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Rubrik: Tagesberichte "World Spirit Forum" mit Richard Ernst Im Schatten von Davos |
Published: 16.01.2004 06:00 Modified: 15.01.2004 16:34 |
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Das kommende Woche beginnende „World Economic Forum“ (WEF) wirft seine Schatten voraus. In Arosa findet ab übermorgen Sonntag, nicht zufällig kurz vor dem WEF, erstmals das „World Spirit Forum“ (WSF) statt, das sich als – noch bescheidene – Ergänzung zum WEF versteht und auf das Thema „Ethik und Wirtschaft“ fokussiert. Am WSF referieren wird auch Richard Ernst, ETH-Professor und Chemie-Nobelpreisträger 1991. Von Norbert Staub (mailto:norbert.staub@sl.ethz.ch) Ziel des erstmals in Arosa vom 18. bis 20. Januar stattfindenden „World Spirit Forum“ ist es, den Handelnden an den Schalthebeln von Wirtschaft und Politik bewusst zu machen, dass nicht-materielle, also ethische und geistige Werte mindestens ebenso entscheidend für das Wohl künftiger Generationen seien wie materielle, heisst es in einer Information der Veranstalter. Das World Spirit Forum sei für ihn „ein Versuch“, meint Richard Ernst gegenüber „ETH Life“. Es habe sich noch nicht klar herauskristallisiert, welches Profil die Veranstaltung am Ende annehmen wird. „Das Ziel ist es, geistige, künstlerische und emotionale Aspekte zu betonen, die in unserer geschäftigen Welt leicht untergehen, die aber für unser zukünftiges Wohl ebenso wichtig sind wie die materiellen“, erklärt Ernst. Im Chor von WEF-BegleitstimmenBefürchtet Ernst nicht, mit „Arosa“, im bereits bestehenden Chor der vielen (globalisierungs-)kritischen Stimmen zum WEF (1) unterzugehen? „Nein, denn das WSF ist eben keine 'Gegenveranstaltung', kein Ausdruck von Protest“, meint der Nobelpreisträger dazu.
Es sei vielmehr eine Gelegenheit der Kontaktaufnahme in der Hoffnung, „dass daraus fruchtbare Ideen entstehen.“ Um sich gegenüber dem WEF zu positionieren, betonen die Veranstalter des Forums von Arosa den Begriff „Spiritualität“. Definiert wird er als „Fähigkeit, das Eigeninteresse zurückzustellen und im Sinne aller Menschen zu denken und zu handeln.“ Zwischen „spirituell“ und „Spirit“Spiritualität ist wohl gerade für viele, die „exakte“ Wissenschaft betreiben, ein schwieriger, kaum handhabbarer Begriff, der deshalb vielfach auch nicht ernst genommen wird. – Wie stellt sich der ETH-Professor und Nobelpreisträger Richard Ernst dazu? „Mir persönlich ist der Begriff 'Spiritualität' auch suspekt“, so Ernst. „Er deckt heute esoterische Bereiche ab, mit denen ich selbst wenig gemeinsam habe.“ Er selber identifiziere mit dem vom Forum geführten Begriff 'Spirit' mehr den Geist, die Kreativität, die Lebenskraft und Emotionalität. Diese humanen Aspekte stünden nicht im Gegensatz zur Rationalität, sondern ergänzten sie, sagt Richard Ernst. Verantwortung der HochschulenIn seinem Referat, so Ernst, werde er unter anderem auf die besondere Verantwortung der Hochschulen in Politik und Wirtschaft eingehen, die in seinen Augen über „beachtliche Möglichkeiten“ verfügten, den Gang der Geschichte positiv zu beeinflussen. – Nämlich durch ihre Anstrengungen in Forschung und Bildung sowie durch konzeptionelle geistige Vorarbeit. References:
Footnotes:
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