Immer wieder erleben ETH-Absolventinnen und -Absolventen nach dem Einstieg ins Berufsleben, dass ihnen trotz einer guten Fachausbildung grundlegendes Knowhow fehlt. Häufig mangelt es dabei nicht nur an theoretischem betriebswirtschaftlichem Wissen, sondern auch an gewissen Soft Skills, hat Pius Baschera, Professor für Unternehmensführung an der ETH Zürich festgestellt. Der Firmenchef des Befestigungsspezialisten Hilti weiss aus eigener Erfahrung, wovon er spricht. "Wie arbeitet man im Team, wie fällt man in Projektgruppen Entscheide und wie präsentiert man Sachverhalte angemessen – solche Fähigkeiten fehlen vielen Abgängerinnen und Abgängern."

Um diesem Manko etwas entgegenzuwirken, bietet das Departement Management, Technologie und Ökonomie (D-MTEC) bereits seit zwei Jahren die Ringvorlesung "Discovering Entrepreneurship" an, welche Studierenden aller Richtungen Grundlagen zum Thema Unternehmensführung vermittelt. (1) "Wir erheben mit diesem Angebot nicht den Anspruch, Unternehmer auszubilden", stellt Baschera klar, der die Vorlesung koordiniert. "Unser Zielpublikum sind Bachelor- und Masterstudierende sowie Doktorierende aus anderen Departementen, welche sich Basiswissen zum Thema Unternehmensführung aneignen möchten." Die Ringvorlesung basiert auf einem Standardmodell für Unternehmen und behandelt alle Aspekte der Unternehmensführung. Vision, Werte und Strategie eines Unternehmens werden genauso angesprochen wie konkrete Fragen rund um Themen wie Marketing, Innovationsmanagement, Human Resources oder Qualitätssicherung. Schliesslich befasst sich die Ringvorlesung auch mit dem Output: Wie werden die verschiedenen Stakeholder befriedigt und wie sieht das Geschäftsergebnis aus? Und wie fliessen die Resultate wieder zurück in die Steuerung des Unternehmens?

Die Ringvorlesung "Discovering Entrepreneurship" basiert auf diesem Standardmodell für erfolgreiche Unternehmen.

Mit der Vermittlung grauer Theorie wollen es die Dozierenden nicht bewenden lassen. Ergänzend zur Vorlesung absolvieren die Studierenden praktische Übungen. Kernstück ist ein Simulationsspiel, bei dem die Studierenden in Vierer- bis Sechserteams erfolgreich ein Unternehmen führen müssen. "Das Planspiel ist dem realen Leben sehr gut nachempfunden", erzählt Baschera. Die Studierenden müssen in sechs Runden das Gelernte interaktiv umsetzen. Sie lernen dabei, in Gruppen gemeinsam Entscheide zu fällen, sie müssen Strategien entwickeln und sich beispielsweise überlegen, wann und zu welchen Preisen sie Güter einkaufen und verkaufen wollen. Auf Grund ihrer Eingaben berechnet das Programm anschliessend, wie sich die Entscheide auf das Unternehmen auswirken – die Studierenden werden also unmittelbar mit den ökonomischen Folgen ihres Handelns konfrontiert.

An der Ringvorlesung beteiligen sich insgesamt elf Professoren und Professorinnen des Departements. "Für uns ist diese Vorlesung auch eine Art Schaufenster, das uns ermöglicht, unsere Leistungen innerhalb der ETH zu präsentieren", meint Baschera. Im Gespräch mit Vertretern anderer Departemente habe er festgestellt, dass das Angebot einem echten Bedürfnis entspreche. "Gerade die Studierenden haben häufig nur vage Vorstellungen, was wir am MTEC konkret machen. Dieses Bild wollen wir mit unserer Ringvorlesung korrigieren."