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Rubrik: Tagesberichte
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Publiziert: 01.06.2005 06:00

ETH-Studierende entwickeln für Nestlé
Internationale Verpackung

Nestlé sucht nach einer neuen Verpackung für ungezuckerte Kondensmilch. Diese Chance nutzen Studierende, um in einer neuen Form internationaler Zusammenarbeit verschiedene Verpackungsmöglichkeiten zu entwickeln.

Von Claudia Naegeli

„innoVenture steht für Innovation und Adventure“, erklärt Wilfried Elspass vom Institut für Mechanische Systeme und Projektleiter von „CanPlus“ (1). „innoVenture“ ist ein ETH-Projekt, das den Studierenden ein möglichst praxisnahes Arbeiten erlauben soll. In enger Zusammenarbeit mit der Fachhochschule Aarau (Windisch) werde mit Hilfe der Lernplattform POLE „Project Oriented Learning Environment“ dieses multi-disziplinäre Projekt durchgeführt. Wie der Name sagt, möchte man damit den Studierenden die Möglichkeit bieten, in einem möglichst realistischen Rahmen an einem spezifischen Projekt zu arbeiten. Die Lernplattform POLE wurde von zwei Professoren der Fachhochschule Aargau im Jahr 2000 ins Leben gerufen. „Wir greifen aktuelle Themen aus der Industrie auf und versuchen, die Studierenden unter den gleichen Bedingungen wie im industriellen Umfeld arbeiten zu lassen“, führt Wilfried Elspass, Leiter von „innoVenture“ aus.

Vor diesem Hintergrund kam es gelegen, dass die Firma Nestlé auf der Suche nach einer neuen Verpackungsmöglichkeit für Kondensmilch war. „Nestlé als Auftraggeber hat die Aufgabe in einem weiten Rahmen gestellt“, so Wilfried Elspass. Der Nahrungsmittelkonzern hoffe nicht auf die Lösung kurzfristiger Probleme, sondern vielmehr auf unkonventionelle Denkanstösse. Die Firma sei sich durchaus bewusst, dass sie es mit „Angestellten“ ohne Praxiserfahrung zu tun habe. „Das tatsächliche Endprodukt ist für Nestlé zweitrangig.“ Vielmehr interessiere sich die Unternehmung für den Arbeitsprozess und die Beantwortung der Frage, wie man es schaffe, innerhalb kurzer Zeit ein Produkt in multidisziplinären und multikulturellen Teams zu entwickeln. Gleichzeitig fördere Nestlé diese innovative Lernform fachlich und finanziell.

Multitkulturelles Arbeiten in verteilten Teams

Die Zusammensetzung der Teams aus verschiedenen Disziplinen wie Marketing, Materialwissenschaft oder Industriedesign ist laut Wilfried Elspass typisch für heutige Produktentwicklungsprozesse. Hinzu kommt der länderübergreifende Aspekt von „CanPlus“, der die eigentliche Besonderheit des Projekts ausmacht. Neben Studierenden der ETH Zürich und der Fachhochschule Aarau arbeiten Lernende der dänischen Aalborg University, der finnischen Helsinki University of Technology, der Stanford University in den USA sowie der Fachhochschule Wädenswil gemeinsam an der Entwicklung der neuen Kondensmilch-Verpackung.

Hier treffen einerseits verschiedene Ausbildungs- und Kulturhintergründe aufeinander, und andererseits stellt die Verteilung der Teammitglieder auf verschiedene Länder auch besondere technische Herausforderungen an das Projekt. Hier konnte das Programm „ETH World“ grosse Unterstützungsarbeit für „CanPlus“ leisten(2). „Wir sind direkte Nutzniesser der von ‚ETH World’ geschaffenen Infrastruktur. Insbesondere die Komponenten für Videokonferenzen, Online-Datenbanken der ETH Bibliothek sowie die digitale Bibliothek des Zentrums für Produkt-Entwicklung erleichtern die Projektarbeit ungemein“, erklärt Wilfried Elspass (3).


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Kick-off-Woche zu "CanPlus": Studierende schnuppern Praxisluft in einem Produktionsbetrieb. (Bild: Wilfried Elspass) gross

Die Zusammenarbeit der Teams erfolgt allerdings nicht ausschliesslich über technische Mittel. Bereits Anfang Jahr fand eine Kick-off-Woche statt, zu welcher sich alle Studierenden in der Schweiz trafen. In dieser Woche wurden die verschiedenen Teams unter Berücksichtigung von charakterlichen, kulturellen und schulischen Eigenschaften gebildet. Anschliessend erfolgte ein ausführliches Briefing seitens der Firma Nestlé.

Unterschiedliche Standpunkte

Der ETH-Student Stefan Mattenberger findet die Zusammenarbeit mit den Studierenden aus dem Ausland sehr bereichernd. „Die ausländischen Teammitglieder betrachten viele Dinge von einem anderen Ansatz her – beispielsweise gewisse Elemente der Produktinnovation“, sagt er. Auch von der Arbeit in den interdisziplinären Teams könne er viel profitieren, meint der Student am Department für Maschinenbau und Verfahrenstechnik. „Aufgrund ihrer Ausbildungen haben viele Teilnehmer unterschiedliche Standpunkte und erachten ganz verschiedene Aspekte als besonders wichtig. Das kann schon mal zu Reibereien führen“, gesteht der 25-Jährige.

Weitere Herausforderungen sieht Stefan Mattenberger im Umgang mit den technischen Kommunikationsmitteln sowie in der weit gefassten Aufgabenstellung. Doch genau in diesen Schwierigkeiten liege auch die Chance, etwas zu lernen und das Wissen aus der bisherigen ETH-Ausbildung zu erweitern. Insbesondere aus den Auseinandersetzungen im Team habe er schon viele lehrreiche Schlüsse gezogen. „Zudem haben wir die Herausforderung für das Team, eine gewisse Disziplin sowie ein Verantwortungsgefühl gegenüber der gesamten Gruppe zu entwickeln, gut gemeistert“, sagt er.

Die Resultate des aussergewöhnlichen Gruppenprozesses werden sich am 23. und am 24. Juni zeigen. Dann präsentieren die die einzelnen „CanPlus“-Teams ihre Arbeiten den Verantwortlichen von Nestlé, zu denen auch Mitglieder der Geschäftsleitung zählen. „Wir sind sehr gespannt auf die Ergebnisse, und freuen uns darauf, wieder alle Teilnehmenden in der Schweiz treffen zu können“, meint Wilfried Elspass. Anschliessend werde das gesamte Projekt beispielsweise mittels Interviews der Teilnehmenden ausgewertet. Ziel eines jeden Projektes sei es, aufgrund der gemachten Erfahrungen „innoVenture“ stetig zu verbessern. Bis dahin hofft der Projektleiter auf weitere spannende fach- oder kulturbedingte Auseinandersetzungen, die zu interessanten Ideen führen.


Fussnoten:
(1) Zur Website des Instituts für Mechanische Systeme: www.mavt.ethz.ch
(2) Mehr Informationen über "ETH World" finden Sie unter: www.ethworld.ethz.ch
(3) Zur Website des Zentrums für Produkt-Entwicklung: www.ek.ethz.ch



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