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Rubrik: Tagesberichte
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Publiziert: 31.01.2005 06:00

Podiumsdiskussion von „ETH unterwegs“
Diffuse Schnittstelle

Der Übergang von den Mittelschulen an die Hochschulen war das Thema an einer Podiumsdiskussion letzten Donnertag an der Kantonsschule Chur. Dem neuen Maturitätsanerkennungsregelement ordnen die Teilnehmenden sowohl positive als auch negative Effekte zu. Die Veranstaltung bildete den Abschluss des dreitägigen ETH-Besuchs im Rahmen des Jubiläumsprojektes „ETH unterwegs“.

Von Christoph Meier

Schnittstelle – das Wort besagt es: Hier erfolgt ein Schnitt. Das wirft Fragen auf, wie einschneidend und klar die Zäsur ist, und wer möglicherweise dabei bluten muss. Ist es im Falle des Überganges von der Mittelschule an die Hochschule eine der beiden Ausbildungsstätten oder sind es die Studienanfänger? Solchen Fragen widmete sich die Podiumsdiskussion „Schnittstelle Mittelschule-ETH“, die letzten Donnerstag als Abschlussveranstaltung des Besuches von „ETH unterwegs“ in Chur vor gut 50 Personen stattfand (1)(2).

Das neue Maturitätsanerkennungsregelement, das vor zehn Jahren in der Schweiz eingeführt worden war, sei eine Revolution gewesen, befand der Hausherr Hans Peter Märchy, Rektor der Kantonsschule Chur. Zudem sei der Prozess unkoordiniert verlaufen, so dass die Abstimmung mit den Hochschulen gelitten habe. Märchy glaubt, dass dadurch die Situation für die ETH als möglicher Abnehmerin schwieriger geworden ist. Eine Schwierigkeit für die Hochschulen orteten verschiedene Podiumsteilnehmer in der grösseren Heterogenität der Maturanden in Bezug auf ihr Wissen, das sie am Ende der Mittelschule in den verschiedenen Fächern mitnehmen. Ein Grund dafür liegt darin, dass die Mittelschüler selber Schwerpunktfächer bestimmen können.

Was muss ein Maturand wissen?

Das Modell mit den Schwerpunktfächern ist für die Hochschulen ambivalent. Wählt jemand beispielsweise Naturwissenschaften als Schwerpunkt, ist er gemäss dem Churer Prorektor Otmaro Lardi besser vorbereitet als früher. Positiv sei auch, so Märchy, dass anhand der Maturaarbeit die Schüler ihre Arbeitstechnik verbesserten. Dazu bemerkte ETH-Professor Antonio Togni, dass diese Fähigkeit zentral sei. Doch müsse die Mittelschule auch ein Grundwissen vermitteln, das nicht unbedingt breit, dafür aber solide sein müsse.

Doch aus was sollte das Grundwissen bestehen? Die Podiumsteilnehmer stellten fest, dass Standards dazu fehlen. Dieses Manko muss aus Sicht von Märchy behoben werden, und das mit verbindlichen Entscheiden.


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"Intelligenz ist entscheidend", meint ETH-Professor Antonio Togni (rechts), daneben der Rektor der Kantonsschule Chur, Hans Peter Märchy. gross

Falls Standards aufgestellt würden, müssten diese in einem Prozess zwischen den Mittel- und Hochschulen festgelegt werden, warf Martin Michel vom Amt für Tertiärbildung des Kantons Graubünden ein. Es sei sicher nicht Sache der Ämter, dies zu tun. Für ihn ist wichtig, dass die verschiedenen Stufen sich gegenseitig besser informieren.

Erfolgreiche „Griechen“

Allgemein erkannten die Podiumsteilnehmer, dass es an der Schnittstelle Mittelschule-Hochschule immer mehr Berührungspunkte – der ETH-Besuch in Chur wurde als Beispiel angeführt – gibt, doch das Patentrezept für einen reibungslosen Übergang fehlt. Ob die Maturanden den Anforderungen einer Hochschule immer weniger genügen, blieb auch offen. Antonio Togni erzählte, dass bei einer Auswertung von Basisprüfungen in Chemie jene Studierenden am besten abgeschnitten haben, die an der Mittelschule Griechisch gewählt hatten. Dem „Griechisch“-Prinzip misstraute die Chemielehrerin Dorothea Degunda. Denn das gelte nur für die Besten, doch bereits die guten Schüler bräuchten mehr Unterstützung für eine sinnvolle Studienwahl.

Bei allen Überlegungen zu strukturellen Verbesserungen floss in der Diskussionsrunde immer wieder ein, dass die Bereitschaft zu Anstrengungen seitens der Maturanden eine wichtige Grösse ist, um im Studium zu reüssieren. Doch das allein genügt nicht, denn gemäss Antonio Togni gibt es zwei andere Hauptfaktoren: Intelligenz und "self efficacy", was der ETH-Professor mit Selbstwirksamkeits-Wahrnehmung umschrieb. Überzeugten diese Ansichten die Maturanden? Die Frage blieb unbeantwortet, denn nachdem den direkt Betroffenen der unklaren Schnittstelle Mitttelschule-Hochschule, also Maturanden oder Studierenden, kein Platz auf dem Podium eingeräumt worden war, meldeten sie sich auch nicht aus dem Publikum.


Fussnoten:
(1) ETH unterwegs: www.150jahre.ethz.ch/program/ethunterwegs
(2) "ETH Life"-Bericht "Gloria für die ETH" zum Beginn des ETH-Besuches in Chur : www.ethlife.ethz.ch/articles/news/gloria.html



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