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Rubrik: Tagesberichte

Neuerungen bei der Pensionskasse der ETH
Umstrittener Beitrag

Published: 09.07.2007 06:03
Modified: 09.07.2007 12:45
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Letzte Woche fand die zweite Informationsveranstaltung über die Neuerungen der Publica, der Pensionskasse des Bundes, an der ETH statt. „Publica – wie geht es weiter?“ lautete ihr Titel - und den vielen Anwesenden wurde schnell klar: Es wird schlimmer als vermutet.



Gabrielle Attinger (mailto:gabrielle.attinger@cc.ethz.ch)

Das Informationsbedürfnis zu den Änderungen bei der zweiten Säule ist gross. Der Hörsaal HG F 5 war bis zum letzten Platz besetzt und einige Personen nahmen stehend teil, als am 2. Juli die Neuerungen im Pensionskassensystem der ETH(1) im ETH Zentrum vorgestellt wurden. Dazu eingeladen hatte nicht etwa die Personalabteilung, sondern der Stab der Personalkommission in der Departementskonferenz D-BAUG (2) . Der Anlass war ursprünglich als departementsinterne Infoveranstaltung geplant. Auf Wunsch von Personen ausserhalb des Departements öffnete sie die Peko D-BAUG für alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der ETH und erweiterte sie auf zwei Veranstaltungen – je eine am Hönggerberg und im Zentrum.

Klare Worte

Als Referenten hatte man Hanspeter Lienhart gewonnen, der als Zentralsekretär des Verbands des Personals öffentlicher Dienste vpod u.a. für die Pensionierten zuständig ist und der Publica-Kassenkommission als Präsident vorsteht. Ohne Umschweife stieg er gleich ins Thema ein und riss das Publikum mit seinen prägnanten, unmissverständlichen Erläuterungen förmlich mit. Die Publica wechselt am 1. Juli 2008 vom Leistungsprimat zum Beitragsprimat. Was heisst das? „Beim Leistungsprimat trägt die Kasse das Risiko, beim Beitragsprimat die Versicherten“, erklärte Lienhart. Beim Leistungsprimat wird die Rente reglementarisch mit einem fixen Prozentsatz des letzten versicherten Lohnes festgelegt. Die Rente ist abhängig vom Alter des Versicherten beim Eintritt in die Vorsorgeeinrichtung. Um den Leistungssatz bei Lohnerhöhungen beizubehalten, müssen Nachzahlungen getätigt werden, d.h. die Versicherten müssen sich in die höhere Lohn- und Rentenstufe einkaufen. Wichtigster Vorteil des Leistungsprimats ist damit, dass das Leistungsniveau auch bei verändertem Lohn beibehalten wird.

Beim Beitragsprimat richten sich die Renten prinzipiell nach der Höhe der bezahlten Beiträge. Die Versicherten können die zu erwartende Rente daher jederzeit berechnen. Die Versicherung ihrerseits kann immer voraussehen, wie viele Beiträge sie wann zu finanzieren hat, kann also langfristiger und ohne viel Risiko ihre Mittel anlegen. Bei jeder Erhöhung des versicherten Verdienstes sinkt aber der Vorsorgegrad, das heisst, die zu erwartenden Leistungen reduzieren sich relativ zum Lohn. Prinzipiell fallen die Rentenleistungen beim Beitragsprimat also meist tiefer aus als beim Leistungsprimat.

Zu viele Frühpensionierungen

Hanspeter Lienhart erklärte auch den Grund, weshalb Publica das Risiko von sich auf den Kunden abwälzt. Die vorzeitigen Pensionierungen sind nicht in den Finanzierungsplänen der Vorsorgeeinrichtungen eingebunden. Sie kosten 65 Millionen Franken im Jahr. Der Bund hat deshalb Druck auf die Kassen gemacht, sich besser zu finanzieren. Die Publica ist besonders stark belastet, denn nur 45 Prozent ihrer Versicherten sind noch erwerbstätig, 55 Prozent beziehen als Pensionierte Rentenleistungen. Sie kann daher nur eine konservative Anlagepolitik ohne viel Risiko verfolgen und hat einen besonders schlechten Deckungsgrad.

Neben dem Wechsel vom Leistungs- zum Beitragsprimat saniert sich die Publica auch mit der Senkung des so genannten technischen Zinssatzes, anhand dessen man die langfristig zu erwartenden Vermögenserträge ermittelt. Er wird von 4 auf 3,5 Prozent gesenkt. Ausserdem werden bei Frühpensionierungen künftig die Renten massiv gekürzt.

Referat vor vollen Rängen: Hanspeter Lienhart bei seiner letzten Präsentation über die Neuerungen bei der Publica

Am meisten betroffen sind 45-54jährige

Die Beiträge im neuen Vorsorgesystem sind nach Alter gestaffelt. Die jüngeren Versicherten bezahlen weniger, die Leute ab 45 Jahren dafür massiv mehr: Für die 45-54jährigen wächst der Beitragssatz von 16,5 für Arbeitnehmer und Arbeitgeber auf 20,5 Prozent des Lohnes. Bei den über 55jährigen wachsen die Sparbeiträge sogar von 18 auf 27 Prozent. Für Lienhart ist daher klar: Die Versicherten über 45 können die heutigen Leistungsziele mit diesem System nicht mehr erreichen.

Die Gewerkschaften haben indes ein paar Übergangsregelungen „erzwungen“, wie es der Kommissionspräsident ausdrückte, um die Einbussen etwas zu mildern. Bei den 45-50jährigen übernimmt der Arbeitgeber während der nächsten sieben Jahre einen zusätzlichen Prozentpunkt des Beitrags. Für die 51-54-jährigen sind es sogar zwei Prozentpunkte. Der Arbeitgeber zahlt also 55 bzw.60 Prozent des Vorsorgebeitrags, die Versicherten 45 bzw. 40. So zahle man für schlechtere Leistungen nicht sehr viel mehr, kommentierte Lienhart süffisant.

Entscheidung im November

Die über 55Jährigen erhalten in der Übergangsregelung eine statische Besitzstandsgarantie von 95 Prozent der nach altem System zu erwartenden Rente. Sollten die Leistungen im neuen Regime höher ausfallen, so werden diese zudem gewährt. Das neue System wird zwar erst im Sommer nächsten Jahres eingeführt, doch Stichtag für die Migration der Daten ist der 31. Mai 2008. Wer bis dann 60 Jahre alt ist, kann wählen, ob er seine Rente nach dem alten oder neuen System beziehen will. Wer sich frühzeitig pensionieren lässt, wird die Leistungen nach dem Leistungsprimat beziehen können. Kündigungen für vorzeitige Pensionierungen müssen allerdings sechs Monate im Voraus erfolgen. Entschieden werden muss also schon vor Ende November. Daher wird Publica voraussichtlich im September ein Tool zur Berechnung der Rente nach altem und neuem System auf ihre Website stellen. Noch im Juli wird sie all denen, die sich zurzeit einkaufen, ein Informationsschreiben zustellen – der Einkauf ist nach neuem System ja nicht mehr möglich.

Am 15. August will Publica gemäss Hanspeter Lienhart all jene informieren, die am 31. Mai 2008 älter als 60 Jahre sein werden Im Herbst folgt ein Schreiben an alle Versicherten, die einen Teil der Rente vorbezogen haben, sowie an alle Geschiedenen, das sie über ihre Risikosituation aufklärt.

Beruhigen werden diese Briefe allerdings niemand, das war nach den Ausführungen Lienharts allen im Saal klar. Die Frage nach einem Kassenwechsel kam auf. Lienhart beschönigte aber auch in dieser Hinsicht nicht: Der Gesetzgeber verpflichte die ETH, sich bei Publica zu versichern, erklärte er. Applaus gab es dennoch – für den Referenten und seine klaren Worte.

Footnotes:
(1 Informationen über die Neuerungen von Publica: www.publica.ch
(2 Tondokumente der Infoveranstaltungen und Präsentation: http:/www.baug.ethz.ch/news


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