|
Rubrik: Tagesberichte |
Print-Version
|
Präsentation des Wasserstoff-getriebenen Hy-Light Rassiger Rohling |
Von Christoph Meier Die Szenerie ist unbestimmt, fast unheimlich: Wir befinden uns in einer für das Schweizer Mittelland typischen, gesichtlosen Industriezone in der Nähe von Fribourg. Am angegebenen, aber nicht ausgeschilderten Ort treffen wir auf ein umzäuntes, fensterloses Fabrikgebäude, das bei der vorherrschenden Nebellage und den frostigen Temperaturen nicht gerade einladend wirkt. Bei der Pforte werden wir freundlich aber bestimmt aufgefordert, Ausweise abzugeben. Auf Nachfrage hin werden wir nach fünf Minuten abgeholt. Nachdem wir über eine Rampe in den Untergrund abgetaucht sind, ist es dann soweit: Zum ersten Mal wird in der Schweiz den Medien das neue Brennstoffzellenauto Hy-Light präsentiert. Entwickelt wurde es vom Paul Scherrer Institut und dem Pneuhersteller Michelin, an dessen bisher kaum bekannten Forschungstandpunkt Givisiez wir uns befinden. Sieht man den Hy-Light, ist es im ersten Moment wie bei einem Formel-1-Boliden: Die Neuentwicklung ist überraschend klein, wenn man die Bilder von ihr noch im Hinterkopf trägt. Ansonsten erinnert der vierplätzige Hy-Light an einen typischen Kleinwagen, eine Mischung aus Smart und einem VW-Golf.
Sein Status als Prototyp wird aber nicht versteckt. So wirken viele Details wie die kantige Innenauskleidung solide aber vom Design her noch nicht ausgearbeitet. Der Rohlingscharakter wird verstärkt durch klar ersichtliche Schweiss- und Falznähte. Bei näherem Hinschauen entdeckt der Betrachter viel Liebe zum Detail. So wird beispielsweise das Nummerschild mit LED-Lämpchen beleuchtet, oder am Fahrersitz hängt ein Pümpchen, wahrscheinlich für die Härteregulation des Sitzes. Nach dieser ersten Inspektion freut man sich, Hy-Light seiner Bestimmung entsprechend als Automobil erleben zu dürfen. Obwohl wir nicht selbst ans Steuer gelassen werden, erhält man bei der Probefahrt auf dem Geländer der Forschungsstätte einen ersten Eindruck des Fahrgefühls mit dem Wasserstoffgefährt. Trotz der Last von vier in den Kleinwagen gepferchten Passagieren, erreichen wir nach rund 50 Metern eine Geschwindigkeit von 60 Stundenkilometer. In den engen 90 Grad Kurven beweist der Hy-Light auch seine gute Haftung und empfiehlt sich als rassiges und wendiges Stadtmobil.
Kaum auf den Geschmack gekommen, ist die Demonstration auch schon wieder vorbei. Von aussen kann man nochmals die ausgeklügelte Radaufhängung bewundern, während dem die Verantwortlichen von Michelin erläutern, dass sie die Neuentwicklung selber sicher nicht zur Serienreife bringen wollen. Es ginge vielmehr darum zu demonstrieren, was alles möglich sei, wenn man den Elektroantrieb für das gesamte Auto ausreize. Dabei sei die Regulation der Dämpfung der Räder nur ein Aspekt. Nach einem kurzen Imbiss ist der Anlass vorbei, und Givisiez verschwindet nach der Abfahrt bald aus dem Blickfeld. Alles wirkt wie ein Traum und wir fragen uns, ob wir je den Nachfolgern von Hy-Light einmal auf den Schweizer Strassen begegnen werden. |
|
||||||||||||
Literaturhinweise:
Fussnoten:
Sie können zu diesem Artikel ein Feedback schreiben oder die bisherigen lesen. |