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Rubrik: Tagesberichte |
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Ausstellungseröffnung von “Power of the Brain” im Rahmen der BrainFair 2005. Die Kraft des Gehirns |
Gestern Nachmittag wurde im ehemaligen Elektrizitäts-Unterwerk Selnau die Ausstellung “Power of the Brain – Was leistet unser Gehirn” eröffnet. (1) Damit wollen die Ausstellungsmacher von Uni und ETH das menschliche Gehirn nicht nur verständlich, sondern auch erlebbar machen. Die Ausstellung ist der Auftakt zum Festival „Science et Cité + BrainFair 2005“ (2) mit dem diesjährigen Motto „Gewissen + Bewusstsein“ (siehe Kasten unten links). Die grosse Halle des EWZ-Unterwerks Selnau ist nur spärlich beleuchtet durch zehn auf dem Boden liegende horizontale Video-Projektionen von zwei auf zwei Meter. Sie bilden den Kern der gestern eröffneten Ausstellung „Power of the Brain“ und führen mit Experimenten und Text-Projektionen durch die verschiedenen Kognitionsstufen des menschlichen Gehirns. Gleich beim Eingang empfängt den Besucher ein drucksensitives Silikon-Gehirn in einem Plexiglaskasten. Entwickelt wurde der Prototyp von Professor Robert Riener vom ETH-Institut für Automatik und dem Paraplegiker-Zentrum der Uniklinik Balgrist. Begreifen durch Greifen „Durch leichten Druck liefert die Video-Projektion den in Druckrichtung gelegten tomographischen Hirnschnitt oder Informationen zum berührten Gehirnbereich“, erklärt Riener. Den Prototyp des Projekts „BrainTrain“ (3) entwickelte seine Forschungsgruppe nicht primär für die Ausstellung, sondern für die Ausbildung von Medizinstudierenden und jungen Ärzten. Später soll das System ausgebaut werden für den einfacheren Zugriff auf Magnetresonanz-Bilder in der klinischen Diagnose oder bei der Operationsplanung. Auch sollen nach dem Gehirn noch Prototypen beliebiger weiterer Körperteile entwickelt werden, wie etwa Herz-Demonstrationen oder Anwendungen in der Akupunktur.
Vorerst sollen nun aber die Ausstellungsbesucher selbständig durch Rieners Gehirn navigieren können. Mit seinem Ausstellungsbeitrag möchte er die Bevölkerung informieren, wie ihre Steuergelder in der Forschung eingesetzt werden. „Natürlich hoffen wir auch, die Besucher für die Wissenschaft begeistern zu können und so beispielsweise Schüler für ein Studium zu motivieren“, ergänzt Riener.
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Rätselhafte Täuschungen In der zweiten Reihe finden sich auf den Projektionsflächen optische Täuschungen und falsche Interpretationen vom Institut für Neuroinformatik von Uni und ETH. Ergänzt werden sie durch Präsentationen des Technoramas Winterthur an den Seitenwänden. Bei vielen dieser Wahrnehmungs-Täuschungen sind die kognitiven Ursachen des Täuschungs-Effekts noch nicht aufgeklärt. So etwa bei der Escher-Täuschung oder den oben abgebildeten „Verzerrten Kreisen“. Man nimmt jedoch an, dass die Täuschung schon in einem frühen Stadium der visuellen Verarbeitung auftritt.
Die weiteren Projektionen zeigen Robotersimulationen, Gesichtserkennungen und weitere Anwendungen der Intelligenz- und Hirnforschung. Die grösste Attraktion für Kinder ist klar der unter grossem Lärm auf einem Laufband rennende Roboterhund. Den hinteren Teil der Halle füllen Kunstinstallationen der F+F-Schule für Kunst und Mediendesign. Zudem werden die 10 Projektionsflächen durch die Hochschule für Musik und Theater täglich mit kurzen Theaterstücken zum Thema Gefühle bespielt. Die künstlerische Seite seiner Forschung ist auch ETH-Professor Riener wichtig, denn sie eröffne neben dem wissenschaftlichen Blick auf das Gehirn neue, überraschende Perspektiven. So komplex wie das Universum Zum Abschluss der Ausstellungseröffnung betonte BrainFair-Leiter Wolfgang Knecht vom Zentrum für Neurowissenschaften (ZNZ) von Uni und ETH in seiner Rede den momentanen Boom in den Hirnwissenschaften. Dieser basiere primär auf neuen Methoden wie der Magnetresonanz-Tomographie (MRI) oder Anwendungen der Molekularbiologie. Das grosse Interesse am Gehirn führt er auf Krankheiten wie Alzheimer, Parkinson oder Multiple Sklerose zurück, deren Ursachen immer noch weitgehend unbekannt sind, obwohl allein in der Schweiz rund 220'000 Patienten davon betroffen sind. Die Ausstellung zeige nur einen kleinen Aspekt der enormen Komplexität des menschlichen Gehirns, denn: „Das Gehirn ist neben dem Universum das komplexeste System, das wir kennen!“, so Knecht. Letzteres umfasse 100 Milliarden Galaxien, ersteres ebenso viele Nervenzellen.
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Literaturhinweise:
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