|
Rubrik: Tagesberichte |
Print-Version
|
ETH-Angehörige proben für die Aufführungen von "Welcome Tomorrow" ETH nach Noten |
Ein kalter Winterabend. Gänge und Räume in den Gemäuern des ETH-Hauptgebäudes leeren sich. Roman Riklin, Autor, Komponist und musikalischer Leiter des ETHeaters „Welcome Tomorrow“ (1) , baut in einem Seminarraum vor der Wandtafel ein Piano auf. Langsam trudeln Studierende und ETH-Mitarbeitende ein. Sie kommen aus allen Ständen und Bereichen und sind zwischen 21 und 54 Jahre alt. Die wöchentliche Chorprobe für das musikalisch-tänzerische ETHeater beginnt. Von Michael Schlumpf Die singenden Protagonisten proben seit sieben Wochen und haben sich bereits etwas kennen gelernt. Die Stimmung ist locker, es wird viel gelacht. „Weil es draussen so kalt ist, wärmen wir uns zuerst etwas auf“, animiert der musikalische Leiter Roman Riklin den Chor nach einer kurzen Begrüssung. Ein Gesumme geht los, zuerst noch zögerlich und etwas gehemmt – doch bereits nach kurzer Zeit wird es lauter und voller. Bei einem sich wiederholenden „nana“ zur Melodie von „Rainbow“ erwachen die Stimmen und tönen kräftiger.
Und schon führt Riklin die singenden ETH-Angehörigen mitten in die Partitur. Präzis gibt er eine Stelle an, spielt die Melodie auf dem Piano einmal vor und zwingt die Sängerinnen und Sänger zu einem Ganzen aus vier Stimmen zu werden. Alle arbeiten konzentriert. Einige haben noch etwas Mühe, sich zurechtzufinden – doch nach einigen Wiederholungen können unpräzise Stellen ausgemerzt werden: „wir schaffen Wissen und Wissen schafft Wunder – wir sind gewissenhafte Erkunder – und wir forschen mit Wissensdurst und Fleiss – und wir liefern am Ende den Beweis…“ Die Chormitglieder finden sich in der Partitur gut zurecht und haben keine Mühe, den Sprüngen ihres Dirigenten zu folgen. Roman Riklin weiss genau, was er hören will: „Die nächsten Worte müssen gestochen scharf, Staccato-artig, zickig ausgesprochen werden.“ Und der Chor folgt seinem Wunsch: „Häberli – Hans – ist – mit – sofortiger – Wirkung – zu – entlassen.“ Die Teilnehmer haben sichtlich Spass an der gemeinsamen Arbeit. „Ich singe seit ich zehn Jahre alt bin und habe einen neuen Chor gesucht“, erklärt Christian Fischlin, Informatikstudent im 5. Semester, sein Interesse und Sabine Mangold, mittlerweile Dozentin an der Schule für Ergotherapie, fügt hinzu: „Ich singe seit 16 Jahren und als ich das Projekt sah, hat es mich einfach interessiert.“
|
Roman Riklin ist mit viel Engagement bei der Arbeit – auch wenn er es nicht gewohnt ist, mit Laien zu arbeiten. „Zu Beginn habe ich mich genervt, dass für einige im Moment die Prüfungsvorbereitungen oder Skiferien wichtiger sind, als eine Chorprobe. Aber es gibt auch ein enormes Potential: wenn ein 60-jähriger Professor mit einem 21-jährigen Studienanfänger und Heavy-Metal-Gitarristen gemeinsam etwas erarbeitet, ist das schon extrem spannend“, erklärt Riklin seine Motivation. Nach mehr als zwei Stunden ist eine weitere Chorprobe zu Ende. Unermüdlich fordert der Walliser Gregor Kreuzer, Physikstudent im 7. Semester, seine Mitsängerinnen und Sänger zu einem Bier im bQm auf und fast alle treffen sich nach kurzer Zeit wieder.
|
||||||||
Literaturhinweise:
Fussnoten:
Sie können zu diesem Artikel ein Feedback schreiben oder die bisherigen lesen. |