wettbwerbs zu lösen. Während Lehrerinnen und Lehrer mit gezücktem Schreibwerkzeug die Experimente beobachteten, um für sich selbst Anregungen mit in die heimischen Schulstuben zu nehmen, deckten sich die übrigen Gäste mit Informationsmaterial ein, statteten einem der Stände der Chemie-Firmen wie Ciba oder Novartis einen Besuch ab, wandelten über den Campus oder begaben sich in die Verpflegungstempel des Auditoriengebäudes, um sich - unterhalten von den rassigen Klängen der ETH Big Band - zu stärken.

Zieht man nach den Tagen der offenen Tür Bilanz, steht - abgesehen von einigen "kleinen Mängeln" - eindeutig das Positive im Vordergrund. Der Anlass war gut und durchdacht organisiert, was man allein schon an der Einrichtung eines Kinderhorts erkennen konnte. Die Gäste im "Olymp" erlebten Wissenschaft zum Anfassen, haben aus den Erfahrungen von "Science et Cité" gelernt und es noch besser verstanden, auf die Öffentlichkeit zuzugehen. Sie wurde herzlich und mit offenen Armen empfangen. Diesen positiven Eindruck haben sie - so hörte man hie und da in den Bussen und im Tram - mit nach Hause genommen.




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