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Rubrik: Tagesberichte

Gentech-Weizen: Vom Freiland ins Labor
Ende des Feldversuchs

Published: 14.07.2004 15:00
Modified: 15.07.2004 08:36
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Am Mittwoch ist mit dem Abbau der Schutzzelte gegen Pollenflug in der ETH-Forschungsanstalt Lindau-Eschikon die Freilandphase des Experiments mit gentechnisch verändertem Weizen zu Ende gegangen. Es folgen nun die vorgeschriebenen Sicherheitsmassnahmen sowie die Laboranalysen.



Von Norbert Staub (mailto:norbert.staub@sl.ethz.ch)

Eine kleine Zeltstadt stand bis vor kurzem auf dem 90-Quadratmeter-Feld mit den 8 Quadratmeter Gentechweizen in der ETH-Versuchsstation Lindau. Obwohl Weizen nicht auskreuzt, hatten die ETH-Pflanzenwissenschaftler während der Pollenproduktion und -flugphase zum Schutz der Nachbarschaft vor jeder Art von Belästigung mit Pollen Zelte über die entsprechenden Parzellen gespannt. Ein augenfälliges Zeichen des Versuchsendes ist, dass diese jetzt abgebaut werden können.

Es war ein gutes Jahr für den Stinkbrand: auf dem Versuchsfeld hat die vergleichsweise kühle und feuchte Witterung der vergangenen Monate die gewollte Infektion des Weizens durch diesen Schädlingspilz begünstigt. Die Forscher benützen den Stinkbrand als Modellpilz, um ein Resistenzgen zu testen, das sie in den Weizen eingebaut haben. Dieser wurde Mitte März ausgesät, nach jahrelangem Hürdenlauf durch die Bewilligungsinstanzen (1) . Nun wird sich weisen, wie der Weizen auf den Pilz reagiert hat; die Versuchs-Pflanzen und jene aus der Kontrollgruppe sind geerntet. „Ich bin zufrieden mit dem bisherigen Verlauf des Experiments“, sagt Versuchsleiter Christof Sautter gegenüber „ETH Life“.

Sicherheit geht vor

Wie Sautter festhält, befand sich unter den Pollenschutz-Zelten vor Abschluss des Experiments an sich nichts mehr, was einer besonders vorsichtigen Behandlung bedürfte: „Wir haben die Ähren des transgenen Weizens gegen Ende des Versuchs entfernt, und zwar vor der vollständigen Reife der Samen. Dies schliesst parktisch aus, dass keimfähiges Weizenmaterial oder Stinkbrand-Sporen in die Umgebung gelangen“, so Sautter. Was noch auf dem Feld stehe, sei überwiegend leeres Stroh, das in den kommenden Tagen geschnitten, in Kehrichtsäcke verpackt und in der Verbrennungsanlage restlos vernichtet werde.

Das ist aber noch nicht alles: Nach der Entfernung auch der letzten pflanzlichen Rückstände vom Feld werden die Beete, auf denen transgene Pflanzen standen, bis zehn Zentimeter tief abgetragen; und dieser Abraum wird bei 120 Grad sterilisiert. Zudem wird die ganze Bodenoberfläche mit Hitze behandelt.

Abbau der pollendichten Zelte auf dem Versuchsfeld: Das Experiment verlagert sich nun ins Labor.

Schliesslich kontrollieren die ETH-Pflanzenwissenschaftler die Parzelle im kommenden Jahr erneut auf nachträglich auskeimende Samen. Damit wird den zum Teil selbst auferlegten strengen Auflagen Nachachtung verschafft.

Fokus auf Wechselwirkungen

Der Freiland-Teil ist zwar abgeschlossen, im Labor aber fängt die Arbeit zum Teil erst an: Hier geht es den Forschenden nun darum zu prüfen, in welchem Masse die transgenen Pflanzen Brandpilz-Resistenz ausgebildet haben.

Und zudem interessiert die Frage, welche molekularen Effekte die „Immunisierung“ des Weizens gegen den Stinkbrand hatte. Eine Frage zum Beispiel ist, ob sich der Stoffwechsel des Weizens verändert hat. Darüber hinaus stellt sich eine Reihe von Fragen zur Biosicherheit. „Für mich ist von besonderem Interesse, welche Interaktionen es zwischen dem transgenen Weizen und anderen Organismen gegeben hat. Ich denke da an Mikroorganismen in der Rhizosphäre (Wurzelbereich) oder an Insekten wie Blattläuse, Collembolen oder Getreidehähnchen“, sagt Christof Sautter.

Resultate gegen Ende Jahr

Weitere Sicherheits-Untersuchungen werden zum Teil von Experten ausserhalb der ETH gemacht: Prof. Felber von der Universität Neuenburg überprüft, ob der Weizen trotz aller Schutzvorkehrungen auf das nahe verwandte Wildgras Aegilops ausgekreuzt hat. Überdies wird im Kantonalen Laboratorium Basel-Stadt der Ackerboden auf allfällige Rückstände von DNA des transgenen Weizens untersucht. Und schliesslich widmet sich ETH-Lebensmittelwissenschaftler Leo Meile der Ampicillinresistenz in Bodenbakterien. Mit Resultaten ist gegen Ende Jahr zu rechnen.

Footnotes:
(1 Vergleiche dazu den ‚ETH Life’-Bericht: „Der Gentechweizen ist auf dem Feld“ vom 19. März 2004: www.ethlife.ethz.ch/articles/aussaatgtw.html


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