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Rubrik: Tagesberichte
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Publiziert: 19.03.2004 06:00

Junge BrainFair an der ETH Zürich
Hirnforschung für Jugendliche

Letzten Mittwoch fand im Rahmen der BrainFair zum ersten Mal die Junge BrainFair statt, eine Veranstaltung, zu der ausschliesslich Kinder und Jugendliche zugelassen waren. Mit dem Thema "Das Gehirn - Graue Zellen und bunte Bilder" führte Professor Lutz Jäncke die interessierten Jugendlichen in die Welt des Gehirnes ein.

Von Roberto Stefàno

Die Kinderuni (1) hat Schule gemacht: An der diesjährigen BrainFair (2) fand zum ersten Mal eine Vorlesung mit einer oberen Altersgrenze von 16 Jahren statt, mit dem Ziel, Jugendliche an ein wissenschaftliches Gebiet heranzuführen, ihr Interesse zu wecken und sie für ein komplexes Thema wie das Gehirn zu sensibilisieren. Nur rund 50 Jugendliche kamen dazu an die ETH, weshalb der Audimax nur spärlich besetzt war. Dafür glänzten die Anwesenden durch ihre Wissbegierde: "Ich will mehr über das Gehirn wissen", erklärte Marcel (13). Sein Freund Joël (13) war schon etwas konkreter: "Mich interessiert, welcher Teil des Hirnes für welche Funktion zuständig ist".

Andere Jugendliche brachten bereits gewisse Vorkenntnisse mit. So auch Katja: "Unser Deutschlehrer hat uns im Vorfeld einige Informationen über das Hirn geliefert und uns dann diese Veranstaltung ans Herz gelegt", gab die 14-jährige Gymnasiastin Auskunft. Nun möchte sie mehr erfahren über die Auswirkungen von Fernsehen oder Drogen auf das Gehirn.

Zutritt nur für Jugendliche

"Es ist wie im Kino, nur lernt man noch etwas", empfand Naomi die Atmosphäre im Audimax. Die 13-jährige war mit ihrer Klasse zu Besuch. Auch hier hatte der Lehrer mit einer Dokumentation über den Menschen und sein Gehirn den Grundstein gelegt, um danach gemeinsam den Vortrag zu besuchen. Nun wartete die gesamte Klasse gespannt auf den Beginn - jedoch ohne Lehrer. "Erwachsene müssen draussen bleiben", erklärte Isabel Klusman, Mitorganisatorin der Jungen BrainFair. "Dies gilt auch für Lehrer, die mit ihrer Klasse die Veranstaltung besuchen." Da der Vortrag speziell für Jugendliche konzipiert wurde, sollten sie sich nicht beobachtet fühlen und sich auch wie richtige Studentinnen und Studenten vorkommen.

In einer 45-minütigen Vorlesung führte Lutz Jäncke die jungen Studierenden in die Welt des Hirnes ein. Einfach erklärt, unterstützt durch zahlreiche Bilder und in einer Sprache, die den Jugendlichen nahe ging, streifte der Professor für Neuropsychologie der Universität Zürich Gebiete wie die Geschichte der Hirnforschung, einzelne Forschungsmethoden, Auswirkungen bei Schäden im Hirn oder den Einfluss von Drogen auf das Denkorgan. Wobei der Bezug zu den Jugendlichen immer wieder hergestellt wurde. So konnte Jäncke widerlegen, dass das Gehirn ab einem gewissen Alter nicht mehr wachse, ein gutes Erinnerungsvermögen nicht antrainierbar sei oder dass Kaugummikauen während einer Prüfung die Leistungsfähigkeit des Hirnes steigere.


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Sarina und Helena wollten schon die Kinderuni besuchen. Jetzt sind sie von der Jungen BrainFair begeistert. gross

Von Brücken und Seepferdchen

Welche Langzeitschäden Drogen im Hirn anrichten können, erklärte der Neuropsychologe mit einfachen Bildern und Begriffen anhand von Ecstasy. "Ich habe mir vorgenommen, keine Fremdwörter zu benutzen", erläuterte Jäncke die spezielle Vorbereitung auf seinen Vortrag. "Bei all den Fachausdrücken ist dies aber gar nicht einfach." So wurde aus dem Corpus Callosum, welches die linke und die rechte Hirnhemisphären verbindet kurzerhand "die Brücke" oder dem Hippocampus, einer Wulst am Boden des Gehirns, nach seiner gekrümmten Form ein "Seepferdchen".

Dass sein Vortrag gut angekommen ist, zeigte die angeregte Diskussionsrunde am Ende der Vorlesung, die nach anfänglichem Zögern, kaum mehr zu stoppen war. "Ich war beeindruckt von der Diskussion", gestand Lutz Jäncke. "Die meisten Fragen waren nicht einfach losgelöst vom Thema, sondern knüpften genau an meinen Vortrag an."

Wermutstropfen Teilnehmerzahl

Die Junge BrainFair hat dem Neurologen damit genauso viel Spass gemacht wie den Jugendlichen. "Ich fand den Vortrag sehr Interessant und spannend", erklärten einstimmig Sarina (12) und Helena (12). Die Freundinnen waren beeindruckt, wie das Gehirn beeinflusst werden kann und welche Störungen bei einem Menschen auftreten, der ohne "Brücke" auskommen muss. "Schade ist nur, dass so wenig Leute gekommen sind", waren sich die Schülerinnen einig. Diese Tatsache ist auch Isabel Klusman aufgefallen, obwohl sie noch keine abschliessende Bilanz ziehen möchte: "Wir müssen zuerst einmal zusammensitzen und die Veranstaltung auswerten. Danach werden wir aber nach Lösungen suchen, wie wir mehr Leute erreichen."


Fussnoten:
(1) Website der Kinderuniversität Zürich: www.kinderuni.unizh.ch/
(2) Website der Veranstaltungs-Woche "BrainFair 2004": www.brainfair-zurich.ch



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